Bittere Pille für 160 Mitarbeiter: CC Pharma aus der Vulkaneifel entlässt gut ein Drittel seiner Belegschaft – Viele Frauen betroffen

Densborn · Schock beim Arzneimittel-Reimporteur CC Pharma in Densborn (Vulkaneifel): Zum 31. Oktober entlässt das Unternehmen rund 160 seiner 420 Mitarbeiter. Davon betroffen sind überproportional viele Frauen. Die jüngste Krise ist nicht die erste schwierige Situation, die das Unternehmen überstehen muss.

 Firmensitz von CC Pharma in Densborn: Gegen das Unternehmen wird wegen illegalen Medikamentenimports ermittelt. TV-Foto: Mario Hübner

Firmensitz von CC Pharma in Densborn: Gegen das Unternehmen wird wegen illegalen Medikamentenimports ermittelt. TV-Foto: Mario Hübner

Erst Ende 2014 hatte ein neuer Geschäftsführer die Führung bei der Densborner Firma CC Pharma übernommen und Hoffnung auf eine positive Unternehmensentwicklung genährt. Gut ein halbes Jahr später ist das Makulatur. Das Unternehmen hat mit Manfred Ziegler einen neuen Geschäftsführer und statt Aufbau spricht das Unternehmen nun davon, sich "auf klassische Stärken zu konzentrieren". Und nicht nur der alte Geschäftsführer hat seinen Job verloren. CC Pharma möchte sich mit dem Abbau von rund 160 Stellen gesundschrumpfen.

"Wir haben in den vergangenen Wochen sehr intensiv Prozesse, Strukturen, Sach- und auch Personalkosten auf den Prüfstand gestellt", erklärt der neue Geschäftsführer, Manfred Ziegler. "CC Pharma kann und muss sich auf seine klassischen Produkte und Stärken konzentrieren, das Apotheken- und Großhandelsgeschäft weiter ausbauen. Mit dem Betriebsrat haben wir bereits einen Sozialplan verabschiedet, dass wir uns ab Herbst 2015 mit rund 260 statt bislang rund 420 Beschäftigten dem Wettbewerb stellen." Der Betriebsratsvorsitzende war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Eurokurs macht sich negativ bemerkbar

Für den Arznei-Reimporteur macht sich laut Geschäftsführung der Eurokurs negativ bemerkbar. "Exportorientierte Industrieunternehmen können von der Entwicklung profitieren, für uns als Importeur ist die Abwertung des Euro schwierig", so Ziegler. Darüber hinaus belaste der im Jahr 2010 gesetzlich verordnete Herstellerabschlag das Geschäft nachhaltig. Einen kräftigen Seitenhieb teilt er gegen seine Vorgänger aus: Die letzten Geschäftsleitungen hätten das Produktportfolio von CC Pharma ausgerechnet bei Kernprodukten um rund die Hälfte reduziert, ohne entsprechende flankierende Maßnahmen einzuleiten und umzusetzen.

Auch insgesamt steht die Branche mächtig unter Druck. Europas führender Arzneimittelimporteur Orifarm hat gerade bekanntgegeben, seinen firmeneigenen Außendienst in Deutschland zu schließen.
Zudem herrscht zwischen den Großen am Markt, Orifarm, Kohlpharma (Merzig/Saar) und CC Pharma, ein heftiger Konkurrenzkampf.

Mit der Neuausrichtung möchte CC Pharma seine Situation stabilisieren. Als potenzielle neue Geschäftsfelder hat die Geschäftsführung das Exportgeschäft, der Vertrieb von Betäubungsmittelarzneien, hochwertige Kosmetik oder auch Tierarzneimittel im Blick. Erklärtes Ziel sei es, mit den 260 Mitarbeitern wieder unter die Topunternehmen in der Branche zu kommen.

Reaktion aus der Gemeinde

Densborns Ortsbürgermeister Jürgen Clemens ist erschüttert, aber nicht mehr sonderlich überrascht von der Entlassungswelle bei CC Pharma. Da die Gerüchteküche seit geraumer Zeit gebrodelt habe, sei er an die Geschäftsführung herangetreten. Und die habe ihm dann "im Vertrauen" davon berichtet, dass sich die Firma neu ausrichten und etliche Mitarbeiter entlassen werde. Einerseits ist er schockiert über das Ausmaß und weil da "so viele Existenzen und Einzelschicksale dranhängen, und jeder weiß, wie schwierig es ist, in der Eifel einen neuen Job zu finden", andererseits hat er irgendwie auch Verständnis für die Entscheidung, "wenn dadurch die Firma überlebt und 260 Leute ihren Job behalten". Der Ortsbürgermeister sagt: "Es tut mir alles sehr leid für die Betroffenen, aber leider kann die Ortsgemeinde wenig daran ändern."

Densborn ist dank des Gewerbegebiets, wo unter anderem CC Pharma seinen Sitz hat, ein besonderes Dorf: Es hat 550 Einwohner und hatte bis zur Entlassungsankündigung 700 Arbeitsplätze. In diesem Jahr plant die kleine Kylltalgemeinde mit 800.000 Euro Gewerbesteuereinnahmen.

EXTRA
Die Firma CC Pharma kauft im europäischen Ausland günstig Medikamente ein, etikettiert sie für den deutschen Markt um und verkauft sie hier weiter. Bei diesen Reimporten handelt es sich um Originalprodukte, wie sie auch in Deutschland angeboten werden. Deutsche Pharmakonzerne vertreiben ihre Präparate in verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Preisen. Eine 20er Packung Aspirin kostet etwa in Griechenland rund 70 Cent, in Frankreich 1,30 Euro und bei uns mehr als fünf Euro. Grund: Die Hersteller richten die Preise an der Kaufkraft und der finanziellen Ausstattung des Gesundheitssystems des jeweiligen Landes aus. Der Markt der Arzneimittel-Reimporte boomt. Und er ist politisch gewollt, da dadurch die Kosten der Arzneimittelausgaben deutlich reduziert werden.
CC Pharma hat 2006 seinen Firmensitz von Grevenbroich ins Kylltal verlegt und ist mit 53 Beschäftigten gestartet. 2010 hat die Firma mit 360 Beschäftigten rund 270 Millionen Euro Umsatz gemacht, 2013 waren es bereits 330 Millionen Euro.
Für das laufende Geschäftsjahr zeichnet sich laut Unternehmen ein deutlicher Umsatzrückgang ab. Derzeit beschäftigt CC Pharma 420 Mitarbeiter, davon zwei Drittel Frauen. Ende 2010 entließ das Unternehmen auf einen Schlag fast 40 über eine Zeitarbeitsfirma angestellte Mitarbeiterinnen - später wurden viele wieder eingestellt. mh

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