"Bärenmarke" zieht auf den Hunsrück

THALFANG. Die Hochwald Nahrungsmittel-Werke Thalfang übernehmen das Milchgeschäft der Nestlé Deutschland AG. Mit im Einkaufskorb: die beiden renommierten Marken "Glücksklee" und "Bärenmarke".

 Milch aus dem Hunsrück: Die Hochwald-Werke übernehmen die Nestlé-MilchsparteFoto: TV -Archiv/Klaus Kimmling

Milch aus dem Hunsrück: Die Hochwald-Werke übernehmen die Nestlé-MilchsparteFoto: TV -Archiv/Klaus Kimmling

"DasHochwald-Konzept, den Partnern des Lebensmitteleinzelhandels einbreites Sortiment aus einer Hand anzubieten, zahlt sich aus undwird weiter ausgebaut." Mit diesen Worten kommentierteHauptgeschäftsführer Karl-Heinz Engel erst Anfang Dezember denpositiven Geschäftsverlauf der Hochwald-Gruppe. Nur vier Monatespäter lässt Engel seinen Worten Taten folgen, macht seineAnkündigung wahr, das Vorzeige-Unternehmen vom Hunsrück weiterauszubauen. Zum 1. Juni übernehmen die Hochwald-Werke dasNestlé-Werk Lüneburg bei Hamburg samt der Marke "Lünebest"(Joghurt, Dickmilch). Drei Monate später schluckt Hochwald auchnoch den Nestlé-Kondensmilchbetrieb in Weiding/Oberbayern. Dortwerden unter anderem die deutschlandweit bekannten Produkte derMarken "Glücksklee" (Kaffeesahne, Milchpulver) und "Bärenmarke"(Kondensmilch, Kaffeesahne) hergestellt. "Die Übernahme erschließt der Hochwald-Gruppe ein neues Geschäftsfeld, das sie zukunftsorientiert ausbauen und weiterentwickeln wird", kommentierte Hauptgeschäftsführer Engel gestern im TV -Gespräch den Kauf der beiden Nestlé-Werke. "Jetzt wird der Hunsrück deutschlandweit bekannt." Über den Kaufpreis machten beide Unternehmen keine Angaben. Das Umsatzvolumen der neuen Werke beläuft sich nach Schätzungen auf etwa 150 Millionen Euro im Jahr. Der Umsatz der Hochwald-Gruppe lag im vergangenen Jahr bei 640 Millionen Euro.

Das 1932 als kleine Hunsrücker Landmolkerei gegründete Unternehmen ist mittlerweile die fünftgrößte deutsche Molkerei. 3800 Landwirte liefern jährlich 1,1 Milliarden Kilogramm Milch ab, die zu einer breiten Palette an Produkten verarbeitet und international vermarktet werden. Längst nicht alles, was von Hochwald kommt, ist dabei auch im Hochwald gemacht. In der Thalfanger Zentrale werden Dosenmilch, Butter, Milchpulver, aber auch Wurst, Schinken und Würstchen produziert; Sprühsahne und Kaffeesahne kommen aus Erftstadt, H-Milch aus Hillesheim, H-Sahne und H-Spezialprodukte aus Kaiserslautern, Frischmilch, Sahne, Quark und Quark-Brotaufstrich aus Saarbrücken, Käse aus Wohratal, Joghurt und Saure Sahne aus Borken sowie Würstchen aus Meppen. Sieben Milch- und zwei Fleischwerke gehören bislang zur Hochwald-Gruppe, mit Lüneburg und Weiding kommen zwei weitere Firmen und 300 Millionen Kilogramm Milch jährlich hinzu. Alles in allem wird der Nahrungsmittelproduzent vom Hunsrück dann rund 1400 Mitarbeiter beschäftigen, davon etwa 370 in der Thalfanger Zentrale. Von dort aus sollen auch in Zukunft die Geschicke des Unternehmens geleitet werden, verspricht Hauptgeschäftsführer Engel, der in dem Nestlé-Kauf auch einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunftssicherung des Unternehmens sieht.

"Wir sind offen für alles"

Ein Nestlé-Sprecher begründete am Montag den überraschenden Verkauf der Milch-Sparte mit "zu geringen Gewinnspannen". Vor allem die Konkurrenz der Discount-Ketten hätten der deutschen Tochter des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns aus der Schweiz schwer zu schaffen gemacht.

Demgegenüber sieht Hochwald-Boss Engel in dem Zukauf der beiden Nestlé-Werke eine Stärkung der gesamten Hochwald-Gruppe. "Unsere Philosophie liegt in der Weiterentwicklung über Fusionen", hatte Engel erst vor einem halben Jahr bei der 70-Jahr-Feier des Unternehmens gesagt und dabei ausdrücklich weitere Zukäufe nicht ausgeschlossen. "Wachsen statt Weichen", lautet in Thalfang offenbar auch in Zukunft die Devise. Engel: "Wir sind offen für alles."

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