Das letzte Weihnachtsgeschäft

Trier · Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz (H&M) verlässt 2018 den Trierer Hauptmarkt. Die Verhandlungen mit dem Vermieter sind gescheitert. 58 Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs.

 Weihnachtliche Botschaft am Fenster, schlechte Nachrichten dahinter: H&M schließt Ende 2018 die Filiale am Trierer Hauptmarkt. TV-Foto: Harald Jansen

Weihnachtliche Botschaft am Fenster, schlechte Nachrichten dahinter: H&M schließt Ende 2018 die Filiale am Trierer Hauptmarkt. TV-Foto: Harald Jansen

Foto: (h_st )

Trier "H&M wünscht ein magisches Fest", steht auf der Schaufensterscheibe am Trierer Hauptmarkt. Doch magisch war es den Mitarbeitern am Mittwochnachmittag gar nicht zumute. In einer mehrstündigen Besprechung hat die Geschäftsführung der Trierer Filiale den 58 Beschäftigten mitgeteilt, dass nach mehr als 18 Jahren Schluss an dem Premiumstandort ist. Ende 2018 schließt die Filiale, die der Konzern von der Trierer Nikolaus-Koch-Stiftung gemietet hat, obwohl er dort alljährlich laut TV-Informationen Millionenumsätze eingefahren hat.
Eine Sprecherin der H&M-Firmenzentrale in Hamburg bestätigt das auf TV-Anfrage: "Wir werden das Geschäft am Domfreihof 1 zum 31. Dezember 2018 schließen müssen, da es trotz intensiver Verhandlungen mit dem Vermieter nicht zu einer Verlängerung des Mietvertrags kam." Für den Modekonzern sei Trier ein wichtiger Standort: "Wir hätten das Geschäft gerne weiterbetrieben." Zum Schicksal der 58 Mitarbeiter in Trier macht die Konzernsprecherin keine genaueren Angaben. "Wir sind uns der besonderen Verantwortung für die Kolleginnen und Kollegen bewusst", beteuert sie. In der Vergangenheit sei es immer gelungen, Schließungen einzelner Filialen ohne betriebsbedingte Kündigungen vorzunehmen. Das wolle H&M auch künftig vermeiden.
Der zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär Alex Sauer ist hingegen sehr skeptisch. Er erwartet höchstens niedrige Abfindungen. Die Mitarbeiterbesprechung in Trier habe er zwischenzeitlich auf Anweisung der Geschäftsführung verlassen müssen, sagt er. Sauer ärgert sich auch über die Informationspolitik des schwedischen Modekonzerns. Der Betriebsrat in Trier sei zehn Minuten vor der Besprechung über die Schließung der Filiale informiert worden. Der Wirtschaftsausschuss des Konzernbetriebsrats habe zwei Minuten vor den Trierern davon erfahren: "Das ist kein sozialpartnerschaftliches Verhalten von H&M", sagt Sauer. Gerade im Weihnachtsgeschäft sei solch eine Botschaft an die Mitarbeiter fatal. Sauer appelliert aber auch an die soziale Verantwortung der Nikolaus-Koch-Stiftung. Sie habe die Chance, 58 Arbeitsplätze mit Tarifbindung zu sichern. Die Geschäftsführung habe bei der Besprechung gesagt, dass es in Trier keinen alternativen Standort zu einer Top-Lage wie am Hauptmarkt gebe, sagt ein H&M-Mitarbeiter. Nach TV-Informationen sucht der Konzern aber sehr wohl nach einem neuen Standort in der Trierer Innenstadt.
Die Filiale am Domfreihof 1 werde wohl schon Anfang Dezember 2018 geschlossen, weil das Gebäude umgebaut werden müsse. Aus Sicht des Mitarbeiters ist ein Sozialplan nötig. Die meisten Angestellten seien Teilzeitkräfte, darunter mehrere alleinerziehende Mütter.
Der Schwarze Peter im Kampf um den Premiumstandort liegt aus H&M-Sicht bei der Trierer Nikolaus-Koch-Stiftung. Deren Geschäftsführerin Barbara Stahl will sich auf TV-Anfrage nicht zu dem Thema äußern. Die Frage, ob es einen Mieterwechsel geben werde, lässt sie unbeantwortet.
Zurzeit kursieren Gerüchte, dass entweder die Drogeriekette dm oder die irische Modekette Primark an den Hauptmarkt wollen.
Die Schließung der Filiale am Hauptmarkt würde auch nicht das Ende der Aktivitäten von H&M in Trier bedeuten. "Das H&M Kinderbekleidungsgeschäft in der Trier Galerie bleibt bestehen", verspricht die H&M-Sprecherin. Auf Nachfrage sagt sie, dass auch Bitburg "ein interessanter Ort für H&M ist". Dort soll 2020 die Bit-Galerie eröffnet werden - möglicherweise mit H&M-Filiale.

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