Wenn die Arbeit pures Vergnügen ist

Aach · Freiwillige unter anderem aus Japan und Mexiko sind nach Aach gekommen, um dort einen Fußweg zu pflastern. Warum tut man das und was steckt hinter der Aktion. Der TV hat nachgefragt.

 Gruppenbild mit Gemeindearbeiter und Ortsbürgermeistertochter: Die Freiwlligen aus aller Herren Länder erneuern einen Fußweg. TV-Foto: Harald Jansen

Gruppenbild mit Gemeindearbeiter und Ortsbürgermeistertochter: Die Freiwlligen aus aller Herren Länder erneuern einen Fußweg. TV-Foto: Harald Jansen

Foto: (h_tl )

Aach Sie kommen aus der Ukraine, aus Italien, aus Japan, Griechenland oder aus Russland. Und sie sind in Aach gelandet. Freiwillig, gerne und mit viel Freude, wie die Teilnehmer des Workcamps bestätigen, die einen Fußweg in der Gemeinde erneuern. Da stellt sich doch die Frage, warum Menschen teilweise mehrere Tausend Kilometer auf eigene Kosten reisen, um Steine zu schleppen.
Für den 26-jährigen Eugene Mokriak ist die Antwort ganz einfach: "Ich will etwas zurückgeben." Er stammt aus der Ukraine und ist vor dem Krieg in seinem Heimatland nach Italien geflüchtet. Dort darf er bleiben. Und dafür ist er dankbar. Sehr dankbar. Deshalb will er ein Jahr lang durch Europa touren und Arbeiten erledigen, die der Allgemeinheit zugute kommen.
Eugene und seine Kollegen sind seit einigen Tagen in Aach und werden Anfang April den Ort wieder verlassen. Dass sie dort gelandet sind, haben sie der IBG (siehe Info) zu verdanken, die weltweit solche Arbeitsprojekte anbietet. Ortsbürgermeisterin Claudia Thielen hatte vom Angebot der IBG erfahren und den Kontakt mit der Organisation hergestellt, die bisher eher in Süddeutschland aktiv ist. Und so ist es gekommen, dass die Freiwilligen und Camp-leiter Beat Seemann ihr Quartier in der Gemeindehalle bezogen haben. Von dort aus geht es jeden Tag zur Arbeit: Die besteht darin, einen Fußweg zu erneuern. Die alten Steine müssen raus, neue Randsteine müssen gesetzt, neue Pflastersteine verlegt werden. Das ist schon eine Herausforderung für die Freiwilligen, von denen viele normalerweise eher studieren als Garten- und Landschaftsbau zu betreiben.
Dass ein Studium der Mathematik beim Wegebau hilfreich sein kann, beweist die Estin Taisi Telve (23). Sie hat die Planung für den Verbindungsweg übernommen. "Wir sind ein sehr starkes Team", sagt sie.
Erkenntnisse ganz anderer Art erfahren die Männer und Frauen jeden Tag aufs Neue: sie lernen die Aacher kennen. Claudia Thielen sagt, dass viele Aacher die Gruppe schon richtig ins Herz geschlossen haben. Da gibt es dann auch schon einmal Kekse oder einen Kuchen.
Für Kenta Matsubara (21) aus Japan ist der Aufenthalt in der Eifel der erste Europabesuch überhaupt. "Jeder Tag ist eine neue Erfahrung", sagt er. Er habe gar keine richtige Vorstellung vom Leben in Deutschland gehabt. "Und er hat vorher noch nie einen Wald gesehen", wirft Massimo Leonie ein. Er bezeichnet sich selbst als Großvater der Gruppe. Der 43-jährige Sarde macht schon seit 25 Jahren bei den Workcamps mit. "Das ist meine Art, Urlaub zu machen und durch die Welt zu reisen."
Er hat die Menschen als sehr offen und aufgeschlossen erlebt. Unter anderem Taisi Telve bestätigt dies: "Alle sind sehr freundlich." Denn zum Programm des Arbeitseinsatzes gehört eben nicht nur Arbeit, sondern auch das Kennenlernen von Land und Leuten. Besucher bei der Feuerwehr, beim Musikverein oder auch beim Dartclub gehören ebenso zum Programm wie eine Stadtführung in Trier.
Völkerverständigung geht natürlich auch durch den Magen. Deshalb gibt es am Sonntag einen Multi-Kulti-Kochtag. Die Projektteilnehmer werden landestypische Gerichte kochen. Ab 16 Uhr wird dann gemeinsam mit den Aachern gegessen.ZUR GEMEINNüTZIGEN ARBEIT INS AUSLAND

Extra

Der gemeinnützige Verein Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten (IBG) mit Sitz in Stuttgart ist 1965 gegründet worden, um durch internationale Jugendgemeinschaftsdienste (Workcamps) einen Beitrag zu Frieden und Völkerverständigung zu leisten. Der Verein vermittelt Freiwillige in mehr als 40 Länder weltweit. www.ibg-workcamps.org

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