Alles auf einer Karte

TRIER. Mehr Komfort für den Patienten, geringere Kosten durch weniger Doppeluntersuchungen: Die Ärzte setzen auf die neue Gesundheitskarte.

Früher war nicht alles schlecht. Da gab es für alle Versicherten noch Krankenscheine, pro Quartal einen für den Hausarzt, einen für den Zahn- und einen für den Augenarzt. Der Hausarzt überwies nach Bedarf an den entsprechenden Facharzt. Dann kam die Versicherten-Karte. Name, Adresse, Beruf und Versicherten-Nummer sind auf dem Magnetstreifen auf der Rückseite des Plastikkärtchens gespeichert. Ärzte-Hopping, teure Doppeluntersuchungen, Karten-Missbrauch: Seit Einführung der "unintelligenten" Versicherungskarte klagen Kassen und Ärzte über sie. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) will damit Schluss machen. Ab 2006 soll die Gesundheitskarte kommen, mit Speicher-Chip für elektronische Rezepte und Überweisungen und Foto des Versicherten. Zusammen mit dem weiterhin von ihr favorisierten Hausarztmodell (Patienten sollen zuerst zum Hausarzt gehen) soll die Zahl der Arztbesuche eingeschränkt und damit Kosten gespart werden. Die Ärzte in der Region Trier machen sich stark für die Gesundheits- und die Patientenkarte. Sie wollen das Modell in diesem Jahr testen. Missbrauch sei ausgeschlossen und der Datenschutz gewährleistet, sagt der Allgemeinarzt Michael Siegert, der bei der Kassenärztlichen Vereinigung Trier zuständig ist für das Modellprojekt, das im Sommer starten soll. Die intelligente Chip-Karte als logische Weiterentwicklung der relativ nutzlosen bisherigen Magnetkarte sei der richtige, aber nur der erste Schritt, so Siegert. Die Gesundheitskarte müsse durch die freiwillige Patientenkarte ergänzt werden, auf der auch Befunde, Medikamente, Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte abgespeichert werden können. Auch sie soll demnächst getestet werden. Dadurch erleichtere sich die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken. Im Notfall stünden alle wichtigen Daten zur Verfügung, eine entsprechende Behandlung sei leichter möglich als bisher. Auch der aufwendige Schriftwechsel (oft noch mit Schreibmaschine), etwa bei Krankenhausentlassungen zwischen Klinik und behandelndem Arzt, könnte mit der Patientenkarte entfallen. Alle Untersuchungsergebnisse würden darauf abgespeichert, der Arzt könnte sie abrufen. Und, so die Vorstellungen der Ärzte, der Patient bestimmt selbst, was auf der Karte gespeichert wird und wer alle Daten lesen kann. Die Gefahr des Datenmissbrauchs hält Siegert für nicht größer als bei der bisherigen Verwaltung der Patientenakte auf Karteikarten. "Wer unbedingt an die Daten rankommen will, der schafft das auch jetzt schon."

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