Verschiebung eines 3500-Tonnen-Kolosses bei Igel abgeschlossen – B49 ab 15. Juni offen

Igel · Die neue B-49-Bahnüberführung bei Igel ist am gestrigen Dienstag in ihre vorgesehen Position über der Bahntrasse Trier-Luxemburg geschoben worden. Aber erst am 15. Juni soll die wichtigste Direktanbindung von Trier zum Nachbarland wieder Tausenden von Autofahrern zur Verfügung stehen.

 Die Verschiebung der neuen Brücke beginnt.

Die Verschiebung der neuen Brücke beginnt.

Foto: Friedemann Vetter

Verschiebung im Zeitraffer (Fotos: Friedemann Vetter):
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Wille kann angeblich Berge versetzen, bewiesen ist das nicht. Dass aber Erfindergeist ganze Brücken versetzen kann, haben am Montag die Experten der Nürnberger Spezialfirma Multilift Transportsysteme in Igel bewiesen: Seit gestern, 17.45 Uhr, steht die neue B-49-Bahnüberführung exakt auf ihrer Position am Igeler Ortsrand. Zwei Tage hatten die Vorbereitungen für die 27 Meter weite Reise der Brücke gedauert. Dann liegt am Montagnachmittag plötzlich eine gewisse Spannung in der Luft: Der Starttermin rückt näher. Noch laufen letzte Überprüfungen, dann gegen 16.21 Uhr der Ruf: "Alles klar!"

Zehn Pressen unter der Brücke

Reinhard Bausch und seine Helfer von Multilift drücken auf die Auslöser: Zehn Hydraulikpressen, die unter der Brücke in kanalartigen Führungsbahnen auf stählernen Gleitbahnen stehen, drücken die Brücke an.

Zentimeter für Zentimeter hebt sich der 3500-Tonnen-Koloss von seinen Auflagepunkten weg. Dann zischt mit 15 Bar (ein Autoreifen hat etwa zweieinhalb Bar) Stickstoff zwischen Pressen und Gleitbahn, so dass ein dünnes Luftpolster entsteht.

Schließlich treten am Brückenende zwei weitere Hydraulikpressen in Aktion: Sie schieben die Brücke auf dem Luftpolster mit einem Meter pro Minute in Richtung der beiden alten Fahrbahnenden.

Die Fahrt wird mehrfach unterbrochen - insgesamt wirkt die Aktion aber scheinbar leicht, und verblüffend ist das Tempo, mit dem sich der Neubau vom Ausgangspunkt entfernt.

Als die Brücke ihre Endposition erreicht hat, bildet sie mit den Fahrbahnen wieder eine S-Kurve - das vertraute Bild für die Igeler Ortseinfahrt aus Richtung Luxemburg.

Die Verschiebung am Dienstag war übrigens nicht die erste Reise des Brückenneubaus. Schon am Sonntagabend hatte ihn ein Multilift mit einer einfachen Querverschiebung von seinem ursprünglichen Bauplatz neben der Straße in die Ausgangsposition für die gestrige Aktion versetzt.

Guido Wacht und Christian Kapper vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) hoffen, dass der Bau mit Anschluss der Fahrbahnen bis zum 15. Juni abgeschlossen ist. Dann können täglich wieder die rund 15.000 Fahrzeuge über den Neubau rollen - so wie es schon bei der Vorgängerbrücke der Fall war. Die musste dem zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Trier-Luxemburg weichen, da ihre Pfeiler dem neuen Gleis im Wege standen (der TV berichtete).

Länger gedulden müssen sich die Bahnreisenden - die neue zweigleisige Strecke soll erst am Montag, 7..Juli, eröffnet werden.

Die ungewöhnliche Lösung mit der Brückenverschiebung war gewählt worden, um den Verkehr auf der stark frequentierten B 49 so gering wie möglich zu behindern. Zunächst wurde die neue Brücke unmittelbar neben der alten Überführung errichtet. Baubeginn war im August 2013.

Während der Arbeiten konnte so der Verkehr ungehindert über die alte Überführung weiterlaufen. Am Ende stand neben dem Moselradweg die rund 3500 Tonnen schwere Stahlbetonkonstruktion, die nach ihrer Fertigstellung und dem Abbruch des alten Bauwerks "nur" noch in ihre neue Position geschoben werden musste.
Und fest steht: Einen 3500-Tonnen-Koloss meterweit durch die Gegend zu schieben, gehört auch heute noch nicht zum Alltagsgeschäft auf Großbaustellen.

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