Zum Abschied ein Lindenbaum

Trier/Riol · Josef Linden hat als erster Direktor das Gesicht der Integrierten Gesamtschule Trier geprägt. Inzwischen ist er in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Rioler nennt drei Projekte, denen er sich verstärkt widmen will.

 Vor der Mobi-School, die so heißt, weil das Schulgebäude an einen anderen Standort versetzt werden kann, ist eine Linde als Abschiedsgeschenk für Direktor Josef Linden gepflanzt worden. TV-Foto: Martin Recktenwald

Vor der Mobi-School, die so heißt, weil das Schulgebäude an einen anderen Standort versetzt werden kann, ist eine Linde als Abschiedsgeschenk für Direktor Josef Linden gepflanzt worden. TV-Foto: Martin Recktenwald

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Trier/Riol (ten) Für Josef Linden war es bei Einführung der landesweiten Schulreform 2010 eine klare Sache: Die beiden Schulen am Standort Montessoriweg sollten zur ersten Integrierten Gesamtschule (IGS) in Trier weiterentwickelt werden. Sieben Jahre später ist Linden nun als Direktor in den Ruhestand verabschiedet worden. Sein Nachfolger ist Dirk Schönhofen. Linden zieht eine positive Bilanz für das Projekt Integrierte Gesamtschule. Dabei hielt sich in der Planungsphase der Enthusiasmus bei vielen noch in Grenzen.
Die gesetzlich angeordnete Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen zu den neuen Realschulen plus stieß 2010 keineswegs bei allen Lehrern, Eltern und Schülern auf ungeteilte Freude. Und dann will da jemand noch eins draufsetzen und einen Schritt weitergehen zur IGS?
Linden war jedoch von Anfang an von den Chancen dieser Schulform überzeugt. Sein eigener Bildungsweg war nicht kerzengerade: Von der Volksschule wechselte der aus Jünkerath (Landkreis Vulkaneifel) stammende Linden auf eine Realschule und später an ein Aufbaugymnasium im benachbarten Nordrhein-Westfalen. Ein Studium der Geografie und Politik in Trier schloss sich an. "Immer traf ich dabei Menschen, die mich gefördert haben", erinnert er sich. Das habe ihm den Wert der Förderung von Schülern mit unterschiedlichem Lerntempo im Klassenverband vermittelt. Und eben diese Idee, alle mitzunehmen und gezielt nach Begabung zu unterstützen, sieht er in der Schulform der IGS am besten verwirklicht. Linden brauchte sich selbst also nicht lange von der Idee zu überzeugen, die bisherige Cusanus-Hauptschule und die seit 2004 von ihm geleitete Ludwig-Simon-Realschule in das Rennen um einen gemeinsamen Standort für eine IGS Trier zu schicken. Skeptiker konnten überzeugt und zwei Konkurrenz-Standorte aus dem Rennen geschlagen werden.
Nicht alles habe man neu erfinden müssen, viele gute Ideen und Lernkonzepte existierten bereits an den beiden Vorgängerschulen, meint Linden.
Anderes passte nicht ins Startkonzept: "Bläserklasse und Sportklasse konnten wir zunächst nicht übernehmen. Das hätte als Selektionsmerkmal die heterogene Zusammensetzung der Klassen gefährdet." Mittlerweile sind jedoch die Anmeldezahlen dauerhaft gefestigt, und Sponsoren haben die Finanzierung von Instrumenten gesichert. So könne jetzt wieder eine Bläserklasse aufgebaut werden, die trotzdem Schüler mit unterschiedlicher sozialer Herkunft und verschiedenen Lerntempi enthält. Diese Mischung ist den Schulverantwortlichen auch bei ihrer Schach-Klasse sehr wichtig.
Herausfordernd waren in den vergangenen Jahren die ständigen Baustellen - die Sanierungsarbeiten an den Bauten aus den frühen 1970er Jahren halten nach wie vor an. Durch den Bau der "Mobi-School" habe sich die Situation jedoch entschärft, meint Linden. Die Mobi-School hat ihren Namen, weil das Gebäude mobil ist und an einen anderen Standort gesetzt werden kann. Vor diesem Gebäude wächst nun auch eine Linde, die die Schulgemeinschaft auf der Abschiedsfeier ihrem Direktor geschenkt hat.
Langweilig wird Josef Linden auch im Ruhestand vermutlich nicht werden. "Fahrradfahren, noch mal an der Universität einschreiben und mich noch stärker im Gemeinderat in meinem Wohnort Riol engagieren", zählt er einige seiner Pläne auf.

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