Altlasten der Fusion

THALFANG/KALTENSUNDHEIM. Böses Erwachen nach der Fusion der Hochwald-Molkerei in Thalfang mit der Starmilch-Molkerei in Fulda: Die thüringische Tochter "Rhöngold" ist überschuldet und stellt Insolvenzantrag.

Bei einer Fusion zweier Unternehmensgruppen sind nicht nur Sahnestücke zu verteilen, auch mehr oder weniger offensichtliche Ladenhüter stecken mit im Paket - und können zur bösen Überraschung werden, wenn das Paket aufgeschnürt wird. Diese Erfahrung muss nun die Hochwald-Molkerei-Gruppe in Thalfang machen. Rettungsversuche fehlgeschlagen

Nach der Fusion der Hochwälder mit der Starmilch eG aus Fulda zum 1. Januar stellte sich bei der Tochter "Rhöngold" Molkerei Fricke GmbH & Co. KG aus Kaltensundheim (Thüringen) heraus: Das Unternehmen ist in Millionenhöhe verschuldet. Deshalb stellte "Rhöngold"-Geschäftsführer Gerd Weiler unlängst den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Meiningen. Damit zieht der neue Geschäftsführer - Weiler ist nach der Fusion am 15. Januar von Hochwald nach Thüringen gegangen - gleich nach der Durchsicht der Bilanzen die Notbremse für die Molkerei, die nach seinen Aussagen seit "mindestens ein bis zwei Jahren buchmäßig überschuldet" ist. "Dies ist ein rein thüringisches Problem, das erst mit der Fusion von Starmilch und Hochwald zu Tage getreten ist", stellt Weiler klar. Dabei seien die Banken als Hauptgläubiger nicht dazu zu bewegen gewesen, die Sanierung der Molkerei zu stemmen. Aber auch die finanzstarken Gesellschafter aus Rheinland-Pfalz seien nicht bereit gewesen, das Portemonnaie zu öffnen. "Das kann man den Bauern auch nicht zumuten", sagt der Geschäftsführer. Hochwald zahlt seinen Milchbauern bundesweit mit die höchsten Preise und ist mit der Starmilch-Fusion zum drittgrößten deutschen Milchverarbeiter aufgestiegen. Zunächst hatte "Rhöngold" mit Biomilch angefangen - eine Strategie, die in einer Marktnische Erfolg suchte, deren Aussichten aber gleich null waren. Mehrere Rettungsversuche unter dem langjährigen Geschäftsführer Rüdiger Fricke gingen schief, die falsche Unternehmensstrategie setzte sich scheinbar fort. Heute ist "Rhöngold" spezialisiert auf die Herstellung von Joghurt, täglich werden 300 000 Becher produziert. Dabei ist die Auftragslage nach Aussage von Geschäfstführer Weiler gut, auch nach dem Insolvenzantrag müsse deshalb die Produktion aufrechterhalten werden. "Das ist das Allerwichtigste", sagte er gestern gegenüber dem TV. Dies wolle auch der vom Amtsgericht Meiningen bestellte Insolvenzverwalter Klaus Siemon aus Chemnitz. "Neuanfang unter Auffanggesellschaft"

Gerd Weiler ist daher zuversichtlich, den 58 Mitarbeitern der Thüringer Molkerei einen Neuanfang in einer Auffanggesellschaft zu ermöglichen und das Gros der Arbeitsplätze erhalten zu können. Ob dazu die "Rhöngold"-Gläubiger auf ihr Geld verzichten, die Molkerei verkauft wird oder in der Muttergesellschaft aufgeht, steht freilich noch in den Sternen. Weiler ist aber überzeugt: "Hochwald wird an der Lösung mitarbeiten."

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