Brückenbau zur Praxis

TRIER. Wer von der Universität in die rauhe Unternehmerpraxis entlassen wird, hat es oft schwer. Das Technologiezentrum Trier (TZT) gibt innovativen jungen Unternehmen eine wichtige Hilfestellung.

An der Eingangstheke riecht es nach frischem Plastik, und auf den Toilettentüren sind die Hinweise für Damen und Herren noch mit Tesafilm angeklebt. Geschäftsführer Heinz Schwind empfängt den Besucher nicht im opulenten Büro mit Vorzimmer und Ledergarnitur, sondern im nüchternen Besprechungsraum, dem einige Kerzen eine Spur von Gemütlichkeit mitgeben. Durchs Technologiezentrum Trier (TZT) auf dem Petrisberg zieht auch einige Monate nach dem inoffiziellen Neustart noch eine Atmosphäre des Improvisierten und des Aufbruchs. Das alte TZT in der Gottbillstraße wurde zum Jahresende aufgegeben. Im Juni 2004 hat die IHK das Zentrum unter ihre Fittiche genommen und ihren stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Schwind als Geschäftsführer installiert. 85 Prozent des Kapitals hält das Land, 15 Prozent die Stadt Trier. Und das Ziel? Innovativen Existenzgründern ein geeignetes Umfeld zu bieten, eine Art Hotel mit geeigneten Räumen, mit Service und mit Beratung. Wobei die Betonung auf innovativ liegt.Zwischen Forschung und Praxis

Das TZT ist kein normales Gründerzentrum, obwohl es mit Gründerinitiativen wie dem "Institut für Mittelstandsförderung" der Trierer Universität zusammenarbeitet. Sein Schwerpunkt liegt woanders. Zwischen der Forschung an der Universität und der unternehmerischen Praxis ist der Abstand groß, weil die Strukturen unterschiedlich bleiben und sich nicht harmonisieren lassen. Der junge Hochschulabsolvent, der sich selbstständig macht, ist genau die Brücke zwischen den beiden grundverschiedenen Einrichtungen. Er (oder sie) bringt das Forschungswissen mit und setzt es in die Praxis um. Dafür bietet das TZT Hilfestellung an. 17 Unternehmen haben sich mittlerweile unter dem Dach des Zentrums angesiedelt, 25 zusätzliche Arbeitsplätze sind entstanden. Das ist nicht viel, aber doch ein ermutigender Start. So hat Heike Matzat an der Fachhochschule Trier Kommunikationsdesign studiert, hat in Mainz zwei Design-Preise errungen und arbeitet jetzt als "Inkubatorin" im TZT. Hinter diesem scheußlichen Wort verbirgt sich eine Art Anlauftätigkeit - erste unternehmerische Schritte, noch im Schutz und mit dem Service des TZT. Nach drei Monaten fällt ihr Resümee "sehr positiv" aus. Ellen Höfer hat den "Inkubatoren"-Status gerade hinter sich, entwickelt jetzt für Firmen Informations- und Dokumentations-Systeme und kann gleichfalls nur Gutes von ihrer Zeit beim TZT berichten. Unisono loben beide das Engagement von Heinz Schwind, aber auch die Hilfestellung vom Institut für Mittelstandsförderung. Ist es in der aktuellen Situation vermessen, nach Visionen zu fragen? Heinz Schwind zögert, wenn er langfristige Perspektiven ausbreiten soll. Natürlich sind das Ziele: Mehr Wertschöpfung in der Region, höhere Steuereinnahmen, um das öffentliche Defizit zu senken, Arbeitsplätze, um die Hochschulabsolventen zu halten und die Arbeitslosen von der Straße zu holen. Vielleicht auch Innovationen, mit denen die Region über ihre Grenzen hinaus erfolgreich und bekannt wird - eine Förderung des Standorts Trier. Aber bis dahin sind die Wege weit. "Innovation braucht einen langen Atem", sagt Schwind und meint damit auch: Sich aufs Nächstliegende zu konzentrieren und dabei trotzdem Langläufer-Qualitäten zu entwickeln, ist wichtiger als die visionäre Idee, die dann doch nicht realisiert werden kann. Technologiezentrum Trier GmbH, Wissenschaftspark Trier, Max-Planck-Str. 6, 54296 Trier, Telefon (0651) 81009-701, E-Mail: kontakt@tz-trier.de, internet: www.tz-trier.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort