Wasserretter in schwieriger Lage

Kordel · Die Mitglieder der DLRG-Ortsgruppe Kordel denken über die Auflösung ihres Vereins nach. Von einem Brandbrief an Kommunalpolitiker erhoffen sie sich eine Lösung für ihre Probleme. Unter anderem droht der Verlust der Halle, in der Ausrüstung gelagert ist. Ein Ersatz ist bisher nicht in Sicht.

Kordel. Wenn in Gerolstein jemand von der Brücke springt, ein Spaziergänger in der Sauer vermisst wird oder der Kordeler Martinszug bei Hochwasser gesichert werden muss, sind Mitglieder des Ortsvereins Kordel der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zur Stelle. Neben der Wasserrettung und der Höhenrettung ist diese Strömungsrettung bei ungünstigen Wasserverhältnissen eines der Betätigungsfelder der Kordeler. In einem Brief an die Fraktionen im Verbandsgemeinderat Trier-Land, bringt der Vorstand die Auflösung der kompletten Ortsgruppe ins Spiel - falls Fragen bei der Ausbildung sowie die Unterbringung der vereinseigenen Gerätschaften nicht geregelt werden können. Michael Backes ist Einheitsführer bei der Kordeler DLRG und für die 20 Strömungsretter zuständig. Er sagt, dass der Verein Fahrzeuge und Material im Wert von bis zu 100 000 Euro bisher in einer von der Ortsgemeinde zur Verfügung gestellten Halle nahe des Bahnhofs untergebracht hat. "Wir werden die Halle räumen müssen, weil dort ein Projekt für seniorengerechtes Wohnen entstehen soll", sagt Backes. "Wir wissen jedoch nicht, wo wir hin sollen." Genügend Geld für den Bau einer neuen Bleibe habe die DLRG nicht. Die laufenden Kosten in Höhe von rund 7000 Euro jährlich würden durch eine Beach-Party, Dienste an der Kirmes, die Reinigung der Einläufe und durch die Ausbildungstätigkeit zusammenkommen. Angesichts dieser Ausgangslage habe seine Ortsgruppe kein Geld, um sich eine neue Bleibe zu bauen. Bauer: "Wir fühlen uns von den Verantwortlichen allein gelassen." Die Ehrenamtlichen fragten sich, ob ihr Engagement überhaupt gewünscht sei.Schwimmbetrieb wird teurer

Auch die Schließung des Schulzentrums Speicher bereitet den Kordelern Sorge. Bisher nutzt die DLRG das Schulhallenbad für Ausbildungszwecke. "Nun ergibt sich aber das Problem, dass die Schule in Speicher dem Ende entgegen geht und damit das Bad in die alleinigen Hände der Verbandsgemeinde Speicher fällt", heißt es in dem Schreiben an die Politiker. Die VG Speicher wolle nun Geld für die Nutzung haben. Einer der Adressaten des Briefs ist auch Wolfgang Reiland. Im Gespräch mit dem TV sagt der Bürgermeister der VG Trier-Land, dass die DLRG nur bei der Wasserrettung eine Aufgabe für die Verbandsgemeinde übernehme. Das gelte nicht für Höhen- und Strömungsrettung. Das sei Landesaufgabe und werde von der Berufsfeuerwehr Trier sowie der Feuerwehr Saarburg wahrgenommen.Die Kostenübernahme bei der DLRG entspreche der bei anderen Rettungsorganisationen wie DRK oder den Maltesern. Mehr könne und dürfe die VG nicht leisten. Er rät den Mitgliedern der Kordeler DLRG, die Sachlage in einem Papier zusammenzufassen, das dann mit der Ortsgemeinde und dem Landkreis Trier-Saarburg besprochen werden soll. Für die Ortsgemeinde Kordel stellt Ortsbürgermeister Medard Roth fest, dass die DLRG seit vielen Jahren gute Arbeit leistet - vor allem bei der Jugendarbeit. "Schon vor fünf Jahren habe ich die Vereinsführung darauf hingewiesen, dass irgendwann die Lagerhalle nicht mehr zur Verfügung stehen wird", sagt Roth. Er geht davon aus, dass das heute von der DLRG genutzte Areal in "ein bis zwei Jahren" bebaut sein wird. Der Ortsbürgermeister sagt, dass er dem DLRG-Ortsverein so wie allen anderen Vereinen in der Gemeinde natürlich kein Vereinshaus bauen kann. Er kann sich jedoch vorstellen, dass die Ortsgemeinde dem Verein ein Grundstück zur Verfügung stellt. "Eine Lagermöglichkeit muss sich der Verein dann selber bauen", sagt Roth. Meinung

Keine Lösung zum NulltarifDas Engagement der DLRG Kordel in allen Ehren. Ohne eigenes Zutun wird es keine Lösung für die missliche Situation geben, in der sich die Ortsgruppe befindet. Selbst bei großzügiger Auslegung der Vorgaben können weder Orts- noch Verbandsgemeinde noch Landkreis den Wasserrettern das gewünschte neue Domizil kostenfrei und unverzüglich zur Verfügung stellen. Der Lösungsvorschlag des Ortsbürgermeisters könnte klappen. Die Gemeinde stellt eine Fläche zur Verfügung, die Ortsgruppe kümmert sich um den Bau einer Unterkunft. Freunden sich die Verantwortlichen der DLRG damit nicht an, müssen sie ihre Ankündigung wahr machen und die Ortsgruppe auflösen. Das wäre bedauerlich. Möglicherweise ist es jedoch die einzige Möglichkeit, das Problem mit der fehlenden Unterkunft zu lösen. h.jansen@volksfreund.de

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