Angst um Arbeitsplätze

TRIER. Etwa 90 Beschäftigte der Telekom-Tochter T-Systems sind am Donnerstag in Trier einen ganztägigen Warnstreik getreten. Laut der Gewerkschaft Verdi soll Druck auf die Tarifverhandlungen ausgeübt werden. Indirekt drücken die Beschäftigten damit auch den Frust über die mögliche Schließung des Standortes aus.

Unsicherheit, Angst und Wut: So könnte man derzeit die Stimmung bei den insgesamt rund 800 Telekom-Mitarbeitern in der Region Trier beschreiben. Denn nachdem in den vergangenen Monaten die Tochter DeTeCard Service mit rund 90 Beschäftigten und das Call Center mit rund 150 Beschäftigten am Standort Trier noch in letzter Sekunde auch dank des politischen Engagements und des öffentlichen Drucks gerettet werden konnten, kommt für die T-Systems Enterprice Services (ES) auf dem Trierer Petrisberg nun wohl doch das Aus. "Nach außen hin gibt es zwar keine Bestätigung, aber mit dem Betriebsrat wird über die Umsetzung von Arbeitsplatzverlagerungen verhandelt", sagt Manfred Fritschen, für die Telekommunikation zuständiger Experte der Gewerkschaft Verdi in Trier. Dies passe auch zur Ankündigung der Mutter T-Com, kleinere Außenstellen der 52 Standorte zu schließen. Das träfe in Trier 50 Arbeitsplätze im hochqualifizierten IT-Sektor des T-Systems-Bereichs ES, der für Software-Entwicklungen für die Mutter zuständig ist und der nach Saarbrücken übertragen werden könnte. Darüber hinaus gibt es aber noch weitere rund 70 Beschäftigte in der Innenstadt im Geschäftskundenvertrieb (Business Services - BS), deren Zukunft die Gewerkschaft ebenfalls gefährdet sieht. Dass gestern von den rund 120 T-Systems-Mitarbeitern in Trier etwa 90 in einen ganztägigen Ausstand getreten sind, hat vordergründig mit den bundesweit laufenden Tarifverhandlungen für die rund 45 000 T-Systems-Beschäftigten zu tun. Und am heutigen Freitag sollen es beim angekündigten Streik in Saarbrücken noch mehr werden. Verdi fordert eine Entgelterhöhung von sechs Prozent für den am 1. Mai ausgelaufenen Tarifvertrag. "Der Streik ist laut Gesetz nur für die Tarifrunden zulässig. Der Arbeitgeber nutzt die Runde aber dazu, Gegenforderungen aufzustellen", ärgert sich Verdi-Fachbereichsleiter Telekommunikation für Rheinland-Pfalz und das Saarland Kurt Hau. Dabei sei es schon "eine Unverschämtheit, dass die T-Com für die T-Systems-Teilbereiche ES und BS getrennt verhandelt und für den Geschäftskundenbereich auch nach vier Runden noch kein Angebot vorgelegt hat", sagt Hau. Im Gegenzug nutzen die Beschäftigten und Gewerkschafter die Tarifrunde, ihren Frust über Umstrukturierungen und Arbeitsplatzverlagerungen auszudrücken. Kurt Hau: "Das geschieht klar vor dem Hintergrund des Arbeitsplatzabbaus." Die T-Com will in den kommenden Jahren 32 000 Stellen streichen, davon rund 6000 bei T-Systems. Nun gilt bei den Beschäftigten das Prinzip Hoffnung. "Bei der Telekom gab es in jüngster Zeit so viele Umstrukturierungen, die dann wieder über den Haufen geworfen wurden. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es in diesem Fall genauso geht", sagt Manfred Fritschen.

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