Billig-Piloten im Cockpit

LUXEMBURG. Die Luxemburger Frachtfluggesellschaft Cargolux setzt Billig-Piloten ein, um kurzfristige Ausfälle des eigenen Personals auszugleichen. Bei den befristet beschäftigten Piloten handele es sich um gut ausgebildetes Personal, versichert man in Luxemburg.

Ganz falsch seien die Behauptungen nicht, aber so drastisch sei es nun auch wieder nicht. Bei Cargolux tut man sich offenkundig schwer, die Anfang der Woche vom "Spiegel" aufgebrachten Vorwürfe, man beschäftige Billig-Piloten, vollends zu entkräften. Cargolux soll über die britische Firma Parc Selection Limited mit Sitz auf Isle of Man, einer als Steuerparadies geltenden Insel vor Irland, Piloten zu Billig-Löhnen anheuern. Bei Parc Selection handelt es sich um eine Zeitarbeitsfirma für arbeitslose Piloten.Mit 4000 Euro brutto die Hälfte weniger

Dass man Piloten der britischen Firma befristet beschäftigt, um Krankheitsfälle, Urlaube oder Erziehungszeiten auszugleichen, dementiert man bei Cargolux nicht: "Wir arbeiten seit über 20 Jahren mit der Firma zusammen", bestätigte Sprecher Marc Schonkert. Derzeit seien acht bei Parc Selection beschäftigte Piloten für Cargolux tätig, drei würden in Luxemburg ausgebildet. Man habe mit Parc einen Vertrag, die Azubis am Cargolux-Flugsimulator lernen zu lassen. Bei den Piloten, die auf den 13 Boeing 747-400 der luxemburgischen Gesellschaft eingesetzt würden, handele es sich aber nicht um unerfahrene Flugzeugführer. Sie hätten mindestens 2500 Flugstunden hinter sich, verfügten über eine europäische Pilotenlizenz und müssten wie alle 330 bei Cargolux beschäftigten Piloten ein sechswöchiges Trainingsprogramm in Luxemburg absolvieren: "Wir können uns gar nicht leisten, schlecht ausgebildete Piloten für uns fliegen zu lassen", sagt Schonkert. Cargolux ist Europas drittgrößte Frachtfluggesellschaft und steht mit einem Jahresumsatz von knapp einer Milliarde Dollar auf Platz acht weltweit. 1400 Beschäftigte arbeiten für das Unternehmen. Schonkert gesteht allerdings, dass die über Parc Selection beschäftigten Piloten um fast die Hälfte weniger verdienen als ein vergleichbarer Cargolux-Pilot. 4000 Euro brutto erhalten die jobsuchenden Flugzeugführer pro Monat. Davon müssen sie aber 2667 Euro an die britische Firma bezahlen, quasi als Ausbildungsgebühr. Mit jedem Einsatz im Cockpit erhöhe sich ihre Berufschance, begründet Parc Selection die seltsame Praxis. Cargolux zahlt der britischen Firma laut Schonkert eine Pauschale, daher könne man auch nicht von Lohndumping bei der Luxemburger Gesellschaft sprechen. Man setze auch weiterhin auf sein Stammpersonal, versicherte er. Die Billig-Piloten würden nur zeitlich begrenzt eingesetzt:"Das machen andere Fluggesellschaften auch so." Doch die fest angestellten Piloten betrachten das mit Argwohn. Bei den Aushilfspiloten handele es sich nicht um gleichwertige Kräfte, sie befänden sich in der Ausbildung, daher sei die Sicherheit in Gefahr, so die Luxemburgische Pilotenvereinigung ALPL. Die Gewerkschaft befürchtet, dass das der Beginn eines Personalabbaus ist.

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