Bunte Plastikkärtchen

Wer von den Älteren erinnert sich noch an die Rabattmärkchen, mit denen der Einzelhandel seine Kunden früher bei der Stange halten wollte? Besonders in den großen Lebensmittelläden war es selbstverständlich, dass die Frau an der Kasse nach dem Bezahlen zu der Abreißrolle neben sich griff und mit einem "Ritsch" eines oder mehrere Rabattmärkchen herüberreichte, wobei sich die Zahl der Marken nach der Kaufsumme richtete.

Zu Hause wurden die gummierten Dinger gesammelt und später in ein Sammelheft geklebt, für das es dann im Laden eine Mark dreißig oder so gab. Irgendwann verschwanden die Rabattmärkchen still und ohne Abschiedsfanfare aus den Läden. Das muss so Mitte der 80er-Jahre gewesen sein. Danach gab es erstmal keine Rabatte mehr. Und niemand schien sie zu vermissen. Bis dann das EDV-Zeitalter ausbrach - mit Kreditkarten, Bankkarten, Krankenkassenkarten, Tankkarten, Bahnkarten und was immer noch für Karten im Gefolge. Auch die Kundenkarten zum Einkaufspunktesammeln tauchten auf. Als elektronisch lesbare Nachfolger der Rabattmärkchen. Ich besitze auch einige davon, für verschiedene Ladenketten. Der Martin aber hielt das von Anfang an für Teufelszeug. "Die wollen damit nur dein Konsumverhalten ausspionieren. Du machst dich zur gläsernen Kundin", schimpfte er. Ehrlich gesagt, war mir manchmal auch etwas mulmig dabei. Besonders, weil fast an jeder Kasse so auffällig nach den Kärtchen gefragt wird. Wollen die einen nur mit ihren Rabattpunkten beglücken, oder wollen die mehr? Nach einer zusammen-gepunkteten Bratpfanne und einer Wetterstation hab ich mich nun entschieden, die Dinger nicht mehr mitzunehmen.

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