"Ab 2008 geht es aufwärts"

LUXEMBURG. Die luxemburgische Fluggesellschaft Luxair wird zurzeit umstrukturiert. In seinem ersten Interview mit dem TV spricht der Chef, Adrien Ney, über die Pläne und die Zukunft von Luxair.

 Er will die Fluggesellschaft Luxair fit machen und verspricht schwarze Zahlen vom kommenden Jahr an: Luxair-Chef Adrien Ney. Foto: privat

Er will die Fluggesellschaft Luxair fit machen und verspricht schwarze Zahlen vom kommenden Jahr an: Luxair-Chef Adrien Ney. Foto: privat

Sie bauen derzeit an einer neuen Fluglinie. Wie wird sich die neue Luxair von der alten unterscheiden? Ney: Zunächst mal durch eine geänderte Flotte. Unsere vier Boeings 737 werden künftig nur noch für unseren Urlaubsflieger Luxair-Tours fliegen. Die eigentliche Luxair konzentriert sich hauptsächlich auf Geschäftsflüge. Unsere Aufgabe ist es, die Großregion mit Europa zu verbinden - und das mit sechs Embraer 145 und drei neuen Turboprop Q 400. Die erste davon wird Ende Mai kommen. Das sind Flugzeuge mit 50 bis 70 Plätzen. Wir werden auch die Marke Luxair neu positionieren mit einem komplett neuen Auftritt. Und gleichzeitig wird es neue Preise geben, um neue Kunden zu gewinnen. Wie sieht die Preispolitik aus? Ney: Es wird verstärkt Frühbucher- und Last-Minute-Angebote geben. Aber eines ist klar: Wir werden kein Billig-Flieger. Unsere Preise werden immer zwischen 100 und 200 Euro liegen. Eine Kritik an Luxair war immer, dass die Preise verhältnismäßig hoch sind. Ney: Diese Botschaft haben wir verstanden. Aber wir können nicht gleichzeitig die Preise senken, ohne die Kosten zu minimieren. Wie wollen Sie die Kosten in den Griff bekommen? Ney: Wir müssen dafür keine Mitarbeiter entlassen. Wir bauen Personal sozialverträglich ab, mit Frührente ab 55, wobei wir zwei Jahre lang die vollen Kosten tragen, und durch freiwilliges Ausscheiden. 150 Stellen konnten auf diese Weise reduziert werden, Ziel sind 190 bis Ende nächsten Jahres. Auch unsere Arbeitsabläufe werden optimiert und modernisiert. Bereits 2006 haben wir die Verluste auf 5,5 Millionen Euro halbiert, auch 2007 wird kein einfaches Jahr. Ab nächstes Jahr werden wir aber wieder schwarze Zahlen schreiben. Warum hat man erst jetzt erkannt, dass Luxair eigentlich eine Regional-Linie und keine große, internationale Gesellschaft ist? Ney: Der Fokker-Absturz 2002 hat viel von unserer Kraft weggenommen, es dauerte, bis die Katastrophe verarbeitet war und sich die Unruhen im Unternehmen wieder gelegt hatten. Daher haben wir später als andere Fluggesellschaften damit angefangen, unsere Kostenstruktur zu optimieren. Wäre Luxair ohne Gegensteuern überlebensfähig gewesen? Ney: Wir wären gegen die Mauer gefahren. Unsere Kosten wären explodiert - bei gleichzeitigem Verfall der Ticketpreise. Wir hätten keine Chance gehabt, zu überleben. Stehen denn alle Mitarbeiter hinter den Umstrukturierungen?Ney: Natürlich gibt es Unruhe in einer Firma, in der man über einen Personalabbau von zehn Prozent redet. Aber ich glaube nicht, dass die Stimmung wirklich schlecht ist. In der Vergangenheit wurden bereits Strecken aufgegeben. Gibt es weitere Reduzierungen? Ney: Die großen Einschnitte haben wir hinter uns. Derzeit sehe ich keine weiteren Notwendigkeiten für Streckenreduzierungen. Allerdings müssen wir die Entwicklung auf der Strecke nach Paris im Auge behalten, wenn ab Juni der Hochgeschwindigkeitszug TGV von Luxemburg aus in die französische Hauptstadt fährt. Wir sind realistisch: Ein Großteil der Passagiere wird wohl auf den Zug umsteigen. Wir rechnen mit einem Einbruch von 60 Prozent. Konkurrenz entsteht aber nicht nur durch die Bahn. Es ist ja nicht auszuschließen, dass sich nach der Eröffnung des neuen Terminals in Luxemburg auch Billigflieger ansiedeln. Was dann? Ney: Wir haben bereits eine starke Konkurrenz auf einigen Strecken. Aber wir wollen und können keine Billig-Flieger verhindern. Sollte aber eine solche Gesellschaft nach Luxemburg kommen, wird diese nur die Filet-Stücke fliegen, also die attraktivsten Strecken bedienen. Das würde uns sehr weh tun. Aber wir haben alles getan. Das Gespräch führte unser Redakteur Bernd Wientjes

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