Von Minne bis Blues

Mit einem vielseitigen Programm aus Folksongs, Chansons, Balladen, Blues und anderen Formen des Liedes begeisterten Dorle Schausbreitner und Andreas Sittmann beim ersten Kleinkunstabend des Theaterzentrums Stierstall in Schweich. Zugunsten eines Ausbaus des Puppentheaterzentrums stellten die Trierer Liedermacher aktuelle CDs vor.

 Die Stimmen und Lieder von Dorle Schausbreitner (Zweite von links, mit Begleiter Florian Schausbreitner links) und Andreas Sittmann (Zweiter von rechts, mit Begleiter Robert Negelen) machten den Kleinkunstabend des Theaterzentrums Stierstall zum Erlebnis. TV-Foto: Anke Emmerling

Die Stimmen und Lieder von Dorle Schausbreitner (Zweite von links, mit Begleiter Florian Schausbreitner links) und Andreas Sittmann (Zweiter von rechts, mit Begleiter Robert Negelen) machten den Kleinkunstabend des Theaterzentrums Stierstall zum Erlebnis. TV-Foto: Anke Emmerling

Schweich. Zwar machten Umleitung, verschlossene Bauzäune und die holprige Geländeoberfläche des Vorplatzes den Weg zur Synagoge in Schweich beschwerlich. Doch die etwa hundert Besucher, die es trotzdem schafften vorzudringen, wurden mit einem schönen und mitreißenden Abend im Zeichen lebendiger Folk- und Liedermacherkultur entschädigt. Erster Höhepunkt war die Eröffnung durch "Pipes 'n Strings" unter Leitung von Christoph Oberweis. Mit Gitarre, Geige, Quer- und Blockflöten interpretierte das teils aus Kindern bestehende Ensemble traditionelle oder in diesem Stil selbst geschriebene Tanzformen. Courante oder Allemande ließen Füße wippen und stimmten mit ihrem Folk-Charakter und viel Schwung perfekt auf das Folgeprogramm ein. Das bestritt zunächst Liedermacher Andreas Sittmann, bekannt als "musikalischer Stadtführer" an Mittwoch- und Freitagabenden in Trier. Begleitet von Robert Negelen an der Gitarre sang sich "der Spielmann" (Titel der neuen CD mit Bänkelliedern und Minnegesang) mit einer Vertonung des Eichendorff-Gedichts "Neue Liebe" sofort in die Herzen der Zuhörer. "Das Kellermännchen" und Karl Marx

Mit warmer, sanfter Stimme, wie geschaffen für melancholische Liebeslieder, aber auch mit verschmitztem Charme und Keckheit eines Bänkelsängers nahm er dann die Zuhörer mit auf eine Reise vom mittelhochdeutschen Minnegesang Walther von der Vogelweides bis zur Country-Ballade. Als solche kam "Das Kellermännchen" nach einem Text des Heimatdichters Peter Zirbes aus Niederkail daher, in Singer-Songwriter-Tradition und als weitere Überraschung das von Karl Marx gedichtete "Empfindungen". Was Sittmann nicht abdeckte, Chanson und Blues, brachte Dorle Schausbreitner zu Gehör. Die vielseitige Sängerin aus Igel begeisterte mit klarer und kräftiger Stimme, die sie je nach Inhalt ihrer satirischen oder nachdenklichen Texte frech oder gefühlvoll oder lautmalerisch einsetzte. Vor allem aber überzeugte sie durch die Stimmigkeit ihrer bereits ausgezeichneten Kompositionen, die für tragisch-komische, aus dem Leben gegriffene und pointierte Geschichten die passende musikalische Form finden. Arrangiert mit Gitarre, Bassbegleitung durch ihren Ehemann Florian Schausbreitner und Saxofonimprovisationen von Carola Heiner wurden so Lieder aus der neuen CD "Ich will nicht warten" zum Erlebnis - so die in den Top 20 der Liederbestenliste vertretene "Ballade vom Horst", der seine stillgelegte Arbeitsstätte noch täglich besucht. Ein Erlebnis waren auch von Sittmann und Schausbreitner zusammen vertonte Moritaten oder Lieder von Hannes Wader und Reinhard Mey, die kräftig mitgesungen und mitgeklatscht wurden. Die gelöste und familiäre Stimmung in der Synagoge nutzte der Vorsitzende des Theaterzentrums Stierstall, Emil Negelen, um mit einem Wiegenlied aus seiner Heimat Indonesien für die Ziele des Vereins zu werben, dem kostbaren Bestand der an diesem Abend ausgestellten indonesischer Schattentheater-Figuren und dem Puppenspiel in Schweich eine dauerhafte Bleibe einzurichten.Infos zum Theaterzentrum Stierstall unter Telefon 06502/5168.

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