Ausgefeilte Apparate

KELBERG. Wurst und Käse müssen sicher verpackt sein. Damit Kunststoffdärme und Folien, die Lebensmittel einhüllen, einwandfrei hergestellt werden, ist technisches Geschick nötig. Vor allem aber Maschinen, die haarfeine Schlauchfolien ausstoßen und dabei wenig Energie verbrauchen. Ein Marktfeld, auf das sich der Maschinenbauer Plamex aus Kelberg (Kreis Daun) spezialisiert hat.

Vorsichtig fällt das Kunststoffgranulat von der Schaufel in den Trichter. Langsam schmilzt es zu einer zähen durchsichtigen Flüssigkeit, bevor der Extruder daraus eine hauchzarte Plastikhülle presst. Noch ist die Maschine in der Erprobungsphase, spuckt unregelmäßige Plastikfäden aus, die Folie kommt nicht in der richtigen Stärke heraus. Eine Technik, die zwar mit hartem Stahl arbeitet, aber exakte Maße verlangt. Denn schon bald soll die Maschine Schlauchfolien produzieren, die später in der Lebensmittelindustrie gebraucht werden.Blasfolienanlagen für Brühwürste

Weil Naturdärme zu teuer und aufwändig in der Verarbeitung sind, sind Kunstfolien für Wurst und Käse zur Standardverpackung geworden. "Die Herstellung von Wurst wird dadurch nicht nur billiger, die Waren lassen sich auch länger konservieren", sagt Heinz Schlier. Der Geschäftsführer der Plamex Maschinenbau GmbH aus Kelberg weiß, wovon er redet. Seit 38 Jahren ist er im Kunststoffmaschinensektor tätig, seit elf Jahren ist er mit dem Kelberger Unternehmen Plamex auf die Herstellung von Maschinen für Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff-Folien spezialisiert. Daneben stellt Plamex Anlagen für Verpackungs- oder Absperrbänder her, auf die Neuentwicklung eines bis zu 3,4 Meter breiten Folienwicklers für Müllsäcke oder Tragetüten hat das Unternehmen ein Patent. Ob es um drei Millionen Euro teure Maschinen für Flachfolien geht, die etwa Joghurt- und Quarkbecker pressen, oder um anderthalb Millionen Euro teure Blasfolienanlagen, die Plastikschläuche für Brühwürste und Mortadella pressen: Plamex stellt hochkomplizierte Geräte für einen kleinen, aber wichtigen Markt her. Einen Umsatz von rund fünf Millionen Euro erwirtschaftet der Kelberger Betrieb im Jahr. Deutschlandweit sind die Kelberger führend in dem Segment, weltweit gibt es nur noch einen Kokurrenten, wie Schlier sagt: "Man muss wissen, was wichtig für eine Wurst ist. Die Kunstdärme müssen elastisch sein, bei der Einfüllung herrscht Druck, es wird gedehnt, gebrüht, gekühlt. Der Hersteller der Folien-Maschinen müssen auch über die Produkte Bescheid wissen, die später damit produziert werden sollen." Und so kommt es, dass sich Heinz Schlier und sein Plamex-Geschäftsführer-Kollege Jochen Herchenbach die Gegebenheiten vor Ort anschauen, bevor sie ihre Maschinen in eines der rund 30 Exportländer schicken und sie dort abnehmen. Dass es in Chinas größter Metzgerei mit 7000 Mitarbeitern anders zugeht als etwa in Brasilien, Usbekistan und Russland, versteht sich von selbst. "Die Anforderungen an unsere Maschinen sind aber die gleichen", sagt Schlier. In Argentinien hat Plamex bereits unter dem Namen "Diplex" ein Joint-Venture, das Anlagen für Schrumpf-Verpackungen herstellt.Innovationen aus dem eigenen Labor

Auch in der Eifel testet das 35-Mann-Unternehmen immer neue Techniken - nicht zuletzt zusammen mit Kunststoffherstellern, etwa den Chemie-Riesen BASF und Bayer. "Die liefern die neuesten Rohstoffe, wir testen die für unsere Geräte im Labor", sagt Schlier. Daraus entstehen Kunststoff-Folien, die bis zu fünf Schichten aufweisen - von der Brät-Innenhaftung über die gute Konservierungslage bis hin zur farblich ansprechenden und undurchlässigen Außenwand. "Die Folien sollen dünner werden, die Ansprüche an die Qualität aber immer größer", sagt Schlier. Auf der Internationalen Messe Kunststoff in Düsseldorf stellt Plamex dieser Tage deshalb eine weitere Neuheit vor. "IC - Instant Cooling" heißt das Gerät, das die Nahrungsmittel schneller abkühlt und damit widerstandsfähiger macht. "Nicht nur, dass durch diese Schrumpftechnik die Lebensmittel länger haltbar bleiben, aus der Kunststoffmaschine kommt ein doppelt so hoher Ausstoß von Plastikfolie", sagt Schlier. Eine Innovation, die überall auf der Welt ankommen wird. Und Innovationen, die sich für das Land Rheinland-Pfalz lohnen, das vor sieben Jahren die Labor-Anlage mit 350 000 Euro gefördert hat. Immerhin liefert Plamex Produkte aus der Eifel bis in die sibirische Steppe.

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