Arbeitsvermittler bald arbeitslos?

TRIER. Nach dem Personaldienstleister Maatwerk hat mit der Arbeitsvermittlungsagentur Agens bereits der zweite Betreiber so genannter Personal-Service-Agenturen (PSA) Insolvenz anmelden müssen. Von der Zahlungsunfähigkeit betroffen ist auch die Agens-Niederlassung in Trier.

Die Revolution auf dem Arbeitsmarkt frisst ihre Kinder. Die als tragende Säulen der Hartz-Reformen gepriesenen Personal-Service-Agenturen haben bereits bei ersten Anbietern zum finanziellen Aus geführt. Nach der Pleite des größten PSA-Betreibers Maatwerk am vergangenen Montag hat auch die mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Siegburg angesiedelte Arbeitsvermittlungsagentur Agens Insolvenz angemeldet. Agens, wie Maatwerk Tochtergesellschaft eines niederländischen Unternehmens, betreibt laut ihrer Internet-Homepage in Deutschland fünf Personal-Service-Agenturen, eine davon auch in Trier. Zweck der PSA ist es, Arbeitslosen in Konkurrenz zur Bundesagentur für Arbeit (BA) einen Job zu vermitteln. Dazu stellen die Personal-Service-Agenturen Arbeitslose ein, schulen sie und verleihen sie als Zeitarbeiter an Unternehmen weiter, die - im Idealfall - die ehemals Arbeitslosen dann übernehmen sollen. Laut Albert Fuchs vom Landesarbeitsamt Rheinland-Pfalz/Saarland bekommen die PSA für jede Einstellung eine so genannte Fallpauschale - zwischen 800 und 1300 Euro monatlich. Nach drei Monaten sinkt der Zuschuss auf 75 Prozent, nach weiteren drei Monaten auf 50 Prozent. Nach den bisherigen Erfahrungen haben nur wenige der ausleihenden Unternehmen den PSA-Zeitarbeitern letztlich auch einen festen Job angeboten. "Gerade einmal 6375 Menschen haben durch PSA eine neue Beschäftigung gefunden", sagt CDU-Arbeitsmarktexperte Karl-Josef Laumann, "bis zu 250 000 sollten es sein." Laumanns Fazit: "Die PSA sind auf dem harten Boden der Tatsachen wie Porzellan zerbrochen." Im Berliner Bundeswirtschaftsministerium sieht man dies verständlicherweise völlig anders. "Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen, dass die Instrumente greifen", sagt Sprecherin Sabine Maas. An den Personal-Service-Agenturen werde festgehalten. Die PSA seien ein "sinnvolles Instrument", meint - ungeachtet der Insolvenzen von Maatwerk und Agens - auch der Vize-Chef der Trierer Arbeitsagentur, Jürgen Dillmann. Für den lokalen Agens-Ableger, mit dem das zwischenzeitlich in Agentur umbenannte Arbeitsamt Trier seit Dezember 2002 zusammenarbeitet, findet Dillmann nur lobende Worte. "Die Zusammenarbeit mit Agens war positiv, die Pleite tut uns weh." Betroffen von der Insolvenz ist laut Dillmann in erster Linie ein im September gestartetes PSA-Projekt für 50 Jugendliche, von denen mittlerweile acht bereits vermittelt seien. Nach Bekanntwerden der Agens-Insolvenz werden die verbliebenen 42 Teilnehmer wieder von der Trierer Arbeitsagentur selbst betreut. "Wir bieten den Jugendlichen jetzt Alternativen an und versuchen, sie auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen", sagt Dillmann. Nach der Agens-Insolvenz gibt es in der Region Trier nur noch zwei Personal-Service-Agenturen, die von der Firma Imperia in Wittlich und dem Trierer Bürgerservice betrieben werden. Der Vertrag mit einer weiteren PSA in Bitburg war Anfang des Jahres von der Arbeitsagentur mangels ausreichenden Erfolgs gekündigt worden, ein Nachfolger wird noch gesucht. Unsicherheit herrscht indes unter den drei hauptamtlichen Personalreferenten der Trierer Agens-Filiale. Sie haben übers das Internet von der Insolvenz ihres Unternehmens erfahren. "Wir wissen nicht, wie es weiter geht", meinte eine Beschäftigte auf TV -Anfrage. Möglicherweise müssen sich die Arbeitsvermittler demnächst selbst arbeitslos melden.

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