Verkehrsserie, Teil 11: Grenzverkehr: Die Bahn macht mobil

Trier/Konz/Schweich · Das Auto ist für die meisten Pendler, die in Luxemburg arbeiten, immer noch das Maß aller Dinge. Doch der Bahn- und Busverkehr macht Boden gut. Verbundlösungen sollen den Umstieg attraktiver machen.

Trier/Konz/Schweich. Wer wissen will, wie Pendler ticken, sollte sich im Internetportal "diegrenzgaenger.lu" umschauen. Dort tauscht man sich aus über Arbeitsbedingungen im Ländchen, über Steuern und Versicherungen, aber auch die Mobilität spielt eine große Rolle in den Foren. Gibt es Staus? Wo stehen die Blitzer? Einer fragt, wo man in Luxemburg-Stadt parken kann, ohne sich finanziell zu ruinieren.
Knapp 20 000 Menschen (siehe Karte) pendeln täglich aus der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg nach Luxemburg zur Arbeit. Die weitaus meisten Pendler, mehr als zwei Drittel, reisen mit dem Auto an. Der Busunternehmer Emile Weber, Marktführer im ÖPNV-Grenzverkehr zwischen Luxemburg und der Region Trier, befördert 4000 Fahrgäste täglich. Schlusslicht bei den Verkehrsmitteln ist die Bahn. Nach Auskunft des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Nord gibt es täglich in Igel 700 Reisende, die in Richtung Luxemburg fahren.
Welches Transportmittel das richtige ist, hängt von persönlichen Vorlieben ab, aber auch vom Arbeitsplatz. "Bei einem Job auf dem Kirchberg bietet sich definitiv der Bus 118 an", rät ein erfahrener Grenzgänger einem Ehepaar aus Irland, das in Trier wohnt und wissen möchte, womit man am besten zur künftigen Arbeitsstelle im Ländchen fährt. Die Bahn biete sich an, wenn man im Bahnhofsviertel arbeite, mit dem Auto gebe es je nach Stadtviertel Probleme, einen Parkplatz zu bekommen.

Das Auto: "Wer einigermaßen gut durchkommen will, sollte spätestens um 6.45 Uhr im Auto sitzen", sagt Dirk Engel. Der Schweicher arbeitet bei einer Bank auf dem Kirchberg. Er hat einige Wochen den Bus ab Schweich ausprobiert, die Linie 116 (siehe Kästchen rechts), das Monatsticket kostet 85 Euro. Der Bus klappert ab Schweich die Mitfahrerparkplätze in Longuich und am Gewerbegebiet Sirzenich ab, dann geht's über die A 64 ohne Pause bis zum Auchan in Luxemburg. Engel findet das Busangebot von Emile Weber gut, doch die Fahrt dauere mindestens eine Stunde. Mit dem Auto seit er in 45 bis 60 Minuten am Ziel, sagt Engel. Vorausgesetzt, er gerät nicht in einen Stau. Und das kann leicht passieren. "An der Biewerbachbrücke und ab Grevenmacher ist es am schlimmsten mit dem Stop-and-go-Verkehr."
Die größten Probleme bestünden darin, dass zu viele Pendler alleine im Auto unterwegs seien, sagt Marc Kuhn vom Landesbetrieb Mobilität (LBM). Dem will das Land Rheinland-Pfalz mit dem Ausbau von Mitfahrerparkplätzen entgegensteuern. Bis 2020 soll der Grenzparkplatz bei Mesenich um 1500 Plätze erweitert werden, noch in diesem Jahr sollen 100 Plätze an der B 51 in Konz hinzukommen, auch für die Obermosel gibt es Überlegungen, Mitfahrerparkplätze einzurichten. Der LBM kritisiert, dass es noch zu wenige Verknüpfungsmöglichkeiten mit Bussen und Bahnen gebe. Um den Umstieg auf die Schiene attraktiver zu machen, müssten mehr Parkplätze an Bahnhöfen geschaffen werden.

Die Bahn: "Der Bus ist morgens besser als die Bahn, sagt Daniel Karl aus Igel. Früher fuhr er mit der Bahn zur Arbeit nach Luxemburg, ab Wasserbillig. Zum dortigen Bahnhof fuhr er mit dem Auto. "Ab Wasserbillig ist es deutlich billiger als von Igel oder Trier. Außerdem fahren die Züge im 30-Minuten-Takt." Damit die Bahn im Pendlerverkehr zulegen kann, müssen nach Ansicht Karls zwei Dinge verbessert werden: der Takt im grenzüberschreitenden Zugverkehr und die Anzahl der Parkplätze an den Bahnhöfen.
Wenn die Reaktivierung der Westtrasse (es sind vier neue Haltepunkte in Trier und einer in Ehrang geplant) wie vorgesehen bis zum Jahr 2020 Realität ist, dann wäre das erste Problem entschärft. Denn die Züge sollen im Stundentakt rollen. Bleiben noch Daniel Karls Vorbehalte wegen der Bahnhofsparkplätze. Wenn da nicht mehr passiere, gehe die 19 Millionen Euro teure Westtrasse an den Pendlerbedürfnissen vorbei. Interessanter werde das Bahnfahren, wenn der neue Bahnhof Kirchberg-Pfaffenthal fertiggebaut sei. Von dort sollen die Fahrgäste mit einer Seilbahn in die Oberstadt kommen und dort auf eine Straßenbahn (Tram) umsteigen können (siehe Kästchen unten).

Der Bus: Patric Freiberger aus Trier-Feyen fährt seit acht Jahren mit dem Bus zur Arbeit, anfangs mit der Linie 116 ab Schweich, dann mit der 134 ab Konz. Seit dem Umzug nach Trier nutzt er die Linie 118 ab Messepark Trier, um zur Arbeitsstelle nach Strassen im Westen der Hauptstadt zu fahren. Den Bus nimmt er nicht nur der Umwelt zuliebe. Morgens um 7 Uhr steigt er ein, in anderthalb bis zwei Stunden ist er am Ziel. Zurück benötige er nur eine Stunde, sagt Freiberger. Der 34-Jährige empfindet es als "puren Luxus", mal zwei Stunden im Bus ausspannen zu können. "Bei Unfällen oder oder Staus schlafe ich einfach weiter, lese ein Buch oder schau mir ein Video an." Das Auto nimmt er nur im Ausnahmefall.
Der Zug sei für ihn unpraktisch, sagt Freiberger. "Morgens muss ich erst mal zum Südbahnhof, brauche dort einen Parkplatz und komme auch mit der Bahn nur bis Luxemburg-Zentrum. Von dort muss ich in den Stadtbus umsteigen und bis nach Strassen fahren."
verkehr.blog.volksfreund.deMeinung

Einstieg in den Umstieg?
Viele Pendler haben keine Wahl: Je nachdem, wo sie in Deutschland leben und wo sie in Luxemburg arbeiten, bleibt für sie nur das Auto als Transportmittel. Andere wiederum nutzen das Auto, weil sie unabhängig sein wollen. Nach der Arbeit einkaufen oder Freunde treffen, ohne von festen Abfahrtszeiten der Busse und Bahnen eingeschränkt zu sein. Und dank Gleitzeit sind ja auch viele Pendler in der Lage, dem Berufsverkehr und damit den größten Staus einigermaßen sicher aus dem Weg zu gehen. Dennoch: Die Zukunft im Grenzverkehr gehört dem ÖPNV. Busse und Züge sind umweltfreundlicher, bequemer und billiger als das Auto. Und ab Ende 2017 werden sie auch in puncto Schnelligkeit wettbewerbsfähiger sein. Denn dann soll das Bahn-Drehkreuz am Kirchberg in Betrieb gehen. Eine Seilbahn bringt die Fahrgäste ins Bankenviertel, Straßenbahnen fungieren als regelmäßige Zubringer in die City. Für viele Lux-Pendler könnte das der Einstieg in den Umstieg sein. a.follmann@volksfreund.deExtra

Mit dem Bahnhof Kirchberg-Pfaffenthal (Rote Brücke) entsteht eine Umsteigeplattform, durch die das Kirchberg-Plateau an die Schiene angebunden wird. Die neue Stadtbahn (Tram) fährt zur City. Der Höhenunterschied von 40 Metern zwischen der Nordstrecke und dem Kirchberg-Plateau wird durch zwei unabhängige Standseilbahnen im Pendelverkehr überwunden. Bahnhof und Seilbahn sollen im Dezember 2017 in Betrieb gehen. alfExtra

Verkehrsserie, Teil 11: Grenzverkehr: Die Bahn macht mobil
Foto: friedemann vetter (ve._) ("TV-Upload vetter"
Verkehrsserie, Teil 11: Grenzverkehr: Die Bahn macht mobil
Foto: (g_luxemb

Wichtigste Pendlerstraßen: A 64/B 52 (Ehrang bis Grenze) mit A 602, L 151, B 49 und B 419 sowie L 134 und L 136 (Saargau). Wichtigste Buslinien: Schweich-Luxemburg (116), Trier-Luxemburg über Münsbach und Findel (117), Trier-L-Zentrum via Kirchberg (118), Trier-Gasperich-Esch/Belval (306), Nittel-Luxemburg (132), Konz-Luxemburg (134). Hauptschienenverbindung: Strecke Wittlich-Trier-Luxemburg. alf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort