"Das Auto wird noch sicherer"

Der Präsident des Verbands der Automobil-Industrie (VDA), Matthias Wissmann, rechnet im neuen Jahr mit einem leichten Anziehen der Autokonjunktur. Die Branche werde mit vielen Neuentwicklungen aufwarten, die allerdings auch ihren Preis hätten, so Wissmann im Gespräch mit unserem Korrespondenten Hagen Strauß.

Berlin. (has) Herr Wissmann, 2007 war für die Automobil-Industrie ein durchwachsenes Jahr, der Inlandsmarkt schwächelte, aber der Export brummte. Zugleich wurde die Branche als Klimakiller gescholten. Wie wird die Autokonjunktur 2008? Wissmann: Das Jahr 2007 war tatsächlich wie kein anderes geprägt von der politischen Diskussion um das Auto. Die Verbraucher waren deswegen verunsichert, was sich auch in der äußerst schwachen Inlandsnachfrage niederschlug. Trotzdem hatten wir einen Produktions- und Exportrekord. Aber jetzt sind wir mit unseren Produkten und auch kommunikativ wieder in der Offensive. Für 2008 erwarten wir deshalb ein leichtes Anziehen der Autokonjunktur - vorausgesetzt, es gelingt, den Knoten stetig steigender Mobilitätskosten endlich zu durchschlagen und mit klaren Rahmenbedingungen das Vertrauen der Bürger wieder zu stärken. Hier ist die Politik gefragt.Der Start ins neue Jahr ist den Herstellern durch den Entwurf der CO{-2}-Richtlinie der Europäischen Kommission kräftig versalzen worden. Wo muss nachgebessert werden?Wissmann: Der von Kommissionspräsident Barroso und Umweltkommissar Dimas durchgesetzte Entwurf der Richtlinie ist unausgewogen, führt nicht zu mehr Innovationen in der Automobilindustrie und gefährdet Arbeitsplätze in allen europäischen Staaten. Die vorgeschlagenen Sanktionen sind maßlos überzogen und stehen in keinem Verhältnis zu anderen Industrien. Der Verkehrssektor und damit auch der Autofahrer sollen den 24fachen Preis für CO{-2}-Emissionen zahlen als zum Beispiel die Chemie-Industrie. Solche Politik nutzt dem Klima nicht und schadet der Wirtschaft.Aber die Branche wusste doch, was auf sie zukommen würde. Noch Anfang 2007 war sogar von strengeren Grenzwerten die Rede. Wissmann: Wir bekennen uns ja ausdrücklich zu dem Ziel, CO{-2}-Emission zu reduzieren, und sind überzeugt, dass der Premiumbereich in der Lage ist, einen überdurchschnittlichen Anteil an der Reduktion zu leisten. Wer aber nur den Premiumbereich, der nur einen geringen Anteil am CO{-2}-Gesamtausstoß des Verkehrssektors hat, heranzieht, ignoriert völlig das Potenzial, das in der Masse an kleineren Fahrzeugen steckt. Aufgrund der hohen Stückzahlen ist der Effekt hier viel größer. Wir hatten gehofft, dass diese einfache Rechnung auch von allen Kommissaren verstanden wird, wurden aber enttäuscht. Die großen deutschen Hersteller sind auch dafür bekannt, dass sie Entwicklungen gerne verschlafen - Stichwort Hybrid-Technik. Warum tut sich die Branche bei Innovationen so schwer? Wissmann: Das ist doch nicht richtig. Unsere Industrie investiert jedes Jahr über 16 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung - das ist fast ein Drittel aller industriellen Forschungsaufwendungen in Deutschland. Wir werden weltweit beneidet um unsere alleinige Spitzenstellung im Bereich des Clean Diesel. Wir haben die Voraussetzungen für den Einsatz von Biokraftstoffen geschaffen, entwickeln marktfähige Lösungen für die Brennstoffzelle und sind auch bei den Hybridtechnologien vorne mit dabei. Einer unserer Hersteller wurde gerade dafür mit dem "Grünen Lenkrad" ausgezeichnet. Man darf sich da nicht vom Marketing-Feuerwerk mancher außereuropäischer Mitbewerber blenden lassen.Zugleich hört man, dass ein frischer Wind durch die Entwicklungsabteilungen der Hersteller weht. Wie wird das Auto der Zukunft? Wissmann: Das Auto der Zukunft wird noch umweltfreundlicher, noch sparsamer im Verbrauch und noch sicherer. Das wollen wir erreichen, indem wir auf eine Vielzahl von Neuentwicklungen im Antriebsbereich setzen. Die Brennstoffzelle ist nur eine davon. Gleichzeitig wird sich das Auto noch mehr an den Benutzer anpassen und vor allem mit einer Vielzahl von zusätzlichen Mehrwerten gerade im Kommunikationsbereich ausgestattet sein.Was heißt das für den Verbraucher? Wissmann: Neuentwicklungen haben natürlich ihren Preis. Gerade auch die Maßnahmen zur Reduktion der CO{-2}-Werte werden nicht zum Nulltarif zu haben sein. Aber hier kommt wieder die Bedeutung des Premiumsektors ins Spiel: In diesem Bereich werden Innovationen entwickelt und eingebaut, die später auch dem Käufer kleinerer Fahrzeuge zu angemessenen Preisen zur Verfügung stehen. Gerade auch deshalb ist der Angriff von Kommissionspräsident Barroso und Dimas auf dieses Segment so unverständlich und unsinnig. zur person Matthias Wissmann, im April 1949 in Ludwigsburg geboren, ist Präsident des Verbands der Automobilindustrie. Der CDU-Politiker war 1993 Bundesforschungsminister und von 1993 bis 1998 Bundesverkehrsminister.

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