Angela im Konjunkturfrühling

BERLIN. (dpa) Die deutsche Wirtschaft wächst, weniger Menschen sind arbeitslos. Dennoch fürchten Experten, dass der Konjunkturfrühling spätestens nach der Mehrwertsteuererhöhung wieder vorbei sein wird.

Für Angela Merkels Regierung ist der Frühling auch konjunkturell ausgebrochen. Mit 1,8 Prozent werde das Wachstum in Deutschland in diesem Jahr so hoch sein, wie seit 2000 nicht mehr, teilten sechs Wirtschaftsforschungsinstitute gestern in Berlin mit. Und aus Nürnberg kam die Kunde, dass im April noch 4,79 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet waren, 262 000 weniger als vor einem Jahr. Deutschland erlebe vor dem Hintergrund einer guten Weltkonjunktur einen "kräftigen Aufschwung", sagte Eckhardt Wohlers als Sprecher der sechs Wirtschaftsweisen. Neben dem starken Export gebe es nun auch im Inland eine rege Investitionstätigkeit und "erste Lichtblicke" beim privaten Konsum. Als allgemeines Risiko für alle Volkswirtschaften lauerten allerdings steigende Ölpreise und Zinsen. "Die deutsche Wirtschaft belebt sich spürbar", stellte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) zufrieden fest, und sein Parteikollege Peter Ramsauer jubelte gar: "Der Regierungswechsel hat ganz offensichtlich einen psychologischen Umschwung bewirkt." Das mochten die Wirtschaftsforscher so nicht bestätigen. Die neue Regierung sei in eine Situation hineingekommen, wo die Indikatoren schon nach oben zeigten. Sie habe sicher einen Vertrauensvorsprung. "Den sollte sie aber nicht verspielen", sagte Joachim Scheide vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Zudem seien die strukturellen Probleme Deutschlands nach wie vor da. Auch die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit gab noch keine Entwarnung. Der Rückgang um 0,5 Prozentpunkte auf eine Arbeitslosenquote von 11,5 Prozent sei jahreszeitlich bedingt, so BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Sein Vize Heinrich Alt rechnet bis zum Sommer mit einer Trendwende: "1,8 Prozent Wachstum wird die deutsche Wirtschaft nicht ohne zusätzliche Beschäftigung wegstecken können." Laut den Wissenschaftlern werde das Wachstum 2007 nur 1,2 Prozent betragen. Zudem kritisierten sie die Mehrwertsteuererhöhung: 2007 solle die Erhöhung nur zwei Prozent betragen, um bei der Unternehmenssteuerreform eine Entlastung zu schaffen. SPD-Finanzexperte Joachim Poß schimpfte hingegen über diese "unrealistischen und politisch unbrauchbaren" Ratschläge.

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