Verbandsgemeinde Ruwer will Schule abgeben

Der Verbandsgemeinderat Ruwer hat in seiner Sitzung gestern Abend den Grundsatzbeschluss gefasst, die Trägerschaft der Realschule plus in Waldrach an den Kreis Trier-Saarburg abzugeben. Der Beschluss erging mehrheitlich bei einer Gegenstimme.

 Soll Eigentum der Verbandsgemeinde bleiben: die Realschule plus in Waldrach. TV-Foto: Archiv/Friedheln Knopp

Soll Eigentum der Verbandsgemeinde bleiben: die Realschule plus in Waldrach. TV-Foto: Archiv/Friedheln Knopp

Waldrach. "Die Trägerschaft einer Schule abzugeben fällt nicht leicht, und auch viele Eltern werden diese Veränderung mit Misstrauen beobachten. Doch wirtschaftliche Zwänge lassen uns keine andere Wahl": Unter diesem Leitgedanken stand in der jüngsten Sitzung des VG-Rates Ruwer die Debatte um das Schicksal der Realschule plus in Waldrach, die zurzeit von rund 260 Schülerinnen und Schülern besucht wird.

Die Übergabe der Trägerschaft hat vor allem einen finanziellen Hintergrund: Bleibt die VG Ruwer Schulträger, zahlt sie künftig doppelt - zum einen für den eigenen Schulbetrieb in Waldrach, zum anderen durch eine erhöhte Abgabe (Kreisumlage) der Verbandsgemeinden an den Kreis.

Über die höhere Umlage sollen die erheblichen Mehrkosten ausgeglichen werden, die dem Kreis durch die vom Land gewünschte Übernahme aller weiterführenden Schulen entstehen.

Die von der Verwaltung in Waldrach aufgestellte Rechnung enthält jährliche Aufwendungen in Höhe von 150 000 bis 160 000 Euro, die durch die Übertragung der Trägerschaft in Waldrach eingespart würden. Davon abzuziehen sind die Mehrkosten durch die höhere (Schul-)Abgabe an den Kreis von rund einem Siebtel der Summe. Unter dem Strich ergibt sich so eine Einsparung von immerhin rund 130 000 Euro pro Jahr.

Ebenfalls im Grundsatz beschlossen wurde, dass die Gebäude der Realschule plus in Waldrach Eigentum der VG Ruwer bleiben. Nach dem Übergang der Trägerschaft soll der Kreis das Schulgebäude als Mieter übernehmen. Nach Angaben der Verwaltung habe der Kreis bereits seine Zustimmung zu diesem Modell signalisiert. Über die Höhe der Mietzahlung sei noch zu verhandeln - ausschlaggebend für den Kreis sei dabei der Zustand von Gebäude und Ausstattung. Auf Beschluss des Rates wurde daher ein in der Haushaltssitzung vom Dezember beschlossener Sperrvermerk aufgehoben. Durch ihn lag eine mit 400 000 Euro veranschlagte Sanierung des Hauptgebäudes zunächst auf Eis.

Entscheidung für ein notwendiges Übel



In der Aussprache betonten alle Fraktionen, dass diese Entscheidung ein notwendiges Übel sei. Lieber hätten sie die VG weiter in der Rolle des Hausherrn gesehen, der in der Waldracher Schule allein die Richtung bestimmt.

"Ausschlaggebend sind letztlich die finanziellen Konsequenzen", sagte etwa Erich Griebeler von der CDU-Fraktion. Allerdings sehe die CDU noch Klärungsbedarf hinsichtlich der Miethöhe.

Von "wirtschaftlichen Zwängen, die zu dieser Entscheidung drängen", sprach Josef Kruft von den Freien Wählern.

Ähnlich sah es Stefan Metzdorf von der Fraktion der Sozialdemokraten.

Ein weiterer Bericht von der Sitzung folgt. EXTRA Unüblich im Kreis Trier-Saarburg ist das von der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer angestrebte "Mietmodell". In den VGen Schweich, Saarburg, Hermeskeil, Kell und Konz übernimmt der Kreis auch die Gebäude - und dies kostenfrei. Die Darlehensbelastungen aus früheren Investitionen in die Gebäude verbleiben aber bei den VGen. Beispielsweise beträgt das von der VG Schweich aufgenommene Darlehen für Investitionen in den Schulbau derzeit noch rund 780 000 Euro. Für den laufenden Betrieb hatte Schweich in den vergangenen Jahren im Schnitt 425 000 Euro (nach Abzug von Schlüsselzuweisung und Kreisbeteiligung) aufgewendet. Diese Summe spart Schweich nach Übergabe der Trägerschaft ein, muss allerdings weiter Darlehenstilgung und Verzinsung tragen. Das bedeutet: Die Einsparung von 425 000 Euro wird in den nächsten Jahren durch 160 000 Euro Tilgung und Zinsen geschmälert und beträgt "nur" 265 000 Euro pro Jahr. Möglicherweise wäre die VG Ruwer als Vermieterin dagegen im Vorteil, da die Mieteinnahmen (Höhe allerdings noch unklar) zur Schuldentilgung verwendet werden können.

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