Den Abzockern keine Chance geben

Trier · Ob Probleme mit Telefonverträgen, Kostenfallen bei Freemail-Diensten oder Fragen zur Energieabrechnung: Mit rund 10 000 Kontakten im vergangenen Jahr zeigt die Verbraucherberatung Trier: Als Wegweiser und Beratungsinstanz im täglichen Leben ist sie für viele Verbraucher unverzichtbar.

Trier. Jeder Verbraucher nutzt Strom und Wasser, die meisten nutzen Telefon und Handy, fast alle sind versichert oder haben Verträge mit Banken und Dienstleistern geschlossen. Nicht immer läuft alles reibungslos, wenn etwa Abrechnungen fällig werden, jemand krank wird, ein Dokument gekündigt oder der Verbraucher zahlungsunfähig wird. Insgesamt rund 10 000 Mal ist die Verbraucherberatung Trier im vergangenen Jahr für die Verbraucher in der Region tätig geworden - ob als Informant oder Rechtsberater. Dreiste Inkassoforderungen

"Viele Menschen suchen wegen fragwürdiger und dreister Inkasseforderungen unseren Rat", sagt Beraterin Renate Schröder. Viele Menschen seien auch eingeschüchtert oder schlichtweg überfordert selbst für den Fall, in dem sie rechtlich auf der sicheren Seite stünden. "Die Beratung und Betreuung von Menschen mit Zahlungsproblemen ist besonders wichtig, da viele Betroffene ihre Interessen allein nicht durchsetzen können", sagt Beraterin Monika Hecken. In folgenden Bereichen gab es 2015 gesteigerten Beratungsbedarf:Dauerbrenner Telekommunikation: Ein unvorsichtiges Wischen über das Smartphone, ein versehentlicher Klick im Internet- und schon laufen im Hintergrund Kosten für heruntergeladene Programme oder Apps auf. "Mit fragwürdigen Forderungen solcher Drittanbieter auf Mobilfunkrechnungen gab es 2015 großen Ärger", sagt Verbraucherschützerin Gudrun Hansen. Solche Abofallen zu sperren und rechtliche Hilfe bei unrechtmäßig einbehaltenen Beiträgen sei die Dienstleistung der Verbraucherberatung. Weiterer Schwerpunkt der insgesamt 1800 Telekommunikationsberatungen: Anfragen auf Internetabzocke, vor allem bei Routenplanern. "Trotz der gesetzlichen Pflicht zur Aktivierung eines Buttons vor dem Kauf eines Abos oder Dienstes nehmen diese Abzockmethoden wieder zu", sagt Hansen und verweist darauf, dass viele Verbraucher zu wenig informiert über ihre Rechte im Internet seien.Neues Projekt Flüchtlinge: Ein neues Projekt - und mit Rheinland-Pfalz erstmals überhaupt bundesweit - beschäftigt sich seit diesem Jahr mit dem "Verbraucherschutz für Flüchtlinge". Im ersten halben Jahr gab so bereits 55 Veranstaltungen mit 2000 Teilnehmern unter anderem für Flüchtlingshelfer, Koordinatoren und Flüchtlinge unter anderem in Bitburg und Trier. Bis Oktober stehen weitere 20 Termine an, 19 davon für Flüchtlinge. "Für Flüchtlinge besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit sich zu verschulden", schildert Koordinator Marc-André Reinartz einen Grund für das Engagement der Verbraucherzentrale. Denn hohe Sprachbarrieren und ein anderer rechtlicher Rahmen führten dazu, dass Information, Aufklärung und Beratung so wichtig seien. Beispiel Telekommunikation: In Gemeinschaftsunterkünften hat es bereits Vertreterbesuche und den Verkauf von Handyverträgen mit Internetanschluss gegeben. "Und dies für zwei Jahre an Leute, die nicht einmal wissen, ob sie überhaupt in Deutschland bleiben dürfen", sagt Reinartz. Und dies sei "ein Phänomen und kein Einzelfall" und ähnlich brisant wie in Phasen der Einwanderung durch Spätaussiedler in den 1990er Jahren. Beispiel Haftpflichtversicherung (PHV): Bei Unfällen oder Sachbeschädigungen kommt es häufig zu hohen Geldforderungen, die die Flüchtlinge aus eigener Tasche kaum leisten können. "Wir raten daher zu einer PHV für etwa 50 Euro im Jahr. Denn sonst wird häufig übers Sozialamt der Schaden von den Sozialleistungen peu à peu abgezogen", weiß Reinartz. Folglich sei Aufklärung (Anfragen an refugee@vz-rlp.de ) wichtig: "Hier haben wir auch sehr positive Erfahrungen gemacht."Steigende Energiekosten: Seit August 2015 bietet die Verbraucherberatung in Trier auch eine Beratung für Verbraucher mit Energieschulden an. "Denn der Bedarf ist landesweit steigend", sagt Beraterin Monika Hecken. Das Problem: Der Versorger dürfe den Strom bereits sperren, wenn mehr als 100 Euro Schulden aufgelaufen sind, warnt sie. Zwar handelten die Versorger korrekt, und oft sei auch ein Kompromiss oder eine Stundung möglich. "Allerdings sind die Strompreise sehr hoch, und es gibt viele Stromfresser wie Wäschetrockner, große Fernseher und Spielekonsolen im Haushalt", sagt die Beraterin. Weiteres Problem: Stromarmut trifft vor allem arme Haushalte, denn es gebe keinen gesetzlichen Anspruch auf die Übernahme von Energiekosten. "Die Leute sind oft richtig in Not, haben schon einige Monate ohne Strom ausgeharrt."Und ihr Beratungsbedarf werde künftig noch zunehmen, ist die Verbraucherschützerin überzeugt. Denn mit dem Übergang von immer mehr Flüchtlingen in eine feste Unterkunft werde automatisch die Grundversorgung von Strom angemeldet. "Wenn dann Post kommt, die nicht verstanden wird oder wonach die erste Abschlagszahlung nicht geleistet wird, beginnt die Spirale der Verschuldung."

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