Abschlag für alle

MAINZ/BONN. (win/dpa) Die von den rheinland-pfälzischen Stromversorgern erhobenen Durchleitungsgebühren werden im Schnitt um zehn Prozent gekürzt. Den ersten von insgesamt 65 Anträgen beschied das Wirtschaftsministerium mit Abschlag von 21,5 Prozent. Auch die Bundesnetzagentur in Bonn hat gestern die Netzentgelte der Eon Netz GmbH gedeckelt.

Keiner der 65 regionalen Stromversorger wird mit seinem Antrag für die Entgelte bei der Nutzung seines Netzes durch andere Anbieter ohne Kürzung durchkommen. In einem ersten Bescheid für einen der Versorger wurde die Durchleitungsgebühr nach Angaben von Minister Hendrik Hering um 21,5 Prozent gekürzt. Nach TV-Informationen handelt es sich dabei nicht um die Stadtwerke Trier. Alle Anträge sollen in den nächsten Wochen mit Abschlägen von durchschnittlich zehn Prozent beschieden und dann auch unter konkreter Nennung der Unternehmen im Internet veröffentlicht werden. Für die Netzentgelte der vier großen deutschen Stromkonzerne ist die Regulierungsbehörde des Bundes zuständig. Die Entgelte machen rund 30 Prozent des Strompreises aus. Ob durch die Kürzungen der Entgelte die Endpreise sinken werden, ist jedoch nicht sicher, denn 35 der 65 Unternehmen haben auch gleichzeitig eine Erhöhung der Preise zum 1. Januar 2007 beantragt. Die will Hering "sehr kritisch" prüfen. Für die Preisgenehmigung von RWE ist Nordrhein-Westfalen zuständig. Die staatliche Regulierungsbefugnis bei Strompreisen läuft bundesweit allerdings Mitte 2007 aus.Deutliche Abschläge

Die Bundesnetzagentur hat im Kampf um niedrigere Strom- und Gaspreise weitere Beschlüsse gegen überhöhte Netzgebühren getroffen. Sie kürzte dem Betreiber Eon Netz GmbH die beantragten Netzkosten für seine Stromübertragungsleitungen in mehreren Bundesländern um rund 16 Prozent, wie der Präsident der Netzagentur, Matthias Kurth, am Mittwoch in Bonn mitteilte. Die Eon-Tochter kündigte an, sich der Entscheidung zu beugen und die Netzentgelte gegenüber den derzeitigen Tarifen um rund neun Prozent zu senken. Bei Gasnetzen erteilte die Netzagentur die ersten Genehmigungen mit gekürzten Entgelten an zwei Eon-Töchter.Unternehmen rechnet mit Umsatzrückgang

Auch der Strom-Weiterverteiler RWE Westfalen-Weser-Ems Verteilnetz GmbH (zweitgrößter Verteilernetzbetreiber in Nordrhein-Westfalen) kann nach Anordnung der Netzagentur nur um rund zehn Prozent niedrigere Durchleitungsgebühren für Strom verlangen als beantragt. Das Unternehmen rechnet mit Umsatzrückgängen im zweistelligen Millionenbereich. Bescheide für weitere 20 größere Stromnetzbetreiber stehen laut Kurth vor dem Abschluss. Ungeachtet sämtlicher Entscheidungen für niedrigere Netzgebühren müssen sich die Verbraucher vielerorts auf neue Strompreiserhöhungen zum 1. Januar 2007 einstellen, für die zahlreiche Versorger bereits entsprechende Anträge bei den Länderregierungen eingereicht haben. Die Netzagentur kontrolliert die Netzkosten zum ersten Mal und bewertet vor allem das Anlagevermögen. Niedrigere Netzentgelte hätten auch für den Endkunden eine "signifikante" Auswirkung auf den Strompreis, sagte Kurth. Das Netzentgelt fließe zu mehr als einem Drittel in den Endpreis ein, während die Bezugskosten nur knapp ein Viertel ausmachten. Die Versorger argumentieren bei Preiserhöhungen oft mit erhöhten Bezugskosten. Die Netzagentur hatte zuvor bereits den Stromriesen RWE, EnBW, Vattenfall Europe sowie dem Regionalversorger Thüringer Energie (TEN) deutliche Abschläge (zwischen acht und 18 Prozent) bei den beantragten Strom-Netzgebühren verordnet. Mit dem Beschluss für die Eon-Tochter (wirksam zum 1. September) hat die Behörde nun die Prüfung aller vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (Überlandleitungen) abgeschlossen.

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