An den Bedürfnissen vorbei

TRIER. Familien-Unternehmen spielen in der deutschen Wirtschaft eine wichtige Rolle. Allerdings sind die Standortfaktoren hierzulande weit schlechter als im europäischen Durchschnitt, wie eine aktuelle Studie ergab.

Rund 80 Prozent der in Deutschland ansässigen Betriebe werden als Familienunternehmen geführt. Sie tragen derzeit mit einem Anteil von 53 Prozent zur Bruttowertschöpfung der deutschen Unternehmen bei und stellen 68 Prozent aller Arbeitsplätze. Rund 80 Prozent aller Ausbildungsplätze werden von Familienunternehmen geschaffen. Doch stehen die deutschen Familienbetriebe im europäischen Durchschnitt weit schlechter da als ihre Pendants in Großbritannien, der Schweiz oder Polen. Das hat eine Studie der Stiftung Familienunternehmen und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung ergeben. So landete Deutschland auf Rang elf von 14 untersuchten Staaten der Europäischen Union, der Schweiz und der USA. Demnach werden die Bedürfnisse von Familienunternehmen hierzulande bisher nicht hinreichend berücksichtigt, meint auch Edwin Kohl, Geschäftsführer der Kohlpharma im saarländischen Merzig und Mitglied im Kuratorium der Stiftung (siehe Interview). Großer Nachholbedarf

Was die entscheidenden Standortfaktoren Steuerbelastung, Kosten, Produktivität und Verfügbarkeit von Personal, Aus- und Fortbildung, Regulierungsdichte, Bürokratie und Kapitalbeschaffung für Familien-Unternehmen angeht, hat Großbritannien die besten Bedingungen. Die USA sind am wenigsten reguliert, sind aber kein Niedrigsteuerland. Demgegenüber hat Polen zwar ein günstiges Umfeld hinsichtlich der Steuern, aber Defizite bei der Finanzierung. Vor allem bei den Steuern hat Deutschland laut der Studie "großen Nachholbedarf", auch wenn die USA oder Frankreich noch schlechter abschneiden. Bei Arbeitskosten, Produktivität und Humankapital liegt Deutschland im unteren Mittelfeld. Allerdings wird die gute Positionierung beim Thema Finanzierung durch den letzten Platz bei der Regulierung neutralisiert. Ein Bereich, in dem Handlungsbedarf besteht: "Würde Deutschland unter Konstanthaltung aller anderen Faktoren das Ausmaß auf ein Maß zurückführen, das der mittleren Regulierungsintensität in den übrigen Ländern entspricht, dann würde Deutschland etwa mit Schweden gleichziehen und im Länderindex der Stiftung Familiemunternehmen drei Rangplätze gutmachen", heißt es in der Studie.

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