Vom Selbstläufer zum mühsamen Geschäft

Der Wegfall der Eigenheimzulage und gestiegene Grundstückspreise dämpfen die Nachfrage im Wohnbau. So auch in Trierweiler. Vor einem Jahr waren im Baugebiet "In der Acht" alle 60 Baustellen reserviert, heute sind wieder 30 zu haben. Die Gemeinde Ralingen will schon keine großen Baugebiete mehr ausweisen.

 Selbst Premium-Lagen wie das Baugebiet „In der Acht“ in Trierweiler lassen sich mittlerweile nicht mehr so gut vermarkten. Die Nachfrage nach Baugebieten ist landesweit stark gesunken, seit die Eigenheimzulage weggefallen ist und die Kreditzinsen gestiegen sind.TV-Foto: Albert Follmann

Selbst Premium-Lagen wie das Baugebiet „In der Acht“ in Trierweiler lassen sich mittlerweile nicht mehr so gut vermarkten. Die Nachfrage nach Baugebieten ist landesweit stark gesunken, seit die Eigenheimzulage weggefallen ist und die Kreditzinsen gestiegen sind.TV-Foto: Albert Follmann

Trierweiler/Ralingen. Dass die Baustellen "In der Acht" weggehen wie warme Semmeln, davon waren die Gemeindeväter in Trierweiler überzeugt, als sie vor sechs Jahren den Grundsatzbeschluss für dieses Baugebiet fassten. Die Nähe zu Trier und Luxemburg und die gute Infrastruktur der Großgemeinde (rund 3000 Einwohner) würden schon dafür sorgen, dass die Interessenten Schlange stehen, so die gängige Meinung. In der Tat hatte Ortsbürgermeister Matthias Daleiden Ende vergangenen Jahres, nur wenige Monate nach dem Einstieg in die Vermarktung, für alle 60 Grundstücke Interessenten. Sogar eine Warteliste existierte. Als es jedoch ans Eingemachte ging, machten viele Bewerber einen Rückzieher, und Daleiden konstatiert: "Die Vermarktung ist ein mühsames Geschäft und hat mich schon viel Zeit gekostet." Dass es oftmals nicht zur Vertragsunterzeichnung kam, lag teilweise an den Finanzen (Wegfall Eigenheimzulage, höhere Kreditzinsen), aber auch daran, dass die Häuslebauer sich mehrere Optionen offenhielten und sich dann schließlich für einen anderen Standort entschieden.Zurzeit sind "In der Acht" 29 Grundstücke verkauft und sechs vorläufig reserviert. Sorgen, auf den restlichen Baustellen sitzenzubleiben, hat Daleiden trotz des stattlichen Quadratmeterpreises von 158 Euro zwar keine ("Ich bin mir sicher, bis zur fertigen Erschließung im Frühjahr alle Baustellen verkauft zu haben"), aber er will jetzt offensiver für den Standort werben. Um selbst einen Einfluss auf die Bau- und Preisentwicklung zu haben, hatte sich die Gemeinde Trierweiler entschlossen, die Vermarktung selbst in die Hand zu nehmen. Überschuss fließt in die Infrastruktur

Mit rund zwei Millionen Euro ist sie für die Erschließung in Vorleistung getreten, 1,4 Millionen Euro mussten für die Grundstückspreise aufgewendet werden. Mit dem Überschuss von rund 600000 Euro nach dem Verkauf der Baugrundstücke sollen Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur gefördert werden. Alleine 400000 Euro fließen in Bau und Betrieb einer Kinderkrippe in Sirzenich.Einen anderen Weg bei der Grundstücksvermarktung geht die Gemeinde Ralingen. Bei Neubaugebieten in Wintersdorf (realisiert) und Edingen (2008 geplant) übernimmt die Volksbank Immobilien GmbH Bitburg diesen Part. Die Gemeinde trage keinerlei Risiko und könne dennoch einen "Infrastrukturbeitrag" einstreichen und ihn in den Ortsteilen investieren, sagt Ortsbürgermeister Oswald Disch. Allerdings könne die Gemeinde nicht mehr beeinflussen, dass auch Einheimische ausreichend berücksichtigt werden oder dass die Preise durch Spekulanten in die Höhe schießen. Künftig werde man deshalb nur noch kleine Baugebiete ausweisen, so Disch. An Sauer, Obermosel und Saar sind es vor allem die finanzkräftigen Luxemburger oder Deutsche, die in Luxemburg arbeiten, die weiterhin für einen Bauboom sorgen. Im Landesdurchschnitt sind die Baugenehmigungen bereits um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Meinung Die Ortskerne kommen zu kurz Das Häuschen im Grünen ist für Otto Normalverdiener unbezahlbar geworden. Dennoch weisen viele Gemeinden fleißig Baugebiete aus in der Hoffnung, das große Geld zu machen. Das kann sich als Bumerang erweisen, denn die Nachfrage sinkt. Was viel zu kurz kommt, sind Anreize zur Belebung der Bausubstanz in den Ortskernen. a.follmann@volksfreund.de

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