Torheit schützt vor Dummheit nicht

Ich gebe es zu. Ich spiele Poker. Nicht in illegalen Spielhöllen, sondern in privaten Runden. Dabei wird niemand arm, allenfalls heiser. Denn wir sitzen nicht in höchster Konzentration mit starrem Pokerface schweigend am Tisch, sondern kanalisieren die zum Pokern notwendige kreative Energie, indem wir jede Menge Blödsinn reden.

Die Sprüche, die während dieser Runden fallen, sind manchmal - unfreiwillig - derart gut, dass meine Runde irgendwann 2007 beschlossen hat, die besten davon aufzuschreiben. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist geheimer als das Outlook-Passwort von Angela Merkel und wird besser geschützt als die Bibliothek des Vatikans.

Doch geheim hin, geschützt her: Heute öffne ich die Bibel der Poker-Sprüche. Und diese Bibel hat einen Star. Niemand erreicht die Quantität und Qualität seiner Sprüche. Um ihn zu schützen, nenne ich nur seinen Spitznamen: "Mr. Who-how". Herzlichen Glückwunsch, du bist in der Zeitung. "Ich muss meine Karten erstmal inspirieren." Aha. Interessant auch sein Motto über die Grundlage des Pokerns: "Die Psychologie spiegelt sich in höheres Fähren wider." Na wenn das so ist. Jede Menge Bildung kann man beim Pokern auch beweisen: "Er kam mit dem Dolch in der Hand. War das nicht der Prager Fenstersturz?" Sein bester Satz: "Torheit schützt vor Dummheit nicht." Wenn er mal verliert, kennt er den Grund sehr genau: "Das Glück ist mit den Dummen. Leider bin ich klug." Nachrichtlich ist "Mr. Who-how" immer auf der Höhe der Zeit: "Gestern waren die europäischen Weltmeisterschaften." Und gelegentlich macht er den Poker-Tisch zum Schrein der Bekenntnisse: "Im Sommer bin ich immer so sexuell angehaucht." Ob ich auch in dieser Bibel stehe? Tut mir leid, aber das ist geheim.

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