"Wir wollen keine Feindschaften im Ort"

Beim TV-Stammtisch unter der Leitung von TV-Redakteur Friedhelm Knopp wurde im Bürgerhaus Kasel heftig über das für August geplante Köhlerfest im Ruwertal diskutiert. Gegner sehen die Gesundheit und Lebensqualität der Anwohner gefährdet, die Köhlerfreunde hingegen sehen ihr mit viel Herzblut betriebenes Projekt in Gefahr.

Kasel. "Der Rauch war gesundheitsgefährdend", schimpfte ein Anwohner beim TV-Stammtisch zum Köhlerfest im Ruwertal. "Der Qualm eines Meilers verbreitet nicht mehr Schadstoffe als ein Martinsfeuer", konterte Wilfried Bergmann, erster Vorsitzender der Köhlerfreunde, einer "Splittergruppe" des Jugendrings Kasel. Klaus Raskop, ein weiterer Anwohner, hielt mit Fotos von der damaligen Rauchentwicklung dagegen, die er den 40 Besuchern zeigte. "Das sieht aus wie eine Erscheinung, aber nicht wie ein objektives Bild", kommentierte eine Verfechterin des Köhlerprojekts die "Beweisfotos". Standpunkte flogen wie bei einem Ping-Pong-Spiel hin und her, die Emotionen kochten hoch. Der Köhlerverein machte beim TV-Stammtisch klar, dass er eine Wiederholung des zehntägigen Köhlerfests nach der Vorlage der Erstauflage — damals ein Publikumsmagnet — will, allerdings ohne den Patzer, der zur Qualmentwicklung geführt habe. Das Zitat in der TV-Berichterstattung, dass der Meiler nachts fast außer Kontrolle geraten sei, dementierte Bergmann. Die Köhlerfreunde hätten bei jeder Tages- und Nachtzeit die Lage im Griff gehabt. Paul Neumann, Mitglied der Köhlerfreunde, beteuerte: "Wir versuchen, dass es nicht mehr qualmt." Das reicht den zehn Familien, die sich vehement gegen das Projekt auf dem Kaseler Festplatz in der Nähe ihrer Häuser stellen, offenbar nicht. Zu präsent scheinen die Tage während des Köhlerfests 2003 noch zu sein. "Mir war von dem Qualm schlecht", berichtete ein Mann aus Eitelsbach. Von Hustenreiz und Krankschreibungen ist außerdem die Rede. Unumstritten blieb, dass das Köhlerprojekt eine zündende Idee war und auch wieder stattfinden soll. "Muss es in diesem Gebiet sein?", stellte TV-Redakteur Friedhelm Knopp die Frage, um die sich im Grunde alles dreht. Die Festwiese sei nicht mitten im Dorf, zudem seien dort Strom, fließendes Wasser und fest installierte Toiletten, führte Paul Neumann die Argumente für den Standort auf. Aber er betonte auch, dass es ihm leid tun würde, wenn die Dorfgemeinschaft leide. Das möchte auch Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Ewald verhindern. "Wir wollen keine Feindschaften im Ort haben, ich hoffe auf eine gemeinsame Lösung", betonte Ewald nach der einstündigen Diskussion. Heute wird das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Ruwer eine Entscheidung über die Genehmigung eines Meilers in Kasel treffen. Meinung Gute Laune weit entfernt Kohlenmeiler, ja oder nein? Diese Frage gleicht zurzeit in Kasel einer Lunte, die direkt zum Pulverfass führt. Die Hartnäckigkeit und die Emotionen, mit denen im Ort um das Für und Wider gestritten wird, sind ungewöhnlich. Die protestierenden Anrainer lehnen das Projekt auf dem Festplatz ohne Wenn und Aber ab, und die Köhlerfreunde wollen keinen Zentimeter in der Standortfrage weichen. Inzwischen scheint tatsächlich die Gefahr zu bestehen, dass ein dauerhafter Riss durch die Kaseler Bevölkerung geht. Wäre die Sache das Wert? Gibt es wirklich keine Möglichkeit, sich irgendwo in der Mitte zu treffen? Am heutigen Mittwoch soll der Fall hinter verschlossenen Türen in der Verbandsgemeinde-Verwaltung verhandelt werden. Die Hoffnung, dass die Beteiligten am Ende händeschüttelnd und guter Laune den Saal verlassen, ist leider sehr gering. f.knopp@volksfreund.de

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