Viel Ärger um einen guten Zweck

Dubios erschien einer Bürgerin aus Zemmer ein Spendenaufruf der VFK Krebsforschung gGmbH, den sie dieser Tage mit dem Aufdruck "Jahresaktion Zemmer" per Post zugestellt bekam. Tatsächlich wirkt das Schreiben mit angehängtem Überweisungsträger teils etwas unseriös, Nachforschungen ergaben aber, dass das durch die Gesellschaft eingesammelte Spendengeld tatsächlich der Krebsforschung zugute kommt.

 Der Daufenbacher Ortsvorsteher Heiko Schichel zeigt den mit bunten Adressaufklebern und dem veränderten Aeskulab-Stab-Logo versehenen Spendenaufruf des VFK Krebsforschung, der eine Bürgerin seines Ortes beunruhigt. TV-Foto: Anke Emmerling

Der Daufenbacher Ortsvorsteher Heiko Schichel zeigt den mit bunten Adressaufklebern und dem veränderten Aeskulab-Stab-Logo versehenen Spendenaufruf des VFK Krebsforschung, der eine Bürgerin seines Ortes beunruhigt. TV-Foto: Anke Emmerling

Zemmer. "In den wenigen Minuten, die Sie benötigen, um diesen Brief zu lesen, wird der Krebs ein weiteres Opfer in Deutschland fordern, vielleicht trifft es sogar einen ihrer Nachbarn in Zemmer." Anna Meier (Name geändert) aus Zemmer-Daufenbach fuhr der Schreck in die Glieder, als sie diese Zeilen las, denn sie selbst ist Krebspatientin. Eine VFK Krebsforschung gGmbH firmiert als Absender des Spendenaufrufs, der nach einem weiteren Angst schürenden Satz fortfährt: "Deshalb ist unsere Jahresaktion 2007 eine unserer wichtigsten Spendenaktionen des Jahres."Ortsvorsteher nimmt Recherche auf

"Mich hat das aufgebracht", sagt Anna Meier, die nicht nur über den auch auf dem Kuvert aufgedruckten Begriff "Jahresaktion" stolperte, sondern auch über die ihr unbekannte Gesellschaftsform gGmbH, die ihr seltsam erscheinende Unterschrift Schneider-English, ein an den Aeskulap-Stab erinnerndes Logo und den Umstand, dass der Sitz der Gesellschaft mit Berlin angegeben war, die Post aber aus Niederaula kam. "Und woher haben die meine Adresse? Das muss doch mit meiner Krankheit zu tun haben." Als Hohn empfand sie die als "Belohnung" für eine Spende beigefügten 20 bunten Adressaufkleber mit ihrem Namen. Anna Meier wandte sich an die Polizei, die verwies aber auf die Gemeinde, und so erfuhr Ortsvorsteher Heiko Schichel von dem Brief. Auch er war aufgebracht: "Da wird bei einem sensiblen Thema mit der Angst der Leute gespielt!" Er rief die angegebene Telefonnummer des VFK Krebsforschung an, erreichte aber nur ein Band. Nachdem er auch den Internetauftritt überprüft und als zweifelhaft eingestuft hatte, wandte er sich an den TV. Dessen Telefonrecherche scheiterte zwar fast an einer Verbindungsunterbrechung und plötzlich einsetzender Musik, dennoch gab eine Frau Mitrovska, die ihren vollständigen Namen nicht nennen wollte, wenig auskunftsfreudig preis, dass VFK "Verein zur Förderung der Krebsforschung" heißt und unter diesem Namen als gemeinnützige GmbH seit einem Jahr in Berlin ansässig sei. Man sammele in verschiedenen Orten Spenden in Jahresaktionen und kaufe dafür Adressen von Fremdfirmen. Der Zweck: "Wir forschen im Bereich des Gehirntumors zusammen mit Professor Manfred Westphal von der Uni-Klinik Hamburg-Eppeldorf." Westphal: Unglücklich über Internet-Auftritt

Dort nachgefragt, bestätigte Professor Westphal, dass der VFK Geld für die Krebsforschung, aber auch Anträge auf förderwillige Forschungsvorhaben, sammele. Er selbst sei schon seit sechs Jahren im wissenschaftlichen Beirat der Gesellschaft, die ihren Sitz unter anderem Namen erst in Heidelberg gehabt habe, und entscheide mit seinen Fachkollegen am Ende jedes Jahres, welche Forschungsprojekte förderungswürdig seien. Über den VFK sei bereits viel Geld in die Krebsforschung geflossen. Westphal ist allerdings selbst unglücklich über die Art und Weise wie der, nach seiner Aussage sorgfältig überprüfte VFK, in der Öffentlichkeit auftritt, und erwägt daher, seinen Sitz im wissenschaftlichen Beirat niederzulegen: "Die Internetseite lässt sehr zu wünschen übrig." Auch habe er schon Klagen über die Art der Spendenaufrufe gehört. "Aber das ist ein Genre, da nutzen viele einen ähnlichen Sprachgebrauch."

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