Ausbildungsplatz-Situation sehr gut

Knapp 3500 Jugendliche haben in diesem Jahr bereits eine Ausbildung bei den Mitgliedbetrieben von Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer (HWK) begonnen. Doch die Wirtschaft würde gerne mehr ausbilden und warnt davor, dass es den Nachwuchs zu sehr auf weiterführende Schulen zieht.

 Jeder Bewerber bei der Chancenbörse wird von den Experten beraten und erhält Angebote. Diese unversorgte Bewerberin wird von Christine Forster (Agentur für Arbeit), Hans Mohn (IHK) und Karl-Heinz Schwall (HWK, von links) betreut. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Jeder Bewerber bei der Chancenbörse wird von den Experten beraten und erhält Angebote. Diese unversorgte Bewerberin wird von Christine Forster (Agentur für Arbeit), Hans Mohn (IHK) und Karl-Heinz Schwall (HWK, von links) betreut. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. Jahr für Jahr werden durch die gemeinsame Aktion von IHK, HWK und Arbeitsagentur die Jugendlichen betreut, die sich bis zum Herbst vergeblich um eine Lehrstelle bemüht haben. In diesem Jahr ist die Zahl der Nachzügler so gering, dass sich die Akteure der sogenannten "Chancenbörse" ganz entspannt angehen konnten. Von den noch 129 unversorgten Jugendlichen hatten sich 54 Jugendliche angemeldet - fast alle kamen auch, viele in Begleitung von Vater oder Mutter.

Oliver, 19 Jahre, aus dem Hochwald: Nachdem der junge Mann die Hauptschule mit einem Notendurchschnitt von 2,8 abgeschlossen hatte, wechselte er vor zwei Jahren zur Berufsfachschule 1 (BF 1). "Da bin ich mit den falschen Leuten zusammengekommen", gibt er zu. Die Noten gehen in den Keller, es reicht nicht für die BF 2 und mit einem nun schlechten Abgangszeugnis findet er keine Lehrstelle. "Ich habe dann Aushilfsjobs am Bau angenommen und im Winter bin ich rausgeflogen, weil es zu wenig Arbeit gab", erzählt er seine Geschichte. Nach der Chancenbörse ist der junge Mann aber zuversichtig. "Ich habe vier Lehrstellen vorgelegt bekommen und einen Betreuer, der mir hilft", sagt er. Klappt es nicht mit einer Lehrstelle, wird die Arbeitsagentur ihm die Einstiegsqualifikation ermöglichen.

Jennifer, 19 Jahre, Hunsrück: Rund 20 Bewerbungen hat die junge Dame schon verschickt: ihr Traumberuf Mediengestalterin. Zunächst wollte sie nach der Realschule, Zeugnisdurchschnitt 2,7, die Fachhochschulreife erwerben, doch auf der weiterführenden Schule klappte es nicht so, wie sie dachte. "Ich bin in Mathe von zwei auf fünf abgesackt", gibt sie zu. Nun würde sie gerne Mediengestalterin werden, doch in der Region gibt es nur wenige Lehrstellen und Köln, mit einem großen Angebot? - "Dazu fehlt mir der Mut", sagt sie. Bei der Chancenbörse haben die Experten ihr zu Alternativen geraten, doch sie bleibt skeptisch. "Darüber muss ich erst noch nachdenken", ist sie weiter unsicher.

Lisa, 17 Jahre, Trier: Die junge Dame hat bereits 50 Bewerbungen verschickt, um ihrem Traumberuf "Bürokauffrau" näher zu kommen. "Bisher hat es nur Absagen gehagelt", stellt sie frustriert fest. Doch Alternativen ist sie aufgeschlossen. "Die Bewerberin sieht sich im falschen Licht und stellt ihre Fähigkeiten in den Schatten", sagt Berater Karl-Heinz Schwall. Das Berater-Team schlägt ihr deshalb vor, sich als Fachverkäuferin zu bewerben. "Ich bin mir sicher, dass wir schon in ein paar Tagen für diese Bewerberin eine Lehrstelle haben", sagt Schwall.

"Die Beispiele sind typisch für unversorgte Jugendliche ", sagt Thomas Mares, von der Arbeitsagentur. Angesichts fehlender Jugendliche, warnen HWK und IHK, dass viele sich zu spät um eine Ausbildungsstelle kümmern. "Wir müssen feststellen, dass Jugendliche mit einem ordentlichen Hauptschulabschluss lieber weiter zur Schule gehen", sagt Marcus Kleefisch (IHK). Doch häufig würden die Noten schlechter, der Abschluss verfehlt und dann, zwei, drei Jahre später sei der Berufseinstieg um vieles schwieriger. Die Kammern raten Schulabgängern ihre Chancen in Ausbildungsberufen früher zu suchen. "Wir haben für jeden guten Schulabgänger eine Lehrstelle", wirbt Günther Behr (HWK) fürs Handwerk. Extra Wunschberufe, die Aktuelle Top 10 in der Region: Auf Platz eins unter den Lehrberufen rangiert der Kaufmann (-frau) im Einzelhandel mit 9,4 Prozent aller Bewerbungen. Auf den weiteren Plätzen Bürokaufmann (-frau), Verkäufer(in), Medizinische Fachangestellte, Friseur(in), Tischler(in), KFZ-Mechatroniker(in), Maler und Lackierer, Industriekaufmann (-frau), Metallbauer(in).Extra Ausbildungsberufe, die häufigsten Angebote in der Region: Vor allem die Gastronomie sucht. An Platz eins unter den Top 10 Koch/Köchin mit 183 Lehrstellen, Kaufmann im Einzelhandel und Hotelfachmann je 144. Die weiteren Plätze: Bürokaufmann, Metallbauer, Restaurantfachmann, Bankkaufmann, Kaufmann Groß- und Außenhandel, Industriemechaniker, Tischler.

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