Angst der Mertesdorfer vor dem Mast - Infoabend zum geplanten Sender

Mertesdorf · Der Bau eines 56 Meter hohen Mobilfunkmastes in Mertesdorf sorgt für Unmut. Bürger sorgen sich um ihre Gesundheit. Mit einem offenen Brief protestieren sie gegen die Pläne der Gemeinde und der Telekom. Rund 90 Bürger waren zur Infoveranstaltung ins Bürgerhaus gekommen.

Angst der Mertesdorfer vor dem Mast - Infoabend zum geplanten Sender
Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"

Mertesdorf. Schaden Strahlen, die von einem Funkmast ausgehen, der Gesundheit? Diese Frage bewegt viele Mertesdorfer Bürger. Denn der Gemeinderat hat den Bau eines Telekom-Mobilfunkmasts, 285 Meter vom ersten Wohnhaus entfernt, beschlossen. Damit zukünftig alle Telekom-Kunden in Mertesdorf und Kasel flächendeckend in den beiden Orten Handy-Empfang haben können.Sorgen um die Gesundheit



"Die schlechte Mobilfunkversorgung war immer wieder Thema", sagte Ruth Wilhelm, Ortsbürgermeisterin von Mertesdorf. Sie hatte zur Infoveranstaltung ins Bürgerhaus eingeladen. Norbert Maas von der Deutschen Funkturm GmbH (Tochterfirma der Deutschen Telekom) erläuterte Details, etwa dass ein 56 Meter hoher Funkmast, "ähnlich einem Hochspannungsmast", unweit der Johannishütte errichtet werden soll. "Welche alternativen Standorte kommen infrage?", wollten mehrere Bürger wissen. Simon Holzträger von der Telekom Deutschland sagte: "Wir haben alle Möglichkeiten geprüft." Das Grundstück unweit der Johannishütte käme als einziger Standort infrage, um den Mobilfunkkunden der Telekom in Mertesdorf und Kasel ein stabiles und schnelles Netz bieten zu können. Kunden anderer Anbieter haben diesen Service dort bereits. Können bereits vorhandene Funkmasten mehrfach genutzt werden? Holzträger meinte: "Im Prinzip ja." Wies aber im gleichen Atemzug auf den Wettbewerb der Mobilfunkanbieter hin, dem offenbar eine Mehrfachnutzung entgegensteht.

Die alles bestimmende Frage des Abends: Schädigen die Strahlen die Gesundheit? Hartmut Gdanitz von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hatte Messwerte, den Nachbarort Waldrach betreffend, mitgebracht. Denn einige Waldracher Bürger machen Strahlen, die von einem Funkmast, der mitten im Ort steht, ausgehen, für Krebserkrankungen im Umfeld verantwortlich (der TV berichtete am 3. Dezember 2012). Die Messwerte lägen unter den Grenzwerten des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, sagte Gdanitz. Mit dieser Aussage gab sich der Großteil der Besucher nicht zufrieden. Zur Sprache kamen Proteste und Sorgen, die 84 Bürger auch in einen offenen Brief gepackt hatten: Sie beanstanden, dass sich die gesetzlich vorgeschriebenen Werte nur auf die thermische Wirkung der Strahlung bezögen, aber nicht darauf, welche biologischen Schäden sie hervorrufen. Studien hätten gezeigt, dass die Strahlen von Sendemasten Krebs, Schlafstörungen oder eine Schwächung des Immunsystems verursachen könnten.

"Wir sind nicht prinzipiell gegen einen Mobilfunksender, wenn er zur Mobilfunkabdeckung bestimmter Gebiete notwendig ist; wir fordern aber einen anderen, weiter vom Wohngebiet entfernten Standort oder Alternativen wie die Aufteilung auf mehrere Sender mit geringerer Leistung", heißt es in dem Schreiben. Denn die Frage, ob Strahlen die Gesundheit schädigen, konnte auch in Mertesdorf nicht eindeutig beantwortet werden.
Nach der Infoveranstaltung dürfte die teils hitzig geführte Diskussion weitergehen. Ein Bürger bekundete entschlossen: "Wir kämpfen mit allen Mitteln gegen eine strahlenverseuchte Ecke."Extra

Der Gemeinderat hat einen Grundsatzbeschluss zur Errichtung des Telekom-Funkmastes gefasst. Laut Ortsbürgermeisterin Ruth Wilhlem ist der Beschluss nicht unumstößlich, der Mietvertrag zwischen Telekom und Gemeinde noch nicht unterschrieben. Der Standort liegt laut Wilhelm rund 285 Meter vom ersten Wohnhaus entfernt. Von als hochsensibel geltenden Bereichen wie dem Kindergarten liegt der ausgesuchte Standort rund 550 Meter entfernt, von der Grundschule 750 Meter. katExtra

Während der Infoveranstaltung verlas Ortsbürgermeisterin Ruth Wilhelm eine Mail von Harald Michels, Leiter des Gesundheitsamtes Trier. Darin hieß es, dass beim Telefonieren mit Handys eine Gewebeerwärmung auftreten könne. Dies sei bei modernen Handys eher seltener, häufiger bei alten Handys. Wer viel und lange telefoniert, läuft laut Michels Gefahr, dass die Augenerkrankung grauer Star auftritt. Auf TV-Nachfrage empfahl Michels die Tipps zur Reduzierung der Strahlenbelastung bei Handys und Tablets unter www.bfs.de Der Chef des Gesundheitsamtes sagte: "Funkmaste sind nicht das Übel, eher das Handy am Kopf." Die Frage, wie genau sich Strahlen von Funkmasten auf die Gesundheit auswirken, konnte Michels anhand des aktuellen Wissensstands nicht eindeutig beantworten. kat

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