100 Fusionen in 75 Jahren

Von der kleinen Landmolkerei zum Weltkonzern, diesen Sprung attestierten zahlreiche Festredner der Milcherzeugergenossenschaft Erbeskopf Eifelperle eG mit ihrer Hochwald-Molkerei: 75 Jahre und insgesamt rund 100 Fusionen waren dazu notwendig.

Thalfang. Selbstbewusst und unternehmungslustig feierte die Hochwaldmolkerei in Thalfang ihr 75-jähriges Bestehen. Mit 1,1 Milliarden Euro Jahresumsatz, 1650 Mitarbeitern und einer angepeilten Milchmenge von zwei Milliarden Kilogramm Milch (2008) ist der Konzern die drittgrößte Molkerei in Deutschland und gehört zu den zehn größten Unternehmen im Land. Bei diesen Vorzeichen konnte der Hochwald-Aufsichtsratsvorsitzende, Hans-Jürgen Sehn, denn auch gut gelaunt die rund 1000 geladenen Gäste in Thalfang begrüßen: "Schön dass sich die Marktsituation pünktlich zu unserem Jubiläum gedreht hatte", sagte Sehn. Ein wichtiges Erfolgsrezept der Genossenschaft sei die hohe Kontinuität. In 75 Jahren haben gerade einmal vier Hauptgeschäftsführer und vier Aufsichtsräte die Genossenschaft durch zum Teil "stürmische Milchseen" geführt. Die Kunst, sich an die gegebenen Umstände anzugleichen, hätten dabei alle Führungskräfte beherrscht. Die Einführung der Kondensmilch in den 30er Jahren, der Bau einer eigenen Dosenfabrik in den 50er Jahren, die Fusionen mit regionalen, saarländischen oder pfälzischen Molkereien bis in die 80er Jahre hinein oder die jüngsten Fusionen (Eifelperle/Starmilch) sowie die Zukäufe von Bärenmarke und Lünebest waren für die Bauern in der Genossenschaft immer mutige Entscheidungen. Zeitenwende in der Agrarpolitik

Beifall für dieses unternehmerische Konzept gab es vom Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands, Udo Folgart, und vom Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd, Norbert Schindler. Nachdem Gottfried Haubold (Hauptgeschäftsführer 1978 bis 1999) und Josef Brücker (Aufsichtsratsvorsitzender 1979 bis 1998) noch einmal die Vergangenheit Revue passieren ließen, gab Hochwald-Chef Karl-Heinz Engel (seit 1999) einen Ausblick auf die Zukunft der Hochwaldmolkerei: "Wir stehen in der Agrarpolitik an einer Zeitenwende. Denn nach vielen schwierigen Jahren zeigt sich, dass die Kampagne ,Lebensmittel sind mehr wert', zu einem positiven Wandel in der Gesellschaft führt." Als richtungweisend bezeichnete Engel auch die Preiserhöhungen beim größten deutschen Discounter. Doch der Hochwald-Chef warnte, dass die momentane Marktsituation Gefahren berge. Experten glaubten, dass auf dem freien, politisch unregulierten Markt Preisspannen von 20 bis 40 Cent pro Liter für Produzenten möglich seien. Hochwald will indes mit seiner Strategie den eigenen Landwirten Sicherheit bieten. Man wolle den Exportanteil von 35 auf 40 Prozent erhöhen und auch weiter wachsen. Zunächst einmal dürfen sich die Hochwald-Bauern aber ab August auf einen höheren Milchpreis freuen. "Wir erhöhen den Auszahlungspreis um zwei Cent pro Liter und legen passend zum Jubiläum zweimal 0,75 Cent drauf." Damit wird nach Ansicht von Engel aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein. "Ich gehe davon aus, dass ein Milchpreis deutlich über 35 herauskommt."

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