Trier. Für die Unternehmer an der Grenze zu einem neuen Jahrhundert war es vor 125 Jahren nicht einfach. Die Industrialisierung brachte eine Dynamik in die aufstrebende Wirtschaft, wie sie viele Unternehmer bis dato nicht gekannt hatten. Mit den Chancen erhöhten sich auch die Risiken rasant. Vor diesem Hintergrund schlossen sich Firmen in der Region zu einer Interessens- und Notgemeinschaft zusammen, die die Vertrauenswürdigkeit von möglichen Geschäftspartnern prüfte. Die erste Mitgliederversammlung des "Vereins Creditreform" ist für den 16. Februar 1883 belegtWenn Herbert Eberhard heute die Gründungsurkunden in Händen hält, sieht man dem Chef der Creditreform KG den Stolz an. Seit 1993 führt der Rechtsanwalt die Creditreform Trier - aus dem Verein wurde in 1973 eine Kommandit-Gesellschaft. Die Aufgaben, die Creditreform auch heute noch übernimmt, haben viel mit den Gründertagen zu tun. "Bereits 1895 verarbeitete Creditreform Trier 771 Inkassoverfahren mit einem Gesamtbetrag von 39 650,61 Mark. An mündlichen Auskünften wurden bereits rund 60 Anfragen pro Tag erteilt. Die Zahl der Schriftauskünfte belief sich 1896 auf erstaunliche 5600", sagt Eberhard mit Blick in die ersten Bücher. "Zu den ersten Unternehmen, die damals den Verein aus der Wiege hoben, gehörten so klangvolle Unternehmernamen wie Lortz, Rautenstrauch, Rendenbach, von Hövel und Haack", erklärt Eberhard. Auch heute sind die erteilten Auskünfte ein wichtiges Standbein im Creditreform-Geschäft. Rund 125 000 Unternehmen sind bundesweit Mitglied in der Organisation. In Trier hat Creditreform 1022 Mitglieder. "Die Wirtschaftsauskunft und Inkasso-Aufträge sind unsere beiden wichtigsten Aufgaben", erklärt Herbert Eberhard.Welche Datenmengen die Auskunftei verarbeitet, zeigt ein Blick auf 2007. Bundesweit wurden rund 15 Millionen elektronische Wirtschaftsauskünfte über Unternehmen sowie 16 Millionen Bonitätsauskünfte über Privatpersonen erteilt. Insgesamt wurden 3,5 Millionen neue Inkassofälle bearbeitet.In Trier sind 20 Mitarbeiter beschäftigt. Seit 2000 ist Eberhard mit einem zweiten Büro auch in Luxemburg vertreten. Inzwischen hat sich das Unternehmen dort gut etabliert: 15 Mitarbeiter beobachten, analysieren und recherchieren dort das Wirtschaftsgeschehen und kümmern sich im Forderungsbereich um das Inkassogeschäft. Während sich die Zentrale der Creditreform Gruppe in Neuss auf die elektronischen Datenverarbeitungssysteme konzentriert, die Privatpersonen-Auskunft führt und in einer ganzen Reihe von Tochterunternehmen weitere Informations-Dienstleistungen anbietet, ist die Stärke von Creditreform in Trier die Nähe zu den Kunden, wie Eberhard meint. "So viel Dezentralität wie möglich, so viel Zentralität wie nötig, ist unsere Devise." So sei das große Plus für die Mitglieder und Kunden die Prävention und Risikobeurteilung sowie die Möglichkeit, eigene Forderungen über Inkasso und Infos zu sichern. Zudem bietet Creditreform den Mitgliedern Weiterbildungsseminare und Informationsveranstaltungen - etwa die "Gespräche nach 5" an. "Bei allem was Wirtschaft angeht, wollen wir dabei sein", gibt Herbert Eberhard deshalb die Losung für die kommenden Jahre aus.