Den Blick nach vorn

Trier. Die Bundesregierung ist mit einer Innovationsoffensive ins neue Jahr gestartet. Die Herausforderung, Deutschland zukunftsfähig zu machen, stellt sich ganz besonders für ihr Ministerium: Edelgard BulmahnsMinisterium für Bildung und Forschung.

Frau Ministerin, hier in Trier haben Sie die innovative Idee einer übergreifenden Berufsbildung gefördert. Über den Tellerrand geschaut - was brennt Ihnen zur Zeit im innovationsfiebrigen Deutschland am meisten unter den Nägeln: Deutschlands Schüler, seine Studenten, Forscher oder die nicht ausbildenden Betriebe? Bulmahn: Für mich kommt es darauf an, dass wir insgesamt jungen Menschen die besten Möglichkeiten bieten. Da hat jeder seine Aufgaben zu erfüllen; nicht alle fallen in meinen Bereich, wie bei der schulischen Ausbildung, für die die Länder zuständig sind. Dennoch versucht der Bund, alle Bereiche zu unterstützen. Ich denke da an ein großes Projekt, das Ganztagsschulenprogramm, durch das wir Städten und Gemeinden eine Hilfestellung geben wollen, um die Ganztagsbetreuung für Kinder sicher zu stellen. Unter den Nägeln brennt natürlich auch das Thema Forschung. Es ist in starkem Maße Bundesaufgabe geworden. In wichtigen Technologiebereichen sind wir auch ganz vorne - wie in der Nanotechnik, die wir in der Automobilbranche, der chemischen Branche, im Maschinenbau brauchen. Doch es hakt an der schnellen Umsetzung der Forschungsergebnisse. Ein Bereich aus diesem großen Innovations-Themen-Laden ist die Ausbildung. Müssen hier die Betriebe zur Verantwortung gezwungen werden? Geht es nicht ohne Ausbildungsplatzabgabe? Bulmahn : Das angedachte Gesetz will klar machen, dass die Wirtschaft dies selbst in der Hand hat. Wir können von Seiten der Poltik Rahmenbedingungen verbessern - das haben wir getan: Wir haben Ausbildungsberufe modernisiert, Qualifikationsbausteine geschaffen, um Jugendlichen mit schlechten schulischen Leistungen einen Einstieg zu ermöglichen. Was die Bundesregierung nicht kann, ist, die tatsächlichen Ausbildungsplätze anzubieten. Und deshalb sage ich ausdrücklich: Es geht darum, dass mehr Betriebe ausbilden! Man kann ja auch Gesetze so anlegen, dass sie nur eintreten, wenn der Notfall da ist, wenn es nicht genügend Ausbildungsplätze gibt... Das ist ja nun der Fall. Wie realistisch ist es, dass eine gesetzliche Regelung kommt? Bulmahn : Ich glaube, begeistert ist niemand. Auch deshalb, weil es ja heißt, dass die Wirtschaft ihre Aufgabe nicht erfüllt. Es wäre uns allen lieber, wenn wir so eine gesetzliche Regelung nicht bräuchten. Die Tatsache, dass Jugendliche keinen Ausbildungsplatz, bekommen ist keine Alternative. Qualifizierte junge Menschen sind das Kapital unserer Gesellschaft. Es ist wichtig, dass Betriebe selber diese langfristige Entwicklung sehen, sich einen Ruck geben und sagen: Wir bilden aus. Sie sprachen in Ihrer Rede über das Trierer Kompetenzzentrum als Leuchtturm, der national und international ausstrahlen soll. Sie haben auch noch andere Leuchttürme im Blick, fünf an der Zahl: die Elite-Universitäten, die Sie ab Sommer auswählen wollen... Bulmahn : Die Zahl ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass die ganze Universität hinter dem Konzept stehen muss. Weil nur sie die Rahmenbedingungen festlegen muss. Ich bin überzeugt davon, dass ein Wettbewerb zwischen Fakultäten, wie es zur Zeit die Länder vorschlagen, keine Alternative sein kann zum Wettbewerb zwischen den Universitäten. Es geht mir um mehr als um Wettbewerb zwischen Unis, das haben wir nämlich schon. Wenn wir das Modell der Länder umsetzen würden, wäre das nichts qualitativ Besseres, Anderes. Wie sieht der zeitliche Plan aus? Bulmahn : Wir werden auf der Bund-Länder-Kommissionssitzung Ende März darüber sprechen, es gibt vorher schon Gesprächsrunden mit Landesministern. Und deshalb hoffe ich, dass wir bis Mitte des Jahres klare Bedingungen haben und der Wettbewerb der Universitäten losgehen kann. Mit Bundesministerin Bulmahn sprach unsere Mitarbeiterin Katrin Helwich.

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