Pusteblumen-Krieg

Man ist doch gleich ein anderer Mensch in der wärmeren Jahreszeit. Ich liebe es, auf der Terrasse zu sitzen bei einer schönen Tasse Kaffee oder abends mit Martin bei einem Glas Wein. Um uns herum der Garten - einfach herrlich.

Besonderen Wert lege ich auf einen gepflegten Rasen. Der wird regelmäßig gemäht und gedüngt, die Halme stehen akkurat. Ich sage immer, da kann selbst der Bürstenschnitt meines Bruders nicht mithalten. Warum ich Ihnen das erzähle? Nun, ich habe Angst - Angst, dass mein Garten nie wieder so sein wird, wie ich ihn großgezogen habe.Doch der Reihe nach: Im Winter ist im Nachbarhaus ein neuer Mieter eingezogen. Er machte auf mich anfangs einen sehr netten Eindruck, bis er mir einmal beiläufig erzählt hat: "Ich habe gar keinen Rasenmäher!" Vor seinem Haus sprießt mittlerweile ein wilder Garten. Die Blumen und Gräser erreichen so langsam Kniehöhe. Der erste Löwenzahn-Samen von diesem Ökofritzen hat sich schon auf meinem Rasen niedergelassen und seine zerstörerische Kraft entfaltet. Ich muss Ihnen sagen, die kleinen Dotterblümchen haben bei Paula nicht lange überlebt, sie sind meinem Gartenmesser zum Opfer gefallen. Aber der Feind ist stark. Angetrieben von günstigen Winden, wird immer wieder zu Attacken aus der Luft gegen meinen schönen Rasen geblasen. In Garnisonsstärke gleitet die Brut in winzigen Fallschirmen über den Gartenzaun. Da mein Nachbar seine Truppen nicht zurückzieht, und ich mich nicht in mein Schicksal ergeben werde, ist er nun richtig ausgebrochen, der Pusteblumen-Krieg.

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