"585 800 74" im Daten-Nirwana

TRIER. Mehrmals klingelte das Telefon beim TV in den vergangenen Tagen. Es waren verärgerte Kunden der Dresdner Bank. Überweisungen und Lastschriften funktionierten nicht, bei manchen EC-Automaten gab es kein Geld - kurz: Das Chaos war perfekt. Der Grund: Ein Mitarbeiter hatte aus Versehen die Löschung der Bankleitzahl bei der Deutschen Bundesbank beantragt.

Thomas Weber aus Gusterath staunte nicht schlecht. Als er beim Online-Banking eine Überweisung auf ein Konto der Trierer Dresdner Bank tätigen wollte, konnte er die Bankleitzahl 585 800 74 einfach nicht eingeben - sie war verschwunden. "Zuerst dachte ich, es wäre ein Fehler der Sparkasse, von der aus ich ja überweisen wollte", erzählt er. Doch ein Anruf bei der Deutschen Bundesbank bestätigte es ihm: Ein Mitarbeiter der Dresdner Bank habe die Löschung der Bankleitzahl versehentlich veranlasst. "So etwas haben wir noch nicht erlebt", sagt Knut Brandt, Filialleiter der Dresdner Bank in Trier. Kunden konnten elf Tage lang, zwischen dem 8. und dem 19. März, von vielen Banken keine Überweisungen auf ihrem Konto empfangen, umgekehrt wurden keine Lastschriften von den Konten abgebucht, beim Einkaufen konnte man nicht mit Karte bezahlen, und bei manchen kleinen Banken auf dem Lande ging auch am EC-Automaten gar nichts - "eine unangenehme Situation", so Brandt. Natürlich habe es Beschwerden gehagelt. "Doch trotz dieser Geschichte wurde kein Konto gekündigt, und heute ist der Fehler wohl zu 99 Prozent behoben", sagt Brandt erleichtert. "Es war ein kleiner Fehler im System - mit riesigen Auswirkungen", bestätigt Bernd Schwegmann von der Dresdner Bank in Frankfurt. "Schlimme zwei Wochen" habe man hinter sich. Ein Angestellter der Dresdner Bank - "wo genau der saß, kann ich ihnen leider nicht sagen" - habe versehentlich die Bankleitzahl der Trierer Filialen bei der Deutschen Bundesbank "zur Löschung vorgemerkt". Das funktioniert mit dem Formular "Änderungsanzeige zur Bankleitzahlen-Datei der Deutschen Bundesbank", das man sich auf der Internet-Homepage der Deutschen Bundesbank downloaden kann. Mit einem kleinen Kreuz bei der Zeile "Löschung" wird die Tilgung der Bankleitzahl in die Wege geleitet. "Der Fehler wurde sofort erkannt - doch da hatten schon die Mechanismen bei der Bundesbank gegriffen", erklärt Bernd Schwegmann die "Verkettung unglücklicher Umstände". Denn nach der Löschung gibt die Bundesbank eine Mitteilung an alle Banken heraus, welche Bankleitzahlen es nicht mehr gibt. Die Banken wiederum löschen diese Zahlen aus ihren eigenen Systemen, und die Zahlen sind buchstäblich im Daten-Nirwana verschwunden. Obwohl der Bundesverband deutscher Banken in Berlin sofort eine Mitteilung an alle Banken verschickte und bekannt gab, dass die Trierer Bankleitzahl doch noch beziehungsweise wieder existiert, wird es nach Angaben der Deutschen Bundesbank noch etwa drei Monate dauern, bis die Folgeschäden des kleinen Irrtums wieder behoben sind. Denn die Löschung kann nicht einfach rückgängig gemacht werden - die Bankleitzahlen müssen manuell wieder einzeln eingegeben werden. Erst zum 8. März hatte die Bundesbank die Fristen für Bankleitzahl-Löschungen verkürzt - es gibt keine Vormerkfristen mehr wie bisher. So ist der Fehler nicht nur in Trier passiert, wie man auf der Internetseite der Bundesbank ( www.bundesbank.de) nachlesen kann: "Die Bankleitzahlen 310 512 40 und 585 800 74 wurden von der Bankleitzahl führenden Instituten Stadtsparkasse Korschenbroich und Dresdner Bank, Trier, irrtümlich zur Löschung per 8. März 2004 aufgegeben. Wir bitten alle Anwender der Bankleitzahlendatei, die Bankleitzahlen 310 512 40 und 585 800 74 manuell in die Stammdateien einzupflegen. In der ab dem 7. Juni 2004 gültigen Bankleitzahlen werden beide Bankleitzahlen dann wieder in der Bankleitzahlen-Datei enthalten sein."

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