Zusammenhalt nicht nur fürs Bild

Die Gemeinde Herl mit ihren rund 270 Einwohnern kennt keine Hektik. Aber ihre Bewohner sind dabei, wenn die Gemeinschaft gefragt ist. So auch bei der TV-Dorffoto-Aktion, als sich fast 100 Herler für TV-Fotograf Friedemann Vetter zum großen Gruppenfoto formierten.

Herl. Weideland und Ackerflächen umgeben den kleinen Ort im vorderen Hochwald in der Verbandsgemeinde Ruwer. Dies verleiht dem Dorf seinen ländlichen Charakter, zumal hier noch drei Vollerwerbs-Landwirte tätig sind. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Herl anno 1200 in einer Schrift der Trierer Abtei St. Maximin. Die größten Umwälzungen erlebte der Ort in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts.Ein sichtbares Zeichen des Wandels ist das Gemeinde- und Feuerwehrhaus, das bis Ende der 60er-Jahre noch die Dorfschule war. Das Gebäude, an dessen Fassade der Herler Schutzpatron Quirinus seine schützende Hand ausstreckt, wurde in den 70er Jahren mit großer Eigenleistung umgebaut. Dieser Tage versammelten sich dort die Dorfbewohner für die TV-Fotoaktion. Doch es ist Ferienbeginn - werden überhaupt viele kommen? Die Befürchtung ist unbegründet: Aus dem ersten Grüppchen wird schnell eine Gruppe, und am Ende ist ein gutes Drittel aller Bewohner auf dem ehemaligen Schulhof versammelt. Ortsbürgermeister Artur Jäckels teilt derweil Wissenswertes über das Dorf mit: Die Altersstruktur ist durchwachsen, und es gibt viele junge Familien. Rund 40 Kinder verschiedner Altersstufen leben heute im Dorf. Die besuchen zunächst den Kindergarten in Lorscheid und gehen dann zur Grundschule nach Farschweiler. Beim weiterführenden Schulbesuch werden die Standorte Trier und Hermeskeil bevorzugt. Vorteile durch den Nachbarort

Nur wenige Berufstätige verdienen noch im Ort ihren Lebensunterhalt. Die meisten pendeln täglich nach Trier und nach Luxemburg. Das liegt an der (fast) nicht vorhandenen dörflichen Infrastruktur. Es gibt einige Gewerbebetriebe, eine über Herl hinaus beliebte Gaststätte mit Restaurant und einen Frisörsalon. Weitere Dienstleister oder Geschäfte für den täglichen Bedarf findet der Herl-Besucher nicht. Aber gerade letzteres wird im Dorf nicht als sonderliches Problem betrachtet. Ortsbürgermeister Jäckels: "Wir haben ja den große Edeka-Markt in nahen Nachbardorf Farschweiler." Farschweiler spielt auch beim Vereinsleben eine Rolle: Wer in Herl Freude am Musizieren hat, für den bietet sich eine Mitgliedschaft in der gemeinsamen Musikgruppe Farschweiler-Herl an. Weitere Vereine in Herl sind die Feuerwehr, ein Kreidler-Club für Zweirad- Fans und die Jugendgruppe, die auch den Jugendraum betreibt. Dank der nahen B 52 von Trier nach Hermeskeil kann die Herler Verkehrsanbindung als gut bezeichnet werden. Schnell sind die A 1, Trier oder Luxemburg erreicht. Andererseits liegt Herl nicht direkt an einer großen Durchgangsstraße, und der Verkehr auf der L 149, die durchs Dorf führt, ist eher mäßig. "Wir haben hier keine Verkehrsprobleme. Bei uns können die Kinder noch sicher auf der Straße spielen", erklären die Herler. Nicht ganz so positiv wird die ÖPNV-Anbindung gesehen. Während der Hauptverkehrszeiten sei das Angebot mit Busdurchfahrten und Stopps im Ort ja ganz passabel, heißt es. Aber während der meisten Zeit am Tage werde nur eine Haltestelle an der Straße nach Farschweiler angefahren, die ziemlich weit außerhalb der Ortsgrenze liege. Und sehr früh am Abend komme der letzte Bus aus Trier. Dies sei besonders für Jugendliche ohne Auto ein Problem. Eigeninitiative wird groß geschrieben

Allerdings gibt es auch im Ort Angebote für Kinder und Jugendliche. So entstanden mit viel Eigeninitiative ein Bolzplatz, ein Kinderspielplatz und ein Jugendraum. Und für die ganz Kleinen wurde im Obergeschoss des Gemeindehauses eine Krabbelstube eingerichtet. "Dank unserer guten Dorfgemeinschaft neigen wir dazu, Probleme selbst zu lösen", sagen die Herler, bevor sie sich zum großen Gruppenfoto formieren. UMfrage Heidi Massmann: Ich bin vor 20 Jahren nach Herl gezogen und dabei in eine schöne Dorfgemeinschaft geraten. Die TV-Dorffoto-Aktion ist eine gute Idee. Wann gibt es sonst mal eine Gelegenheit, bei der fast alle gemeinsam aufs Bild kommen. Einige sind heute schon in Urlaub gefahren - die haben wirklicht bedauert, nicht dabei sein zu können. Mathilde Follmann: Ich bin in Herl geboren, aufgewachsen und bin hier geblieben. Das habe ich nie bereut, obwohl ich immer in Trier gearbeitet habe. Die Entfernung zur Stadt war kein Problem, da Herl über eine gute Anbindung verfügt. Von der Dorffoto-Aktion des TV bin ich begeistert, weil die kleinen Orte natürlich ja nicht so oft im Gespräch sind. So ist dies eine Gelegenheit, kleine Dörfer mal in den Vordergrund zu stellen. Tanja Roth: Ich bin gebürtige Hunsrückerin und in der Nähe von Morbach aufgewachsen. Vor elf Jahren kam ich durch Heirat nach Herl. Die Gegend hier ähnelt ja dem Hunsrück, und mir gefällt es gut in Herl. Die TV-Dorffoto-Aktion finde ich gelungen. Vor allem, weil sie es möglich macht, alle Generationen der Bevölkerung aufs Bild zu bringen. Stefan Tönges: Ich bin gebürtiger Frankfurter, habe aber die meiste Zeit meines Lebens in Herl verbracht. Ehrlich gesagt möchte ich nicht in Frankfurt abgebildet sein. Ich genieße die Ruhe eines kleinen Ortes wie Herl, wo unsere Kinder noch unbeschwert aufwachsen können. Die Dorffoto-Aktion finde ich gut - solange wir damit nicht in der Rasterfahndung landen. Aber im Ernst, diese Nähe zum Leser, die lokale Berichterstattung, das ist doch die Stärke des TV.

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