"Wie et bei ies daheem zugeht"

Akustischen wie geschmacklichen Genuss bot der "Ohrenschmaus", ein Mundart-Abend auf dem Schönfelderhof bei Zemmer. Die Veranstaltung im Rahmen der Musik-Erlebnistage Trier-Land begeisterte mit Liedern sowie heiteren Wortbeiträgen in Fideier, Kordeler und Hochwälder Platt.

 Wie sie zu 14-fachem Kindersegen gekommen sind, erläutern die „Eheleute“ Irene Ochmann und Martha Lürmann beim „Ohrenschmaus“ auf dem Schönfelderhof. TV-Foto: Anke Emmerling

Wie sie zu 14-fachem Kindersegen gekommen sind, erläutern die „Eheleute“ Irene Ochmann und Martha Lürmann beim „Ohrenschmaus“ auf dem Schönfelderhof. TV-Foto: Anke Emmerling

Schönfelderhof. Die Ohrenschmaus-Abende auf dem Schönfelderhof gehören zu den Höhepunkten der Musik-Erlebnistage Trier-Land. Deshalb gab es auch in diesem Jahr wieder zwei Auflagen, die schon kurz nach Ankündigung ausverkauft waren. Je 80 Gäste genossen im gemütlichen Ambiente der Schönfelderhof-Klause beste Unterhaltung von gut gelaunten Akteuren. Einen schwungvollen musikalischen Rahmen gestalteten die Trouliechter aus Kordel, die zunächst mit bayrischen Klängen auf die Bergluft der Fidei einstimmten, um dann mit "Kylltalblues" und anderen selbst geschriebenen Liedern den Charme der eigenen Region herauszustellen. Dass die mit ihren Eigenheiten der restlichen Welt vieles voraus hat, bewies Maria Noll, Mundart-Autorin aus dem Hochwald, in einem flammenden Plädoyer für die "Hott" (Tragekorb für den Rücken), die im Gegensatz zu anderswo genutzten Damenhandtaschen Platz für hausputztaugliche Unterhosen bietet. "Wie et bei ies daheem zugeht", ließen auch Waltraud und Helmut Adams aus Zemmer in einem urkomischen und sehr aus dem Leben gegriffenen Zwiegespräch verlauten, in dem die Ehefrau ihrem Mann einfach keine Ruhe gönnt. Welche Folgen eheliche Aktivität hat, demonstrierten Irene Ochmann und Martha Lürmann aus Zemmer in einem Sketch über 14-fachen, aus besten Gründen ("13 ist eine Unglückszahl...") gezeugten Nachwuchs. Wo die Landjugend seinerzeit Anregungen zum "Gewusst wie" hernahm, beleuchtete Michael Maigler von den Trouliechtern in seinem eindeutig zweideutigen "Iwer Zickelcher, Geeßen, Butschen un al Boeck". Auch zwei von Wolfgang Reiland, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, zur Gitarre gesungene Lieder rankten sich um die Liebe, die zur Mundart und die zu seiner Frau. Das zweite kommentierte Moderator Armin Wenner, der immer das letzte Wort hatte, mit: "Jetzt haben alle Männer an ihre Frauen gedacht, aber nicht jeder kann so schön singen."Von Kartoffel-Gedanken und verbalen Seitenhieben

Schön essen konnten hingegen alle, denn Küchenchef Arnold Möseler tischte zur Halbzeit reichlich deftige Landkost auf, die sowohl Gaumen als auch Augen ansprach. Anschließend berichteten Käthe Mossem aus Kordel von der Leidenschaft des "Knätschens" (tratschen), Stefan Scharfbillig aus Igel von der Reise eines Bauern nach Afrika und Michael Maigler von wenig besinnlichen Kindheitserinnerungen "Bal as Nikloos Owend do". Höhepunkte waren jedoch Irene Ochmanns und Martha Lürmanns "Gerichtsverfahren", in dem der stumme Angeklagte Antworten mit Mundharmonika-Melodien gibt und erst bei Verkündung seines Freispruchs die Sprache wiederfindet, und der zweite, sehr kreative Beitrag von Maria Noll. Sie brachte originelle Gedanken um Krumpern, speziell ein "Setzkartöffelchen" zu Gehör, die zum reinsten Politkabarett wurden. Darin illustrierte sie verbale Seitenhiebe auf die gesamte Politprominenz von Kurt Beck bis Edmund Stoiber mit deren dicker, dünner oder mit bizarren Auswüchsen ausgestatteten Kartoffelgestalt. Dem Kommentar Armin Wenners: "Einfach genial" stimmten die Gäste mit tosendem Applaus zu.

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