Ziel: Selbstbestimmtes Leben

Mitten auf der grünen Wiese entstand 1968 "Auf dem Wehrborn" in Aach ein Kloster der Schwestern vom Guten Hirten. Deren soziales Tun geht allerdings schon bis 1857 zurück, als der Orden ein "Haus für Fürsorge"in Trier gründete. Nachdem sich die Schwestern zurückgezogen haben, übernahm vor Jahren die Caritas Trägergesellschaft (ctt) die Einrichtung.

 Jugendliche können in den Werkstätten der Einrichtung „Haus auf dem Wehrborn“ in Aach auch eine qualifizierte Ausbildung in einem Handwerksberuf absolvieren. TV-Foto: Ludwig Hoff

Jugendliche können in den Werkstätten der Einrichtung „Haus auf dem Wehrborn“ in Aach auch eine qualifizierte Ausbildung in einem Handwerksberuf absolvieren. TV-Foto: Ludwig Hoff

Aach. Mit einem großen Stiftungsfest und einem Tag der offenen Tür wird am Sonntag, 23. September, dem 150-jährigen Bestehen des Jugendhilfezentrums Trier gedacht. Ordensfrauen sind heute zwar keine mehr auf dem weitläufigen Areal nahe der Gemeinde Aach anzutreffen, der Auftrag aber ist der gleiche: Mädchen und jungen Frauen, die sich in persönlicher Not befinden, umfassend zu helfen, sie aus ihrem Dilemma herauszuführen. Verändert haben sich auf jeden Fall die schlimmen Erlebnisse, die die jungen Leute durchgemacht haben, sei es in der eigenen Familie, in Schule, Beruf oder unmittelbarem Umfeld in Verwandtschaft oder Bekanntschaft. Geändert hat sich im Laufe der Jahrzehnte auch, dass das "Jugendhilfezentrum Haus auf dem Wehrborn" neuer Prägung auch Jungen und männlichen Jugendlichen Zuflucht bietet. Dennoch bildet das weibliche Geschlecht die Hauptgruppe in der Einrichtung. Weil der Nachwuchs immer weniger wurde, zogen sich die Ordensschwestern 1997 zurück und die Caritas Trägergesellschaft Trier (ctt) stieg an deren Stelle ein. Die heile Welt gibt es nicht in allen Familien: Traumatisierte junge Menschen, die in ihrer engsten Umgebung Schreckliches durchgemacht haben, Kinder, die hin- und hergeschoben wurden, junge Leute mit chronischen Psychosen, depressiven Störungen und anderen Defiziten sind die familiäre Kehrseite. Junge Menschen aus solch einem oder ähnlichem Milieu finden "Auf dem Wehrborn" in Aach Schutz, Hilfe und Fürsorge. Das Jugendamt ist dabei stets eingeschaltet. Individuelle Hilfe ist in hohem Maße vonnöten

Um bis zu 80 Kinder und Jugendliche, plus die in der externen Tagesgruppe in Hermeskeil, kümmern sich rund 140 Mitarbeiter (inklusive Verwaltung) - darunter viele Psychologen, Pädagogen oder Sozialarbeiter. Im Umgang mit den altersgemischten Kindern und Jugendlichen legen die Fachkräfte ein hohes persönliches Engagement an den Tag, bescheinigt Heimleiterin Margret Steinborn-Heinrich und ergänzt, dass individuelle Hilfe in hohem Maße immer vonnöten sei. Viele Kinder und Jugendliche müsse medizinisch betreut werden: "Unser Ziel ist ein selbstbestimmtes, normales Leben für die jungen Leute frei von Medikamenten." In den Häusern leben die Betreuten meistens in Einzelzimmern. Wichtiger Aspekt bei der Betreuung sei die schulische oder berufliche Ausbildung. Deshalb unterhält das Jugendhilfezentrum eine interne Hauptschule mit der Möglichkeit, einen qualifizierten Schulabschluss zu erlangen. Die Umstände erforderten es, dass in kleinen und kleinsten Gruppen gearbeitet wird, so die Heimleiterin. Lernbehinderte oder Lernschwache haben eine eigene Klasse. Nach der Schulzeit muss nicht Schluss sein mit Lernen. Interessierten wird eine Ausbildung in einem klassischen Handwerksberuf geboten wie Schreiner, Maler, Koch, Friseur oder Hauswirtschafterin. Eins weis die Heimleiterin: "Wer es bei uns nicht packt, bleibt schulisch auf der Strecke." Geschichte und Programm Die Einrichtung geht auf die französische Ordensfrau Schwester Euphrasia Pelletier (1796-1868) zurück. Durch eine Schenkung des Trierer Bischofs Wilhelm Arnoldi (1798-1864) wurde 1857 ein Haus in der Nähe von Sankt Paulin in Trier bezogen. Einst nannte sich die Einrichtung "Diözesan-Besserungs- und Bewahranstalt". Programm für den 23. September: 10 Uhr Festgottesdienst in der hauseigenen Kirche. Anschließend Festakt mit Ansprachen. Ab 14 Uhr Tag der offenen Tür mit Musik, Spielen für Kinder und Jugendliche, Hausführungen, Bilderausstellung zur Geschichte, Flohmarkt und vieles mehr.

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