Vorbei, die süße Träumerei

Wenn Kindheitserinnerungen zerstört werden, kann das sehr wehtun. Das habe ich vor einigen Wochen erfahren. Damals war der Frühling 2008 noch in seinen Kinderschuhen und ich für jedes Vogelgezwitscher empfänglich.

Besonders für eines: den Gesang der Käuzchen. Seit meiner Kindheit begleitet mich dieser Klang. Genauer gesagt erinnert er mich an die Ferien, die ich bei meiner Großmutter verbrachte. In den Tannen vor ihrem Haus waren viele Vögel zu Hause - darunter eben auch die Käuzchen. Dachte ich. Denn als ich meine Mitbewohnerin auf die - nur hörbaren - Vögelchen vor meinem Fenster aufmerksam machte, sagte sie nur: "Käuzchen? Ja, klar. Das dachte ich auch lange Zeit. Aber das sind Tauben." Was? Tauben? Die Vögel, die mir bei jedem Bummel durch die Stadt vor die Füße laufen und alles verdrecken? Keine süßen, kleinen Eulenbabys? Nein, das passt so gar nicht in meine Vorstellung. Umso weniger, dass meine Mitbewohnerin der gleichen Mär erlegen war! Nun muss ich damit leben: Höre ich das "Käuzchen-Gurren", schießen mir zuerst Bilder aus meiner Kindheit und den Tannen vor dem Fachwerkhaus durch den Kopf - und gleich danach die von weißen Placken auf meinem Auto. Vorbei, die süße Träumerei…

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