Ausbildung: Wirtschaft gibt Versprechen ab

TRIER. Die Lage auf dem regionalen Ausbildungsmarkt ist angespannt wie seit Jahren nicht mehr. Die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) wird deshalb ihr Engagement noch verstärken und gibt ein Ausbildungsversprechen ab: "Wir wollen uns persönlich um alle Jugendlichen kümmern, die Ende September keine Stelle haben."

IHK-Präsident Wolfgang Natus, Hauptgeschäftsführer Arne Rössel und der zuständige IHK-Geschäftsführer Marcus Kleefisch hatten ein Zehn-Punkte-Programm geschnürt, als sie gestern vor die Presse traten. Die Dachorganisation der rund 23 000 regionalen Betriebe will damit weitere Ausbildungsplätze gewinnen. Der Weg führt dabei über die Mitgliedsbetriebe. "Der Ausbildungswille der Unternehmen ist ungebrochen, die Bereitschaft wird aber durch schlechte Rahmenbedingungen immer mehr erschwert", sagte IHK-Präsident Wolfgang Natus. Dabei sei die immer noch katastrophale wirtschaftliche Situation bei vielen Unternehmen der Hemmschuh Nummer eins, wenn es um weitere Ausbildungsplätze gehe. "Insolvente Unternehmen können keine Arbeits- und Ausbildungsplätze bereitstellen. Zweiter Hemmschuh ist die schlechte Qualifikation vieler Bewerber", sagte der Kammerpräsident. Gesellschaftliche Aufgabe

Trotz der hemmenden Momente glaubt Natus an die Wirtschaft: "Wer ausbildet, investiert in die eigenen Zukunft. Außerdem ist Ausbildung gesellschaftliche Pflichtaufgabe der Unternehmen." Mit dem Zehn-Punkte-Programm will die IHK die weitere Kräfte für die Lehrstellen-Akquise mobilisieren. "Wir sind sicher, dass wir den Ausgleich schaffen. Wir werden Ende September alle ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen, die noch keine Lehrstelle haben, persönlich betreuen", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel. Doch nicht nur den Jugendliche kommt eine individuelle Betreuung zu. Ganz oben im Zehn-Punkte-Katalog steht der Besuch der Unternehmen. So wurden in diesem Jahr bereits rund 8000 Betriebe angeschrieben und ihre Ausbildungsbereitschaft nachgefragt. Hauptamtliche Ausbildungsplatz-Akquisiteure und ehrenamtliche Lehrstellen-Lotsen gehen zudem massiv in der Region Klinken putzen. Marcus Kleefisch: "Wir haben bisher persönlich fast 1000 Betriebe besucht. Allein rund 115 werden derzeit wöchentlich besucht." Mit diesem Engagement habe man bei den ausbildenden Betrieben rund 45 zusätzliche Ausbildungsplätze und bei neu gewonnenen Betrieben rund 80 neue Ausbildungsplätze für dieses Jahr gewinnen können. Insgesamt werden derzeit rund 4600 Jugendlichen in den Mitgliedsbetrieben der IHK ausgebildet. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Lehrstellen mit rund 1650 gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent zurück, dennoch konnte am Ende des Ausbildungsjahres fast ein Ausgleich zwischen Ausbildungswilligen und freien Stellen erreicht werden. Der Ehrgeiz der Kammer liegt darin, in diesem Jahr wieder mehr Plätze anbieten zu können. Doch IHK-Präsident Natus warnt auch, dass die Lage in einzelnen Branchen recht unterschiedlich sei. "Wir haben Bereiche in denen es weitaus mehr Bewerber als Stellen gibt, und wir haben Branchen die händeringend gute Jugendliche suchen." So stehen denn im IHK-Programm die Werbung für neue Berufe und "Berufe im Schatten" ganz oben auf der Agenda. Diese Potenziale müssten von allen Seiten aktiviert werden, fordert die Kammer. Dabei seien die Pläne der Bundesregierung, eine Ausbildungsplatzabgabe einzuführen, der falsche Weg. "Mit Strafsteuern entstehen keine Lehrstellen." Zudem sei einen solche "Zwangsabgabe" organisatorisch kaum umzusetzen. "Wirtschaft ist zur Hälfte Psychologie. Dies gilt auch für den Ausbildungsbereich. Die Betriebe brauchen keine Demotivation durch staatlichen Druck, sondern Motivation, die aus Überzeugung erwächst", so Natus. Special Ausbildung jetzt

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