Auf Autos setzen oder die Gewinne mitnehmen

Trier · Noch bis 10. Dezember geht es für rund 400 regionale Spielgruppen darum, ihren Depotwert bei der Börsensimulation Planspiel Börse der Sparkassen zu erhöhen. Aber wie? Vier Anlageexperten geben Tipps. Ihre generelle Einschätzung: Die erhoffte Jahrersend- Rallye wird es für den Leitindex Dax in 2015 nicht mehr geben.

Trier. Große Sprünge wird der Dax bis zum Ende des Planspiels Börse nicht mehr machen, aber mit einer richtigen Streuung und einigen Zukäufen zum Beispiel aus der Automobilbranche können sich die Schüler-Spielgruppen noch verbessern - da sind sich die Fachleute einig. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sein virtuelles Kapital lieber aus den Aktien herausnehmen - sagen die vier vom TV befragten Aktienexperten der regionalen Sparkassen.

Jochen Billen, Anlageberater der Kreissparkasse Bitburg-Prüm: Das oberste Gebot bei der Aktienauswahl ist die Qualität. Das heißt, Unternehmen, die zum einen über eine gewisse finanzielle Größe verfügen, zum anderen möglichst eine marktführende Position in der Branche einnehmen. Vor allem aber müssen diese Unternehmen in einem Bereich tätig sein, der gegenüber den Konjunkturschwankungen der Wirtschaft möglichst resistent ist.
Neben der Qualität sollte man einen weiteren wichtigen Punkt beachten: die Depotmischung. Es ist wichtig, das Risiko auf verschiedene Wachstumsaktien zu verteilen, um Schwächephasen einzelner Papiere abfedern zu können. Wichtig ist, nicht nur auf eine Branche zu setzen, sondern in mehrere Branchen zu investieren - wie Essen und Trinken, Marken, Medizin, Energie und Hightech.
Wann kaufen? Bei guten Wachstumswerten ist jeder Tag ein Kauftag! Für die Planspiel-Börse-Teilnehmer bietet sich auch jetzt noch die Investition in dividendenstarke Unternehmen an. Auch wenn Krisenthemen wie Ukraine oder Ebola auf die Stimmung drücken und den Dax kurzfristig belasten, gibt es keinen langfristigen Abwärtstrend.

Alexander Kuhnen, Vermögensberater bei der Sparkasse Mittelmosel EMH: Empfehlungen in Einzeltitel geben wir nicht, das Wichtigste ist die breite Streuung in verschiedene Branchen und Regionen. Bis zum Jahresende gehen wir von einem seitwärts verlaufenden Markt aus und sehen den Dax bei rund 9200 Punkten.

Mario Schmidt, Anlage-Experte der Kreissparkasse Vulkaneifel: Der Dax wird sich bis Jahresende bei etwa 9200 Punkten einpendeln, ich erwarte keine Jahresend-Rallye, wie wir sie in den vergangenen Jahren hatten.
Potenzial nach oben bieten bis zum Ende des Planspiels Börse sicherlich noch Automobiltitel. Grundsätzlich empfehle ich dividendenstarke Aktien. Jene Spielgruppen, die anfangs auf amerikanische Werte gesetzt haben, die ihre Dividendenausschüttung schon hatten, haben richtig profitiert. Leider gibt es bis zum 10. Dezember kaum noch Ausschüttungen.
Vom Weihnachtsgeschäft der Konsumgüterbranche können die Teilnehmer des Planspiels leider nicht mehr profitieren, denn die Zahlen liegen erst Anfang 2015 vor. Die niedrigen Zinsen haben den Aktienmarkt zweieinhalb Jahre getrieben, nun hat die Wirtschaft das Problem, dass die aktuellen Zahlen den Daxstand nicht immer rechtfertigen. Die Schüler, die allerdings bei einem Dax unter 9000 Punkten eingestiegen waren, konnten gute Gewinne mitnehmen.
Die Spielgruppen müssen jetzt entscheiden, ob sie ihre Gewinne dadurch sichern, dass sie das Geld, das sie gewonnen haben, wieder aus den Aktien herausnehmen, oder ob sie Risiko gehen und in neue Werte investieren. Das hängt von der Mentalität der einzelnen Spielgruppen, aber auch der Depotzusammensetzung ab.
Alexander Teggers, Private Banking- und Wertpapierfachberater der Sparkasse Trier: Für den Dax sehe ich bis zum Ende des Planspiels Börse keine großen Ausschläge nach oben, das geht eher seitwärts, irgendwo zwischen 9000 und 9500 Punkten. Wer seinen Depotwert erhöhen will, sollte auf Autowerte wie Daimler oder VW setzen, gut fährt man aber auch mit klassischen Schwergewichten wie der BASF oder der Deutschen Post - dennoch wird auch bei diesen Aktien bis 10. Dezember nicht mehr allzu viel passieren.
Wer ein gewisses Risiko gehen will, findet im Versicherungs- und Finanzsektor noch einige Werte mit Potenzial, die aber auch nach hinten losgehen können. Da ist viel Spekulation dabei.
Wer von Beginn an dabei war, hatte gleich zum Start rund zehn Prozent Verlust beim Dax, der aber nun wieder ausgeglichen wurde. Wer seitdem Gewinne gemacht hat, sollte diese jetzt absichern, denn eine Jahresend- Rallye sehe auch ich nicht.

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