Wie zu Hause

Bon giorno. Buenos Dias. Bom Dia. Merhaba. Guten Tag. Zu einem internationalen Abend trafen sich Schüler, Lehrer, Eltern und die lokale Prominenz in der Aula der Stefan-Andres-Realschule. Eine Woche lang sind 15 Schüler und 12 Lehrer aus Italien, Portugal, Spanien und der Türkei zu Gast in Schweich, allesamt Teilnehmer am Projekt "H.e.l.l.o", einem von der Europäischen Union (EU) finanziell unterstützten Bildungsprojekt für ein tolerantes und menschliches Europa.

Schweich. (sbn) Viele Eltern staunten, wie unverkrampft und locker es beim internationalen Abend in der Schweicher Realschule zuging. Jede am EU-Projekt "H.e.l.l.o." beteiligte Schule hatte eigens zu diesem Anlass einen Beitrag vorbereitet. Da versuchten die portugiesischen Schüler aus Castello de Paiva, den anderen gesanglich und poetisch etwas über den wichtigsten Tag ihrer jüngsten Geschichte zu sagen, den 25. April 1974, als die "Rote-Nelken-Revolution" Portugal von der Diktatur befreite; da zeigten die Spanier aus Vitoria einen baskischen Tanz, zwei türkische Mädchen aus Denizli griffen zur Gitarre, und die Italiener aus Busto bei Mailand unterhielten mit einem Sketch. Das ehrliche Kompliment eines portugiesischen Schülers: "Wir fühlen uns hier wie zu Hause!"Die Bigband der Realschule "sChools" unter der Leitung von Sandra und Andreas Klein heizte zusammen mit Leadsängerin Jenny Wettengel souverän mit Rockigem und Poppigem ein. Realschuldirektor Eberhard Blind brachte es auf den Punkt: "Die Jugend der Gegenwart ist das Europa der Zukunft." Dass die EU ein solches Projekt über drei Jahre lang finanziell unterstützt, sei ein wichtiges Signal, auch wenn das Thema Bildung im EU-Haushalt unter dem Posten "Sonstiges" gerade mal 1,6 Prozent aller Ausgaben ausmache.Der Dank des Schulleiters aber galt allen, die mitgeholfen haben, dass sich die Gastschüler in Schweich wie zu Hause gefühlt haben, allen voran Steffen Reinhard und Simone Weber aus dem Lehrerkollegium, die das Projekt betreut haben. Sie haben sich mit den Schülern auf das Projekt vorbereitet: mit Interviews, Umfragen, Collagen, Rollenspielen und vielem mehr.Verblüffende Umfrage in der Fußgängerzone

Interessant waren die Erfahrungen der Schweicher Realschüler, als sie in der Trierer Innenstadt eine Umfrage zum Thema "Ausländerfreundlichkeit" machten. Mehr als 30-mal fragte eine Schülergruppe nach dem Weg zur Porta Nigra, der ihnen jedes Mal freundlich gewiesen wurde. Anders die Hilfesuche der gleichen Schülergruppe, diesmal islamisch gekleidet mit Kopftuch. Reinhard: "Es war schon traurig. Die Schüler wurden dreimal so häufig abgelehnt, kamen gar nicht erst zu Wort."So erlebten sie Intension und Zielsetzung des EU-Projektes quasi am eigenen Leib, realisierten, dass über Toleranz zwar viel und schön gesprochen werde, es aber eines großen Schrittes bedarf, sie zu verinnerlichen und zu leben.

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