Überall nur weiße Flecken

Wer in der Region keinen schnellen Internetzugang hat, der bekommt auch so schnell keinen. Trotz aller Zusagen für eine Verbesserung tut sich vorerst nichts. Offenbar rechnet es sich nicht für die Anbieter.

Trier. Jeder zweite Haushalt in Deutschland hat einen DSL-Anschluss - in Deutschland ja, aber nicht in der Region. Dort dürfte es allerhöchstens jeder dritte oder vierte sein. Die Zahl der weißen Flächen überwiegt, wenn man im Breitbandatlas des Bundes-Wirtschaftsministeriums ( www.zukunft-breitband.de) schaut, in welchen Orten man in der Region schneller ins Internet kommt. Und nicht immer ist die Verteilung der DSL-Anschlüsse nachvollziehbar. Während der Breitbandatlas etwa für Kell am See eine mehr als 95-prozentige Versorgung anzeigt, befindet sich das nur wenige Kilometer entfernt liegende Reinsfeld in einem weißen Fleck: Weniger als zwei Prozent der Haushalte kommen dort über Breitbandkabel schneller ins Netz. Das ist ein weit verbreitetes Ärgernis in der Region. Denn längst ist der schnelle Internetzugang nicht mehr nur für Unternehmen und etwa für das Herunterladen von Musik oder Filmen unentbehrlich. Auch der normale Internetnutzer ohne DSL oder vergleichbare Technik via Funk oder Satellit verzweifelt mittlerweile beim Surfen. Viele Internetseiten sind längst so komplex aufgebaut, dass es mit langsamen Zugängen oft Minuten dauert, bis sie sich aufgebaut haben. Eine neue Technik sollte Abhilfe schaffen. Im vergangenen Jahr wurden die Lizenzen für Internetverbindungen über Funk versteigert, drei Anbieter haben den Zuschlag für die flächendeckende Versorgung in der Region erhalten. Nur getan hat sich bislang noch gar nichts. Bis 2009 müssen sie 15 Prozent der Gemeinden mit schnellen Internetzugängen versorgt haben. Man plane, in den nächsten Jahren ganz Deutschland mit drahtlosen Breitband-Internetzugängen zu versorgen, heißt es beim Heidelberger Anbieter Deutsche Breitband Dienste. Nichts Konkretes also. Auch die Telekom zeigt sich wenig interessiert an ländlichen Regionen. Auch wenn Festnetz-Chef Timotheus Höttges gestern noch in einem Interview verkündete, dass nun auch die Provinz DSL bekommen soll. Doch offensichtlich nur dort, wo es sich auch rechnet. Nicht so wirklich voran kommt man auch bei der Initiative Region Trier (IRT). Der Zusammenschluss von Kommunen und Wirtschaft hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Region schneller ins Netz zu bringen. Trotz einer Breitbandmesse vor einem Jahr in Gerolstein und eines Briefes an Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) im Februar, in dem um Unterstützung bei der flächendeckenden, schnellen Internetversorgung der Region gebeten wurde, hat sich bislang nichts getan. Meinung Wichtiges Signal Wer heute keinen schnellen Internetzugang hat, ist technisch abgehängt. Selbst normales Surfen im Internet ist nur mit viel Zeitaufwand und Nerven möglich. Computernutzer zweiter Klasse - von denen gibt es in der Region jede Menge. In Sachen Internet sind Eifel, Hunsrück und Saargau unterentwickelt. Daran wird sich trotz Fensterreden und großmundiger Versprechen von Politikern vorerst nichts ändern. Die Telekom baut das Netz nur aus, wenn die Kommunen selbst zur Schaufel greifen oder dem Konzern noch Geld dafür geben. Selbst die Hoffnung auf Alternativen etwa durch Funk-Internetverbindungen scheint sich zu zerschlagen. Wie die Telekom investieren die Anbieter erstmal dort, wo es sich rechnet, und das ist nicht auf dem Land, wo man jede Menge Technik auffahren müsste, um eine flächendeckende Versorgung zu garantieren. Daher ist das Signal aus Mainz wichtig, Geld locker zu machen, um solche Regionen schneller ins Netz zu bringen. Denn DSL ist längst ein Standortfaktor. b.wientjes@volksfreund.de

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