Besuch beim Partner

SAARBURG. Im Selbst-Check zur Rating-Vorbereitung des Trierer Instituts für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier (Inmit) hatte sich Jürgen Rauls selbst als offen und informationsbereit gegenüber seiner Hausbank eingeschätzt. Doch was denkt die über die Qualitäten des Heizungs- und Sanitärbetriebs?

Keiner redet gern über Geld. Und doch kommt keiner ohne aus. Besonders entscheidend sind aber Gespräche über Geld mit Banken. Denn die befinden darüber, wie Vermögen aufgebaut werden kann oder unter welchen Bedingungen sie Geld verleihen. Ohne alle Karten offen auf den Tisch zu legen, werden allerdings Chancen verspielt, weil die richtigen Informationen fehlen. Das will Jürgen Rauls vermeiden.Einfluss auf Investitionen

Denn der Saarburger Unternehmer sieht in der "Bankenkommunikation" einen wichtigen Faktor für den Erfolg seiner Firma. "Wie meine Hausbank mich einschätzt, wie sie mich sieht, das hat auch Auswirkungen auf Investitionspläne und Sicherheiten", sagt der Pilot-Unternehmer des Inmit-Projektes. "Auch beim Rating gilt: Funktionierende Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Die Offenheit beider Parteien ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Bankenkommunikation", sagt Inmit-Projektbetreuer und Rating-Experte Thomas Künzel. Nur so könne ein Vertrauensverhältnis aufgebaut und gepflegt werden. Und so geht Rauls offen und wissbegierig in das Gespräch mit seinem Firmenkundenberater und dem stellvertretenden Leiter der Kreditabteilung. Vorab hatte das Inmit einen Fragenkatalog mit mehr als 20 Fragen für die Hausbank von Jürgen Rauls vorbereitet. Wie läuft der Ratingprozess bei der Hausbank ab? Was sind die Kriterien für das Rating? Welche Chancen/Risiken und Stärken/Schwächen sieht die Hausbank bei dem Betrieb von Jürgen Rauls? Der selbst hat vor dem Termin schon die Bilanz 2003 eingereicht, und somit liegt das aktuelle Rating vor. Ergebnis: Der Betrieb von Jürgen Rauls hat sich gegenüber dem Vorjahr um eine Ratingklasse verbessert. Laut Bankberater habe insbesondere die Trendumkehr der Ertragslage positiv auf die Einstufung gewirkt. Bei den weichen Faktoren wurde die gute Informationspolitik des 38-Jährigen hervorgehoben - und damit der Faktor Bankenkommunikation. Was auch dem Selbstbild aus dem Selbst-Check entspricht. Ebenfalls positiv ins Gewicht fielen die Regelung der Nachfolgefrage auf lange Sicht und die Beurteilung der Unternehmerpersönlichkeit. "Ich bin zufrieden mit mir und dem, was wir bereits angestoßen haben. Aber auch das Gespräch hat gezeigt, das Banken und Betriebe sich als Partner begreifen müssen", sagt Jürgen Rauls. Eine exakte Liste der zugrunde liegenden Kriterien und deren Gewichtung können die Bankenvertreter dem Chef von zehn Mitarbeitern zwar nicht geben, heißt es von Seiten des Inmit. Bestätigt wird aber, dass die harten Faktoren, also Bilanzdaten und Kontoführung, einen wesentlichen Einfluss aufs Rating haben. "Es gibt zwar keinen wirklich großen Haken, aber viele kleinere Verbesserungsmöglichkeiten", sagt Rauls. Folglich will er wissen, wie er sein Rating weiter verbessern kann. Sein Firmenkundenberater macht ihm konkrete Vorschläge wie die Verbesserung der Bilanzstruktur oder die Anregung neuer Leistungsangebote. "Die größte Herausforderung für uns wird aber die langfristige Auftragsplanung sein", sagt Jürgen Rauls. Während dies zwar zum verbesserten Rating beitrage, sei der Trend in seiner Branche aber zu immer kurzfristigeren Aufträgen gegangen. "Da wird es schwer, Weitblick zu beweisen. Aber man kann schon am Schreibtisch versuchen, Fehler zu vermeiden." Der TV wird das Projekt "Rating als Chance für kleine und mittelständische Unternehmen - Erfolgsfaktor Bankenkommunikation", das vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und vom Europäischen Sozialfonds gefördert wird, sowie das Pilot-Unternehmen Rauls in den kommenden Wochen begleiten. Den kostenlosen Rating-Leitfaden, der Ende Mai erscheint, kann bereits unter www.inmit.de reserviert werden. Demnächst lesen Sie, welche Ergebnisse Jürgen Rauls aus dem Bankengespräch und aus dem Selbst-Check zieht und in welchem Gebiet er Verbesserungsmöglichkeiten sieht.

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