Biosprit und Klimapaket

Im Internet gibt es viele Foren, in denen sich Autobesitzer und -experten schon den Kopf zerbrechen: Wird mein Auto den neuen Biosprit E 10 vertragen? Von Marke zu Marke und Modell zu Modell unterscheiden sich die Auskünfte, bei etlichen bleiben sie unklar.

Berlin. Ab 2009 wollte Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) eine Beimischung von zehn Prozent Ethanol zum Benzin verordnen - und sieht sich nun vorerst gestoppt. Die Union befürchtet wie der ADAC, dass 1,5 Millionen ältere Autos plötzlich nur noch teures Super-Plus tanken können. Gestern im Bundestag signalisierte der Minister vorsichtiges Einlenken. Die entsprechende Verordnung, sicherte Gabriel den Kritikern zu, werde erst in Kraft treten, wenn klar sei, wie viele Autos tatsächlich E-10-unverträglich sind. Zuvor hatte CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer in "Bild" sein Veto angekündigt. Seine Partei könne dem Vorhaben "so auf gar keinen Fall zustimmen". Der Ball liegt nun im Feld der Hersteller, die erheblich zur Verwirrung beigetragen hatten. Die Industrie hatte die Zahl der betroffenen Altfahrzeuge zunächst mit lediglich 375 000 angegeben, ein Prozent der gesamten Flotte. Mit dieser Größenordnung hatte auch Gabriel gearbeitet, ehe aus der Branche plötzlich mit ganz anderen Zahlen Alarm geschlagen wurde. Bis Ende März soll die Industrie Klarheit schaffen. Die Bio-Kraftstoff-Strategie steht auch aus anderen Gründen in der Kritik, wie in der Debatte klar wurde. FDP-Redner Horst Meierhofer: Das Setzen auf Bio-Diesel und -Benzin sei "ökologisch und ökonomisch irrsinnig". Die Nutzung von Agrarflächen für Energiezwecke treibe hierzulande Fleisch- und Getreidepreise in die Höhe und sorge in der Dritten Welt für die Abholzung der Tropenwälder. "Man schafft das gute Gefühl: Ich tanke Bio. Aber was sonst in der Welt passiert, ist mir egal." Ähnlich der Grünen-Abgeordnete Hans-Josef Fell, der sogar formulierte, die Produktion von Biokraftstoffen sei "menschenverachtend"; die Beimischungsquote solle komplett abgeschafft werden. Gabriel nannte die Kritik gerechtfertigt, wenn für Biokraftstoffe Regenwälder geopfert würden. Gerade deshalb aber wolle die Bundesregierung nur jene Biokraftstoffe zulassen, die aus nachhaltiger Produktion stammten. Zudem solle nur die Netto-Einsparung an CO{-2} auf diesen Energieträger angerechnet werden. Das bei der Produktion entstehende Kohlendioxid wird also in der Ökobilanz abgezogen. Bei der ersten Lesung des Klimaschutzpaketes der Bundesregierung gab es viel Detailkritik. Gabriel will den Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung von heute 14 bis 2020 auf 30 Prozent steigern, bei der Wärmeerzeugung soll ihre Quote von heute sechs auf 14 Prozent zunehmen. Das entsprechende Gesetz gilt für alle Neubauten, nicht aber für den Altbestand, was vielfach moniert wurde.

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