Vom armen Auswanderer zum Millionär

Vom Schlosser zum Millionär: Der Föhrener Auswanderer Franz Kuhnen hat in Kanada sein privates und berufliches Glück gefunden - und ist dabei seiner alten Heimat immer treu geblieben.

Föhren. Das Föhrener Platt kommt Franz Kuhnen so selbstverständlich über die Lippen als wäre er nie fort gewesen. Dabei lebt der 75-Jährige bereits seit seiner Auswanderung im Jahr 1951 in Kanada. Den Kontakt in seine alte Heimat hat "de Frenn", wie er im Dorf genannt wird, nie abreißen lassen. Reisen nach Europa, deren Anlass für den begeisterten Skatspieler nicht selten internationale Meisterschaften sind, verbindet Kuhnen so oft es geht mit Abstechern zu Verwandten und Freunden in Föhren. Wichtig ist ihm, dass seine große Familie (er hat sechs Kinder, zwölf Enkel und vier Urenkel) nach und nach sieht, wo er aufgewachsen ist. Diesmal hat er seine älteste Tochter Betty mitgebracht; ferner die Urenkel Stephanie und Justin, die bei einem Fußballspiel der Familien Kuhnen gegen Heinz mitkickten. Das Spiel auf dem Föhrener Sportplatz hatte auf Wunsch von Franz Kuhnen dessen Freund Hans Heinz organisiert.Den Traum, es in der neuen Welt sprichwörtlich vom Tellerwäscher bis zum Millionär zu bringen, haben viele geträumt, aber nur wenige haben es geschafft - darunter Franz Kuhnen. Seine Lebensgeschichte ist so spannend, dass sie als Vorlage für einen Hollywood-Film dienen könnte. "Frenn" war Boxer, Metzger, Bauschlosser, schuftete in einer Goldmine in Ontario (um das Geld abzuarbeiten, das die kanadische Regierung für die Schiffsüberfahrt zahlte), war der 24-Stunden-Reparaturservice-Mann auf Erdölfeldern und züchtet jetzt Hirsche (Wapitis) auf seiner Farm. Die sei so groß, das man sie nur mit dem Auto abfahren könne, erzählen Föhrener, die schon dort waren. Und alle schwärmen sie von den landschaftlichen Reizen der Provinz Alberta, von Franz Kuhnens Gastfreundschaft und dem, was er sich alles aufgebaut hat, wo er doch einst arm wie eine Kirchenmaus war, als er zusammen mit seinem Bruder Josef von Bremerhaven aus übersetzte. "Ohne meine Frau Rosalie hätte ich es nicht geschafft", blickt Franz Kuhnen zurück, "sie hat mir den Rücken freigehalten." Kuhnen arbeitete hart, war 24 Stunden, an Wochenenden wie an Feiertagen zur Stelle, wenn es galt, Landmaschinen zu reparieren, defekte Pipelines zu schweißen oder Geländer zu schmieden. Durch die gute Ausbildung als Bauschlosser in Deutschland habe er gegenüber den einheimischen Handwerkern den Vorteil gehabt, ein Allrounder zu sein, berichtet Kuhnen. Fleiß war der Grundstock, richtig reich gemacht hat ihn das Glück: Auf seinem Land wurden Gasvorkommen entdeckt; seine erste Farm konnte er als Bauland verkaufen. Ein Händchen für Grundstücksgeschäfte hatte "Frenn" schon früh. Ein Jahr nach der Ankunft in Kanada habe er bei einem Boxkampf in Calgary 325 Dollar verdient, erzählt Kuhnen, der es einst in der Boxstaffel der Trierer Eintracht bis zum Rheinland-Jugendmeister brachte. Sein Bruder habe ihn davon abgehalten, das Geld in eine Baustelle zu investieren. "Leider, denn dieses Grundstück war wenige Jahre später 4000 Dollar wert", erinnert sich der 75-Jährige.

Mit 46 Jahren war dann Schluss mit dem Malochen. Franz Kuhnen hatte ausgesorgt und widmete sich der Zucht von Wapitis. Begehrt ist das Geweihpulver ("Elk velvet") dieser Tiere, dem eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird. Elch-Samt soll unter anderem dem Alterungsprozess entgegenwirken. Dass er das Mittel schon selbst ausprobiert hat, glaubt man dem 75-Jährigen aufs Wort. So fit wie er ist, dürfen sich die Föhrener noch auf einige Besuche ihres "Frenn" freuen.

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