Unguter Klang auf der Kenner Sang

Ein 20 Hektar umfassender Solarpark mit rund 100 000 Modulen und einer Leistung von maximal 7,5 Megawatt soll zwischen Kenn, Longuich, Trier-Ruwer und Mertesdorf entstehen. Doch nun regt sich Widerstand gegen das Projekt.

 Stößt auf Widerstand: Die Fläche der Solaranlage (blau-gelbes Feld) ist fast so groß wie die Ortslage Ruwer. Ein solcher Zaun (Foto) würde sie umgeben. Grafik: Birgit Keiser; TV-Foto: Archiv/Friedhelm Knopp

Stößt auf Widerstand: Die Fläche der Solaranlage (blau-gelbes Feld) ist fast so groß wie die Ortslage Ruwer. Ein solcher Zaun (Foto) würde sie umgeben. Grafik: Birgit Keiser; TV-Foto: Archiv/Friedhelm Knopp

Trier-Ruwer/Kenn. Unter dem Titel "Solarpark in Größe XL" hatte der TV am 13. März über die erste Präsentation des Projekts berichtet. Das dafür vorgesehene Terrain grenzt unmittelbar an die B 52 nach Hermeskeil und liegt auf der Gemarkung Longuich. Allerdings sind die betreffenden Flächen Eigentum der Gemeinde Kenn, die gegenüber den künftigen Anlagebetreibern als Verpächterin auftritt. Kooperationspartner bei Bau und späterem Betrieb sind die süddeutsche Phoenix AG und die Bürgerservice Trier GmbH.Die Vorstellung des Projekts im März erfreute jedoch nicht alle. Karl Pickan aus der Dagobertstraße in Ruwer wohnt nur 400 Meter entfernt vom künftigen Solarstandort. Das Riesenprojekt erregte den Argwohn des Ingenieurs und er begann, sich in die für ihn fachfremde Sparte "Solartechnik" einzuarbeiten. Inzwischen hat Pickan eine umfassende, mit Zahlen unterlegte Dokumentation erstellt. Mit ihr will er beweisen, dass dieses Projekt aufgrund seiner Größe und seines Standorts nicht dem Solar-Leitfaden des Bundes-Umweltministeriums entspricht. Unterstützung erhält Pickan von den Ruwerern Reinhard Binder, Macus Schäfer und Harald Thein-Regelin, stellvertretender Ortsvorsteher von Ruwer. "Keiner von uns ist gegen Solarenergie, aber wir halten diesen Standort für falsch und umwelttechnisch für kontraproduktiv", erklären sie.Als ein Beispiel nennt Pickan die sommerliche Klima-Beeinflussung durch die Großanlage. Er rechnet vor, dass bei starker Sonneneinstrahlung die Hitzereflektion der 100 000 Kollektoren der zehnfachen Abwärme des Moselstahlwerkes im Hafen Trier entsprechen dürfte - mit Folgen für das Klima in Ruwer, im Ruwertal und den dortigen Weinbergen. Außerdem werde ein wichtiges Naherholungsgebiet zerstört, Zugvögel würden um ihre Ruheplätze gebracht und weiteres Ackerland der Nahrungsmittelproduktion entzogen. "Solarenergie macht Sinn auf Dächern und versiegelten Flächen. Das ist auch die Empfehlung des Bundes", sagen Pickan und seine Mitstreiter. Sie wollen nun eine Bürgerinitiative gründen und notfalls auch gerichtlich weiterstreiten."Wir werden alles tun, um das Projekt zu realisieren", erklärt Arnim Kopp von der Verbandsgemeinde Schweich. Wegen der vorgebrachten Klima-Bedenken werde über die Beteiligung eines Klimatologen nachgedacht. Es müsse geprüft werden, ob die Anlage klimatologisch vertretbar ist. Außerdem wolle man das Projekt nach dem Leitfaden des Bundes nacharbeiten. MeinungDen Bogen überspannt? In der Verbandsgemeinde Schweich scheint ein Wettstreit um den Größenrekord beim Bau von Solarparks zu toben. Bisher waren die Standorte noch so gewählt, dass sie wenig oder gar nicht störten. Mit dem Großprojekt an der Trierer Stadtgrenze scheint man aber den Bogen überspannt zu haben. Großanlagen mit Industrie-Charakter platziert in "gefühlter" Natur fordern den Widerstand heraus. Nun droht der Solarenergie dieselbe Diskussion, wie sie schon um die landschaftszerstörenden Windkraft-Spargel tobt. f.knopp@volksfreund.de

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