Kein Öl ins Feuer gießen!

Zur Berichterstattung über die Vorgänge am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium:

Die Beurlaubung eines Schulleiters durch den Schulträger ist sicherlich ein außergewöhnlicher Vorgang, der eine Berichterstattung in den örtlichen und regionalen Medien rechtfertigt. Denn wir leben in einer demokratischen Gesellschaft, in der die Pressefreiheit ein hohes und durch das Grundgesetz garantiertes Gut darstellt. Wie mit jeder Freiheit ist aber damit auch eine große Verantwortung verbunden. Ob diesem Aspekt im vorliegenden Fall durch Herrn Knopp Genüge getan wurde, wage ich allerdings zu bezweifeln. Natürlich ist es für einen Journalisten verlockend, einen so in der Öffentlichkeit ausgetragenen Streit für schlagzeilenträchtige Artikel und Kommentare auszunutzen. Doch gleicht die Berichterstattung im TV eher einer der unsäglichen Soap-Operas, die uns täglich auf der Mattscheibe begegnen. Ich glaube nicht, dass martialische Vokabeln wie "Geschützkaliber", "Schlammschlacht" oder "Machtkampf" in einer als seriös gelten wollenden Tageszeitung etwas zu suchen haben - es sei denn, der TV wollte der Bildzeitung Konkurrenz machen. Gerade im Zusammenhang mit einem Thema, das unsere Kinder betrifft, ist eine solche Presse unsensibel oder, um es mit den Worten von Herrn Knopp zu sagen, "unerträglich". Selbstverständlich möchte ich nicht von den höchst unerfreulichen Vorgängen am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium ablenken, erfolgreiches Krisenmanagement sieht sicherlich anders aus. Aber ist es jetzt nicht Aufgabe aller Beteiligten, möglichst schnell Ruhe einkehren zu lassen, damit an dieser Schule wieder die erfolgreiche pädagogische Arbeit gemacht werden kann, die sich als eine echte Alternative zu unserem staatlichen Schulsystem erwiesen hat? Dass diese Schule ihre Lebensberechtigung hat, dafür sind die hohen Bewerberzahlen der vergangenen Jahre Beleg genug. Der reformpädagogische Ansatz, der Schule als ganzheitlichen Lebensraum begreift, hat offenbar nicht nur mich als Elternteil überzeugt. Doch wie ich aus Gesprächen mit vielen Eltern erfahren habe, ist die Sorge groß, dass dieses Kapitel für unsere Kinder zu Ende gehen könnte. Deshalb meine Bitte an den TV: Gießt nicht noch mehr Öl ins Feuer! Ralf-Henning Jung, Altrich

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