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NEWEL. Die Hoffnung, dass Newel endlich ein eigenes Gewerbegebiet bekommt, schwindet immer mehr. Finanziell lohnt sich eine Erschließung nur, wenn 50 Prozent der ansiedlungswilligen Betriebe unter die Rubrik "förderungsfähig" fallen. Aber davon ist man in Newel noch weit entfernt.

Wenn Newels Ortsbürgermeister Matthias Mohn und der Vorsitzende des Gewerbevereins "Villa Nova", Wolfgang Hank, zusammensitzen, dauert es nicht lange, und das Gespräch dreht sich um das angestrebte Gewerbegebiet. Oberhalb des Ortes, entlang der B 51, soll es hinkommen - ein Wunschdenken in Newel, seit mehr als 20 Jahren bereits.Hank: Regelung nicht mehr zeitgemäß

An Interessenten mangele es nicht, sagen Mohn und Hank, dass noch nichts passiert sei, liege an den strengen Richtlinien der Europäischen Union (EU). Diese mache nämlich zur Auflage, dass die Entwicklung eines Gewerbegebiets nur dann bezuschusst werde, wenn mindestens 50 Prozent der ansiedlungswilligen Betriebe förderfähig seien. "Eine solche Regelung ist heute nicht mehr zeitgemäß", sagt Hank. Das Wohl oder Wehe eines Gewerbegebiets dürfe nicht davon abhängen, ob ein Schreiner konventionell arbeite oder Serienanfertigungen mache. 50 Güter und Dienstleistungen, die grundsätzlich als förderfähig gelten, sind in der "Positivliste der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" aufgelistet. Da steht beispielsweise unter Nummer 34, dass die Herstellung von Bausätzen für Fertigbauteile aus Holz den "Primäreffekt" erfüllt. "Ein Teil der Produktion muss eine Serien- oder Sonderanfertigung sein", bestätigt Lothar Weis, Geschäftsführer des Zweckverbandes Wirtschaftsförderung im Trierer Tal. Seine Korrespondenz in Sachen Gewerbegebiet Newel umfasst bereits mehrere Aktenordner. Auch Weis geben die EU-Förderrichtlinien Rätsel auf: "Ein Steinmetz ist auf jeden Fall förderfähig, ein Schreiner oder Schlosser nicht - warum, weiß kein Mensch." Er erkennt aber auch in den Vorschriften eine richtige Stoßrichtung: "Es macht Sinn, erst die vorhandenen Gewerbegebiete auszulasten, und nicht überall neue auszuweisen." Im Fall Newel müsse aber auch berücksichtigt werden, dass sich Betriebe im Ort nicht mehr weiterentwickeln könnten. Die Gemeinde habe Angst, diese Betriebe ganz zu verlieren. Info-Veranstaltung nur spärlich besucht

Von 14 Betrieben, die auf dem 20 Hektar großen Gebiet ansiedeln wollen, sind laut Weis nur fünf förderfähig. Die Quote von 50 Prozent werde auch bei den Grundstücksgrößen bei weitem verfehlt. Verwundert zeigt sich der Zweckverbands-Chef, dass eine Info-Veranstaltung für interessierte Betriebe nur spärlich besucht war. Man habe noch versucht, in Luxemburg förderfähige Betriebe zu finden, die für eine Ansiedlung in Frage kämen, aber ohne Erfolg. Ohne die Zuschüsse von EU und Land Rheinland-Pfalz würde die Entwicklung des Gewerbegebiets Newel mit rund 40 Euro pro Quadratmeter das Zwei- bis Dreifache kosten, sagt Weis. Die Gesamtkosten betrügen 4,7 Millionen Euro. Wenn sich ein Betrieb in Newel ansiedeln möchte, muss er laut Weis "nicht heute oder morgen anfangen zu bauen". Zwei Jahre bis Baubeginn und fünf Jahre bis Fertigstellung - diese Fristen müssten eingehalten werden. Der Gewerbevereins-Vorstand klammert sich indes an die Vorstellung, dass die verkehrsgünstige Lage an der B 51 einen großen Discounter anlocken könnte. Doch Lothar Weis dämpft die Hoffnungen. Discounter seien erstens nicht förderfähig, und zweitens sei der Platzbedarf so groß, dass es bei der Förderfähigkeit Probleme gebe, die 50-Prozent-Quote bei der Restfläche zu erfüllen. Angelt man doch den "dicken Fisch", könnte nach Ansicht von Wolfgang Hank noch eine andere Rechnung greifen: Dieser Investor zahle dann möglicherweise so gut, dass die heimischen Betriebe auch ohne öffentliche Zuschüsse günstig an die Gewerbeflächen kämen. Klar ist, es muss etwas passieren. "Wenn es noch lange dauert, dann laufen uns die Interessenten davon", befürchtet Ortsbürgermeister Mohn.

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