Zweimal Trierer Straße

Als meine Freundin Mechthild noch in der Trierer Straße in Konz wohnte, hat sie sich ständig über den Lärm beklagt. Zugegeben, wenn ich mal zu Besuch war, fand ich es dort auch nicht so angenehm. Dann wechselte Mechti vor fast einem Jahr von ihrer eher dürftig bezahlten Stelle in Konz zu einer Tankstelle in Wasserbillig.

In Luxemburg verdient sie nun fast das Doppelte. Drei Monate lang pendelte sie täglich zu ihrem neuen Arbeitsplatz. Dann fand sie ein verlockendes Wohnungsangebot in Igel: Drei Zimmer, 110 Quadratmeter, Balkon, Stellplatz. Zu einer Traummiete! Ich kenne die Mechti schon lange und wusste, dass sie nur zugreifen konnte. Trotz meiner Warnungen. Und trotz meiner Frage, was sie mit einer 110-Quadratmeter-Wohnung wolle? Nun wohnt Mechti wieder in einer Trierer Straße. Allerdings in Igel. Wir haben ihr beim Umzug geholfen, da schaute sie noch zuversichtlich drein. Auch am Telefon hielt sie sich tapfer. Vorgestern habe ich sie zum ersten Mal nach dem Umzug besucht. Ich hatte mein Auto irgendwo beim Igeler Bahnhof abgestellt. Auf der "falschen Seite" der Trierer Straße. Ich brauchte fast fünf Minuten, um auf die zehn Meter entfernte andere Straßenseite zu kommen. Aber auch nur, weil zwei Autofahrer mein Problem erkannten und für mich bremsten. Schließlich fand ich eine völlig geknickte Mechti in ihrer schönen Wohnung vor. Im Wohnzimmerschrank klirrten die Gläser, wenn draußen die Lastzüge vorbeiratterten. "Und so geht das auch in der Nacht weiter", erklärte sie unter Tränen. "Andererseits leben doch die Wasserbilliger Tankstellen davon - und ich also auch." Mechti sucht wieder eine Wohnung. In Grewenich, oder Langsur oder so...

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